Die S-Bahn soll von 2019 an nach anderen Regeln fahren. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der Verkehrs- und Tarifverbund plant die größte Reform seit seiner Gründung 1978. Von bisher 52 Zonen bleiben nur noch sechs. Das gesamte Stuttgarter Stadtgebiet soll eine Zone werden.

Stuttgart - Es ist eine merkwürdige Ironie der Geschichte, dass Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) ausgerechnet im Angesicht eines heraufziehenden Streiks im öffentlichen Nahverkehr die größte Tarifreform seit Bestehen des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS) auf den Weg bringt. Denn tatsächlich hat sich der VVS-Aufsichtsrat ausweislich einer am Dienstag verbreiteten Mitteilung dafür ausgesprochen, die Zonen 10 und 20 in der Landeshauptstadt zu einer Zone zu vereinigen. Zudem sollen die Sektorengrenzen in den Außenringen abgeschafft und die 60er- und 70er-Ringe zusammengefasst werden. Damit würde es in Stuttgart und den Verbundlandkreisen statt 52 Tarifzonen nur noch fünf bis sechs Ringzonen geben. Das wäre die umfassendste Veränderung seit Gründung des VVS anno 1978; die damals ersonnene Zoneneinteilung gilt im Grundsatz noch heute.

„Unser Ziel ist es, so viele Menschen wie möglich für den ÖPNV zu gewinnen. Mit der Reform wollen wir das Tarifsystem des VVS übersichtlicher gestalten und die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs vereinfachen“, frohlockte OB Kuhn, der in Personalunion Aufsichtsratsvorsitzender des VVS ist. Seiner Ansicht nach würden viele Kunden auch preislich von der Reform profitieren. Zudem sei die Neuordnung „eine wichtige und schnell wirksame Maßnahme zur Verbesserung der Luft in der Region Stuttgart“.

Die Gesellschafter müssen noch zustimmen

Intern haben Vertreter der Gesellschafter – unter anderem das Land, die Region, die SSB, die Bahn, die Stadt Stuttgart sowie die Landkreise Böblingen, Ludwigsburg, Esslingen und Rems-Murr – in den vergangenen Monaten sechs Varianten untersucht. Das Votum des Aufsichtsrats, das Stadtgebiet Stuttgart zu einer Tarifzone zusammenzufassen, so dass auch die Ein- und Auspendler in den Talkessel (heutige Zone 10) eine Tarifzone sparen, unterliegt allerdings ebenso dem Vorbehalt der Zustimmung der Gesellschafter wie die Auflösung der Sektorengrenzen in den Außenringen.

Die Kosten der Reform betragen laut VVS bis zu 42 Millionen Euro pro Jahr. Dies sei die Konsequenz aus der Tatsache, dass viele Fahrgäste künftig weniger Zonen befahren und damit einen geringeren Fahrpreis entrichten müssten. Kuhn sei beauftragt worden, mit den VVS-Gesellschaftern über die Finanzierung zu sprechen, um eine endgültige Entscheidung im Aufsichtsrat und in der Gesellschafterversammlung vorzubereiten, heißt es in der Mitteilung des VVS. Das Ziel sei, in den nächsten Monaten einen gemeinsamen Vorschlag für die Finanzierung der geplanten Tarifzonenreform zu erarbeiten. Diese könne dann als Basis für die Beschlussfassung in den Gremien der Gesellschafter dienen.

Der Oberbürgermeister ist zuversichtlich

Der OB zeigte sich nach der Aufsichtsratssitzung zuversichtlich: „Die Tarifzonenreform im VVS ist auf einem guten Weg. Die Finanzierung ist nicht einfach, es ist ein hoher Millionenbetrag zu stemmen – und das jährlich. Aber ich habe den Eindruck, dass alle Partner an einem Strang ziehen.“ Ziel sei es, die notwendigen Beschlüsse bis zur Sommerpause zu treffen, „damit die Tarifzonenreform im Laufe des Jahres 2019 umgesetzt werden kann“.