Regenwetter kann die Freude darüber nicht trüben, dass nach zweimaligem Corona-Ausfall und drei vergangenen Jahren wieder in der Großbottwarer Altstadt gefeiert wird.
Gespannt war man in Großbottwar, wie groß der Besucherzuspruch nach zweimaligem Ausfall des Historischen Marktes im Zuge der Corona-Beschränkungen der vergangenen Jahre sein würde. Die heimelige Altstadt der Storchenstadt war bis 2019 immer ein Zuschauermagnet und lockte mit seinem alljährlichen Mittelalterspektakel zwischen 8000 und 13 000 Gäste an. Nach dem verregneten Wochenende dürfte sich die Zahl wohl eher im unteren Bereich bewegen. Die Macher von Miteinander Attraktives Großbottwar (MAG) haben die Lust am Feiern dennoch nicht verloren.
Bürgermeister hält Fest für enorm wichtig in der Außenwirkung
Die Hoffnung auf ein bisschen Sonnenschein währte bis zuletzt, doch ausgerechnet zur Eröffnung am Samstag um 14.30 Uhr verdichteten sich die ersten Tropfen zu einem ungemütlichen Landregen. Der Schultheiß Ralf Zimmermann hämmerte in der insgesamt 15. Auflage des Marktes den Hahn routiniert mit vier Schlägen ins Bierfass. „Wichtig ist, dass das Fest stattfindet, es ist für unsere Außenwirkung enorm wichtig“, sagte der Bürgermeister, der im Gewand erschienen war, am Rande. Die Freude darüber war auch unter den übrigen Mitwirkenden und Gästen zu spüren, die zum Marktplatz gekommen waren.
Froh äußerte sich die MAG-Vorsitzende Andrea Philippi über die stattliche Zahl von 68 Ständen – nur neun weniger als noch vor drei Jahren. „Andere Festorganisatoren haben gestaunt, dass wir nach der Pause so viele Marktbetreiber bekommen konnten.“ Die Corona-Politik hat offenbar trotzdem Spuren hinterlassen: Etwa ein Drittel der Stände war neu. Einem der Schausteller war im Gespräch der Frust über strikte und existenzbedrohende Maßnahmen in den Jahren zuvor anzumerken. Doch es gab auch Stände, an denen die Blicke nach vorne gerichtet waren. „Ich bin immer gerne in Großbottwar – man sieht, dass der Mittelaltermarkt hier in der kleinen Altstadt gelebt wird“, sagte eine der Helferinnen an einem Speisestand.
Die MAG-Macherinnen denken vor allem an die Kinder
Gelebt wird der Historische Markt vor allem, weil auch rund 50 MAG-Ehrenamtliche jedes Mal einen Tag vorher ihre Zeit opfern. „Wir haben seit 7 Uhr den ganzen Tag aufgebaut“, berichtet Michaela Bartsch. Die Leiterin der etwa zehnköpfigen Projektgruppe hatte seit Dezember Anlauf für den Markt genommen. Sie und Andrea Philippi wollen mit einem relativ moderaten Eintrittspreis von sechs Euro die Besucher schonen. „Die Honorare für Künstler und Security müssen wir aber erwirtschaften“, erklärt Andrea Philippi. Die MAG organisiere die Gaudi vor allem auch für die Kinder. Sie können zum Beispiel beim Ritterspiel auf Pferdeattrappen Punkte sammeln und Preise einheimsen.
Ein Humpen Met tröstet über das ungemütliche Wetter hinweg
Das Geschehen mit Gauklern, Rittern und fahrendem Volk habe schon vor drei Jahren Spaß gemacht, erzählt Matthias Bilger aus Erdmannhausen, der mit seiner Frau und den Kindern dem Regen trotzt. Die Stände bieten typisch mittelalterliche Waren. Vielen Gästen dürfte der ein oder andere Humpen Met über das ungemütliche Wetter hinweggetröstet haben.
Ehemaliger Stadtrat gibt immer noch motiviert den „Haderlump“
Unter den Aktiven der MAG scheint der Zusammenhalt und die Begeisterung für den Markt immer noch groß zu sein. Daniela Häfner etwa, lange Zeit im Projektteam, stellt sich gerne als Zöllnerin zur Verfügung, um Eintritt zu kassieren. Und der ehemalige Stadtrat Thomas Haag empfindet nach wie vor Freude, im abendlichen Stationsschauspiel bei Fackelschein den historisch belegten „Haderlump“ Jakob Friederle zu geben.