Seit Kurzem ist klar, dass mindestens ein historisches Haus im Ortskern von Stuttgart-Degerloch weg soll. Darüber ist eine Debatte entbrannt. Offiziell hat die Stadt dazu allerdings noch nicht informiert. Das verwundert manche.
Degerloch - Mit diesem in der Öffentlichkeit heiß diskutierten Thema wird sich der Degerlocher Bezirksbeirat wohl erst nach der Sommerpause befassen. Nämlich mit der Weiterentwicklung des Areals Große Falterstraße 18 und 20 neben der Michaelskirche. Die Mitglieder des Gremiums mussten aus unserer Zeitung erfahren, dass die Stadt das Gebäude Große Falterstraße 18 abreißen lassen will und darüber nachdenkt, das dahinter gelegen Gebäude mit der Hausnummer 20 möglicherweise abzubrechen oder einer neuen Nutzung zuzuführen. Die Lokalpolitiker hätten sich gewünscht, frühzeitig von der Stadt über die Pläne informiert zu werden. „Wir hatten nur am Rande davon erfahren, dass sich dort etwas tut“, sagt der SPD-Bezirksbeirat Ulrich-Michael Weiß. Grundsätzlich kann er sich an der Stelle durchaus eine Wohnbebauung vorstellen.
Die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft hat nach Auskunft der Stadt den Auftrag erhalten, für das Areal erste mögliche Entwürfe zu erstellen. Neben Wohnungen soll dort, nach den derzeitigen Überlegungen, auch eine neue Kindertagesstätte entstehen. „Wir brauchen aber einen Planungsentwurf des Stadtplanungsamts, bevor ich zur weiteren Entwicklung etwas sagen kann“, sagt Weiß. Es sei in jedem Fall erforderlich, die Pläne umfassend zu diskutieren. Dass das Gebäude Große Falterstraße 18, wenn die Balken durch einen Pilz geschädigt sind, nicht gehalten werden kann, sei nachvollziehbar.
Die CDU sieht durchaus Potenzial
Für den CDU-Sprecher im Bezirksbeirat, Götz Bräuer, „ist eine Wohnbebauung grundsätzlich sinnvoll“, wie er sagt. Ohne aber genaue Pläne zu der möglichen Entwicklung und Informationen zum Zustand der Gebäude zu kennen, will er kein Urteil dazu abgeben, was dort passieren soll. Da aber schon seit geraumer Zeit auch der Treffpunkt Degerloch nach neuen Räumen sucht, wäre das sicher ein geeigneter Ort – und am seitherigen Standort des Treffpunkts an der Mittleren Straße könnten dann Wohnungen entstehen. „Ich könnte mir eine Verlagerung gut vorstellen“, sagt Bräuer. Auch würde er sich im Zuge der Neuordnung des Areals wünschen, dass man von der Mittleren Straße aus einen öffentlichen Durchgang zum Agnes-Kneher-Platz schaffen würde. „Wenn ich dort nicht ein gemeinnütziges Gebäude unterbringe, wo denn dann?“, fragt sich Bräuer, der Entwicklungspotenzial sieht.
Dass das Haus Große Falterstraße 20 in die Überlegungen mit einbezogen werde, sei richtig, wie auch immer am Ende eine Lösung aussehen wird. Grundsätzlich werde ja immer gefordert, dass man die Nachverdichtung der Außenentwicklung vorziehen solle. Hier hätte man nun die Möglichkeit, Wohnungen und öffentliche Räume etwa für die Volkshoch- und die Musikschule sowie einen großen Saal zu realisieren. Das hätte einen gewissen Charme, sagt Bräuer. „Aber wir müssen jetzt mal die weiteren Infos von der Stadt abwarten.“
Man kämpfe dort um jeden Quadratmeter
Der Grünen-Fraktionschef Michael Huppenbauer kann sich mit möglichen Plänen für eine reine oder überwiegende Wohnbebauung nicht so recht anfreunden. „Das ist nicht unsere Vorstellung dort“, sagt er. Man müsse das Gesamtgefüge mit dem neuen Haus der Kirche und dem Agnes-Kneher-Platz sowie den dortigen Gebäuden sehen. Nachdem, anders als ursprünglich geplant, im Elly-Heuss-Knapp-Gemeindehaus nun kein Café entstehe, kann sich Huppenbauer auch Gastronomie am Rande des Agnes-Kneher-Platzes vorstellen. „Wir bräuchten aber einen Ideenwettbewerb“, sagt Huppenbauer.
Und bei allem Verdruss darüber, dass die Bezirksbeiräte nicht frühzeitig von der Verwaltung über die Pläne informiert worden sind, gewinnt Huppenbauer der aktuellen Situation etwas Positives ab: „Gut dass man nun weiß, dass dort was passieren soll, dann kann man jetzt noch was unternehmen“, sagt der Grünen-Sprecher. Denn eines sei klar: „Wir kämpfen an diesem Standort um jeden Quadratmeter.“