Die Bären mit dem Knopf im Ohr können im im Lauf der Jahre wertvoller werden. Wen man weiß wie. Foto: dpa

Historische Teddybären sind häufig ein Vermögen wert. Ausschlaggebend sind Alter und Zustand der Kuscheltiere. Besonders renditeträchtig sind Stofftiere der Firma Steiff.

Giengen an der Brenz - Ein Teddybär – es gibt wohl kaum jemanden, der als Kind keinen hatte. Der Bär geht mit ins Bett, auf Reisen – einfach überall hin. Das Plüschtier dient als guter Freund oder Einschlafhilfe und tröstet das Kind, wenn es traurig ist oder Streit mit den Eltern hatte. Das allerdings ist spätestens mit Beginn der Pubertät vorbei. Oftmals schlummern die alten Kuscheltiere dann Jahrzehnte lang vergessen auf Dachböden oder in Kellern.

Dabei haben viele von ihnen mittlerweile Seltenheitswert und sind zum Kult geworden. Marken-Plüschtiere, vor allem von Steiff, sind in Sammlerkreisen am beliebtesten. Mitunter sind Sammler bereit, für besonders rare Exemplare viele tausend Euro auf den Tisch zu legen. Nach oben gibt es auf der Wertskala kaum eine Grenze – in Einzelfällen werden sogar sechsstellige Summen gezahlt.

Nach Angaben der Margarete Steiff GmbH ist bei der Bestimmung des Sammlerwertes vor allem ausschlaggebend, wie alt und gut erhalten das Tier ist und wie viele Exemplare davon noch existieren. Gerade der Zustand der Stofftiere kann – wie bei allen Arten von historischem Spielzeug – durchaus ein Problem sein: „Viele der älteren Exemplare waren in Kinderhand und sind dadurch schlecht erhalten. Desto teurer sind dann natürlich gut erhaltene seltene Steiff-Tiere“, sagt Thomas Schmidtkonz, Sammelexperte und Betreiber des Online-Portals Sammler.com. „Der Sammlerwert bewegt sich im Bereich weniger Euros bis hin zu vielen Tausend Euro für besonders begehrte, rare und alte Stofftiere.“

Wertvolle Stofftiere sind vor 1970 produziert worden

So war es im Jahr 2002 der Steiff-Teddybär „Happy“, der den Kuscheltierrekord aufstellte: Für satte 156 240 Euro wechselte das 1926 hergestellte Stofftier bei einer Versteigerung den Besitzer. Aber es sind nicht nur die Bären, die die Sammlerherzen höher schlagen lassen. Ebenfalls im Jahr 2002 war ein Stoffhund – der 1927 von Steiff hergestellte Foxterrier „Bonzo“ – einem Sammler 61 380 Euro wert. Und der 1904 produzierte Hase „Peter Rabbit“ war ein Jahr zuvor für immerhin 34 236 Euro gut.

Als historisch und damit wertvoll gelten in Sammlerkreisen grundsätzlich Stofftiere, die mindestens aus der Zeit vor 1970 stammen. Zur Altersbestimmung lässt sich bei Steiff-Tieren der berühmte Knopf im Ohr heranziehen, weiß Sammelexperte Schmidtkonz. „Mit dem Knopf befestigt ist das zweite typische Merkmal, die so genannte Fahne.“ Anhand dieser Merkmale ist die Bestimmung des ungefähren Herstellungsjahres gut möglich. So gibt es vier unterschiedliche Arten von Knöpfen: Knöpfe mit „Steiff“ in großen Druckbuchstaben wurden bis 1952 verwendet.

Nur echt mit dem charakteristischen Firmenzeichen

Anschließend gab es einen Nickel-Knopf mit dem Steiff-Schriftzug in erhabener Schreibschrift, der mit zwei auf der Rückseite angebrachten, im Ohr des Bären umgebogenen Zacken befestigt war. 1969 führte das Unternehmen den so genannten Linsenknopf ein – eine Hohlniete, ebenfalls aus Nickel, den Schriftzug „Steiff“ wie beim Vorgängermodell ebenfalls in Schreibschrift eingeprägt. Seit 1978 wird ein zweiteiliger Messingknopf, wieder mit eingeprägtem „Steiff“-Schriftzug verwendet.

Die Fahne trägt neben den Worten „Steiff Original“ auch den Schriftzug „Made in Germany“ sowie Materialhinweise und – als wichtigste Sammlerinformation – die Artikelnummer. Papier-Fahnen stammen dabei aus der Zeit zwischen 1948 und 1950. Anschließend wurden bis 1980 gelbe Leinenfähnchen verwendet. Danach setzte das Unternehmen gelbe Stoff-Fahnen ein. Seit 1986 wird weißes oder gelbes Printband verwendet. Ist zusätzlich ein weißes Fähnchen mit der Aufschrift „Made in US-Zone Germany“ vorhanden, stammt der so gekennzeichnete Teddybär aus der Zeit zwischen 1947 bis 1953.

Wer alte Steiff-Tiere erwerben möchte, wird vor allem bei Auktionshäusern fündig

Aus der Kombination der Merkmale lässt sich manchmal sogar das exakte Herstellungsjahr ableiten. Allerdings seien bei älteren Exemplaren „sehr oft diese Steiff-Markenzeichen verloren gegangen“, gibt Sammelexperte Schmidtkonz zu bedenken. „Es gibt aber noch eine ganze Reihe von eindeutigen Erkennungsmerkmalen, die auf der Verarbeitung beziehungsweise Herstellung beruhen.“ Hier sollte dann in jedem Fall ein Fachmann hinzugezogen werden, um zu erkennen, ob es sich bei dem Teddybären wirklich um einen kleinen oder auch größeren Schatz handelt.

Wer alte Steiff-Tiere erwerben möchte, wird vor allem bei Auktionshäusern fündig. „Seit langer Zeit werden Teddybären und andere antike Kuscheltiere im Rahmen von Auktionen versteigert“, sagt der Sindelfinger Spielzeugsammler Hans Hirling. „Zusätzlich gibt es spezielle Sammlerbörsen für Plüschtiere, die regelmäßig in vielen Regionen Deutschlands abgehalten werden.“

Wo viel Geld im Spiel ist, sind Fälscher nicht weit

Auch das Internet spielt eine wachsende Rolle: Einige Versandhäuser haben sich auf historische Teddybären und andere Plüschtiere spezialisiert, beim Online-Auktionshaus Ebay lässt sich zudem mit etwas Glück das eine oder andere Schnäppchen machen. Hier ist jedoch Vorsicht geboten: Denn wo viel Geld im Spiel ist, sind Fälscher nicht weit. Und wer sich nicht auskennt, gibt unter Umständen viel Geld für eine billige Replik aus.

Wer alte Kuscheltiere, etwa aus Dachbodenfunden bei Eltern oder Großeltern, zu Geld machen will, für den sind ebenfalls Auktionshäuser sowie Antiquitätenhändler der erste Ansprechpartner. Hier kann man den Wert der Plüschtiere auch gegen eine geringe Gebühr schätzen lassen und so in Erfahrung bringen, ob sich ein Verkauf überhaupt lohnt. Wenn nicht, gibt es natürlich immer noch die Kinder und Enkel, denen man mit einem kuscheligen Gefährten eine große Freude bereiten kann. Lachende Kinderaugen lassen sich schließlich nur schwer mit Geld aufwiegen.

Stofftiertradition aus der Provinz

Nicht einmal 20.000 Einwohner zählt das Städtchen Giengen an der Brenz im Osten Baden-Württembergs, direkt an der Grenze zu Bayern gelegen. Und doch hat dort eines der bekanntesten deutschen Traditionsunternehmen seinen Sitz: Der Spielzeughersteller Margarete Steiff, vor allem bekannt durch seine Stofftiere mit dem metallenen Knopf im Ohr.

Rund 1300 Mitarbeiter arbeiten für das 1880 gegründete Familienunternehmen, das erste dort produzierte Kuscheltier war ein Elefant aus Filz. Wie in Familienunternehmen üblich, spricht man auch bei Steiff ungern über Zahlen. Jedoch schätzen Branchenkenner den jährlichen Umsatz auf rund 70 Millionen Euro.