In diesem Haus wuchs Thaddäus Troll auf. Foto: Silberburg-Verlag

Am heutigen Kaufhof erinnert eine Tafel im Historischen Pfad an den Mundartdichter Thaddäus Troll. An dieser Stelle stand bis 1973 das Geburtshaus des Schriftstellers, in dem auch die von der Familie selbst gesiedeten Seifen verkauf wurden.

Bad Cannstatt - Wind und Wetter und leider immer wieder auch Schmierfinken setzen den Tafeln des Historischen Pfads zu. Immer wieder müssen deshalb vor allem jene Tafeln erneuert werden, die schon seit vielen Jahren über interessante Personen, Gebäude und Gegebenheiten im Stadtbezirk informieren. Viele davon erneuert der Verein Pro Alt-Cannstatt heimlich, still und leise, sobald ein Spender gefunden ist. Bei herausragenden Persönlichkeiten wie Thaddäus Troll gibt es aber auch mal eine kleine Gedenkminute. So war zum Austausch der Tafel am Kaufhof unter anderem Titus Häussermann vom Silberburg-Verlag gekommen, welcher die neue Tafel gestiftet hat.

 

„Thaddäus Troll war mit Bad Cannstatt verwachsen“, sagt Hans Betsch. Legendär sei nicht nur sein Geständnis: „Ich bin in Cannstatt geboren und lebe in Stuttgart, also in der Emigration.“ Der Ehrenvorsitzende von Pro Alt-Cannstatt hat den Schriftsteller sogar einmal persönlich getroffen und kennt viele Geschichten über das Cannstatter Original, das nicht nur begeisterter Koch und Weinliebhaber war, sondern auch einer der bekanntesten schwäbischen Mundartdichter. „Wenn Troll nicht einschlafen konnte, spazierte er zum Beispiel in Gedanken die Marktstraße hinunter und ging im Geiste die Läden durch. Und auf Höhe des Erbsenbrunnens war er laut eigener Aussage meistens eingeschlafen. Das war sein persönliches Schäfchenzählen“, erzählt Betsch schmunzelnd.

Ladenpassage statt Kaufhaus

Zur Marktstraße hatte Thaddäus Troll alias Hans Wilhelm Bayer nämlich eine Verbindung von Geburt an: An der Stelle des heutigen Kaufhofs stand sein Geburtshaus, das 1973 abgerissen wurde und Platz für das Kaufhaus machen musste. „Im Haus befand sich auch das Geschäft, in dem die Familie Bayer Seifen verkaufte“, sagt Betsch. Gesiedet wurden diese Seifen damals in einem Garten in der Neckarvorstadt, regelmäßig lief Troll als kleiner Bub von seinem Elternhaus am Beginn der Marktstraße in die Voltastraße, um seinem Großvater bei der Arbeit das Mittagessen zu bringen.

An der Stelle des heutigen Kaufhofs gab es zu dieser Zeit laut Betsch übrigens eine kleine Ladenpassage: Zwischen Marktstraße und Badstraße seien unter anderem ein Zoofachgeschäft, ein Kiosk, ein Elektrowarenladen sowie ein Kino und die Galerie Kunsthöfle untergebracht gewesen. „Es dürften ungefähr zehn Läden gewesen sein“, erinnert sich Betsch.