Das Historische Volksfest auf dem Schlossplatz zog im vergangenen Jahr 600 000 Besucher an. Aus der einmaligen Veranstaltung soll eine Institution werden. Foto:  

Seiltänzer und Flohzirkus soll es auch künftig wieder auf dem Stuttgarter Schlossplatz geben. Das freut den Bezirksbeirat Mitte. Doch er warnt davor, dass das Interesse an dem Rummel erlahmen könnte.

S-Mitte - Der Grünen-Bezirksbeirat Wolfgang Kaemmer sieht die Macht der Gewohnheit gebannt. Das Historische Volksfest wäre womöglich wie ein alter Hut dahergekommen, wenn es jährlich auf dem Schlossplatz ausgerichtet worden wäre. So wird es nicht kommen. Nach einer Debatte im Ausschuss für Wirtschaft und Wohnen entschieden die Stadträte sich für einen vierjährigen Turnus. Das Volksfest wird künftig parallel zum Landwirtschaftlichem Hauptfest gefeiert. Die Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart erzielt in solchen Jahren durch die Agrarmesse auf dem Fest einen höheren Erlös und benötigt weniger Zuschüsse, um auch noch das Historische Volksfest zu stemmen. Zum ersten Mal ist es 2022 soweit.

Kaemmer hat sich schon in der Vergangenheit für einen vierjährigen Turnus ausgesprochen. „Sonst denken die Besucher irgendwann: ,Nicht schon wieder ein Flohzirkus‘“, sagt er. Der Grünen-Politiker begrüßt es grundsätzlich, dass das Fest auf dem Schlossplatz bleiben soll. Das hatte jüngst der Finanzbürgermeister Michael Föll auf seiner letzten Ausschusssitzung vor seinem Wechsel ins Kultusministerium des Landes dem Gemeinderat empfohlen. Der Bezirksbeirat Mitte habe das ja gefordert, meint der Grünen-Politiker. Nun müsste durch einen Wechsel bei den Festausstellern darauf geachtet werden, dass das Interesse an der Veranstaltung nicht nachlässt, findet Kaemmer.

Bezirksbeirat Mitte ist am Ziel

600 000 Besucher kamen auf das Fest

Das Historische Volksfest wurde im vergangenen September gefeiert anlässlich des 200-jährigen Bestehens des Cannstatter Wasens und 100 Jahren Landwirtschaftliches Hauptfest. Rund 600 000 Menschen besuchten die Veranstaltung an acht Festtagen.

Der CDU-Bezirksbeirat Klaus Wenk hatte sich mit Nachdruck und einigen Anträgen für die Etablierung des Historische Volksfests auf dem Schlossplatz eingesetzt. Wenk meint, dass das Historische Volksfest eine Lücke füllt. „Beim Cannstatter Wasen weist ja nichts mehr auf die Umstände hin, warum es ihn überhaupt gibt. Das ist in Ordnung. Ich finde es aber gut, dass das Historische Volksfest nun aufklärt über die Hungersnot damals“, sagt Klaus Wenk.

Wenk nimmt vierjährigen Turnus hin

Er hätte sich einen Turnus alle zwei Jahren vorstellen können, sagt er. „Aber auch alle vier Jahre kann ich akzeptieren. Hauptsache, das Volksfest bleibt erhalten“, sagt der CDU-Politiker. Der Bezirksbeirat Ralph Schelle von SÖS/Linke-plus hatte als Befürworter des Volksfestes den Stadträten zu Beginn des Jahres sogar den Stadträten seiner Fraktion widersprochen. Diese hatten im Januar Kritik unter anderem an der Darstellung dunkelhäutiger Menschen auf dem Historischen Volksfest geäußert. Sie entsprächen den im Zeitalter des Kolonialismus gängigen Einstellungen, monierte die Gemeinderatsfraktion von SÖS/Linke-plus.

Schelle sah dagegen keine Notwendigkeit für eine geschichtliche Einordnung. Er hätte sich eine jährliche Wiederholung des Fests gewünscht. „Der große Andrang 2018 zeigt doch, dass das Fest Anklang findet“, sagt der Bezirksbeirat.

Bezirkschefin Kienzle regt an, dass Ehrenamtliche etwa vom Förderverein Alt Stuttgart sich Gedanken machen könnten über die genaue Ausgestaltung des Volksfests in der Zukunft. Dazu gehöre für sie auch eine historische Information zu den umstrittenen Abbildungen Dunkelhäutiger, sagt sie. „Das Linden-Museum oder das Haus der Geschichte könnten da ja helfen“, meint Kienzle.