So sah die Einfahrt zum Firmengelände aus. Foto: Firma Stihl

Die meistverkaufte Motorsägenmarke der Welt kommt aus Bad Cannstatt. Von 1930 bis 1952 befand sich der Sitz der Firma Stihl in der Neckarvorstadt. Nun erinnert eine neue Tafel im Historischen Pfad durch Bad Cannstatt an dieses Kapitel der Industriegeschichte.

Bad Cannstatt - Auf den ersten Blick ist es ein gewöhnliches Wohnhaus, das Gebäude an der Hallstraße 65. Doch an dieser Stelle in der Neckarvorstadt wurde ein Stück Cannstatter Industriegeschichte geschrieben: Von 1930 bis 1944 war dort in großen Buchstaben zu lesen: „A. Stihl Maschinenfabrik“. Es war die Einfahrt zum Firmengelände des „Vaters der Motorsäge“. Die 104. Tafel im Historischen Pfad durch Bad Cannstatt erinnert ab sofort am ehemaligen Verwaltungsgebäude der Fabrik an dieses Kapitel der Firmengeschichte des heutigen Weltkonzerns, die auch stellvertretend für die Industriegeschichte im Stadtbezirk im Allgemeinen steht. „Viele bekannte Firmen und interessante Produkte, die heute auf dem Weltmarkt zu finden sind, kommen aus Bad Cannstatt“, sagt der Historiker Olaf Schulze und erinnert an die lange Liste

Hans Peter Stihl, Olaf Schulze und Rüdiger Stihl bei der Enthüllung der neuen Tafel. Foto: Annina Baur
berühmter Cannstatter Industrieller, die von Alfred Ritter bis zu Sigmund Lindauer reicht.

Für Hans Peter Stihl, den Sohn des Firmengründers Andreas Stihl, war es eine Selbstverständlichkeit, die neue Tafel zu stiften und zur Enthüllung nach Bad Cannstatt zu kommen: „Ich freue mich, dass gerade im 90. Jubiläumsjahr der Stihl-Firmengeschichte mit dieser Gedenktafel unseren Stuttgarter Wurzeln gedacht wird.“ 1930 habe es seinen Vater, der junge Ingenieur Andreas Stihl, aus dem Stuttgarter Westen nach Bad Cannstatt gezogen, um zu expandieren: Aus dem kleinen Büro mit Werkstatt wurde mit dem Umzug in die Neckarvorstadt eine stattliche Fabrik.

Umzug nach Bad Cannstatt als Grundlage des Erfolgs

Hans Peter Stihl, der in der Taubenheimstraße aufwuchs, erinnert sich noch gut an seine Kindheit in Bad Cannstatt – denn natürlich habe er als Kind auch noch Flausen im Kopf gehabt und gerne mal Streiche gespielt: „Wir haben etwa die Schülerinnen der Schillerschule geärgert und sind dann einfach davongerannt“, erzählt Hans Peter Stihl schmunzelnd. Vor allem aber hielt er sich auch schon in jungen Jahren gerne im Unternehmen seines Vaters auf: „Hier machte ich schon als kleiner Bub meine ersten Erfahrungen mit Produktion und Technik. Schon hier auf dem Hofgelände der Cannstatter Maschinenfabrik war mir als kleiner Junge klar, dass ich einmal im väterlichen Betrieb arbeiten würde.“ Der Umzug der Firma nach nach Bad Cannstatt, davon ist er überzeugt, sei die Grundlage des Erfolgs des Familienunternehmens. „Hier konnten erstmals größere Stückzahlen unserer Motorsägen produziert werden, die schon bald nach Russland, Japan und in die USA verkauft wurden“, erzählt Hans Peter Stihl.

Dabei wurden in den ersten Jahren in Bad Cannstatt noch gar nicht größtenteils die Sägen produziert, für die die Firma heute weltbekannt ist. „Mein Vater verdiente zunächst einen guten Teil seines Geldes mit der Herstellung von Waschmaschinen. Diese Gewinne wurden dann genutzt, um andere Produkte, wie zum Beispiel die erste benzinbetriebene Säge im Jahr 1929, zu entwickeln.“ Noch bis Mitte der 30er Jahre gehörten Waschmaschinen zur Produktpalette der Firma, deren Sitz noch bis 1952 Bad Cannstatt blieb. Inzwischen befindet sich der Hauptsitz in Waiblingen und die Firma Stihl ist in mehr als 160 Ländern der Welt vertreten.