Eine Böblinger Ausstellung über jüdisches Leben in früheren Jahrhunderten wird am Freitag um 18 Uhr im Neuen Rathaus eröffnet.
Die Geschichte der Juden in Böblingen blieb über Jahrhunderte hinweg kaum sichtbar. Und doch zeigen Archivfunde: Die alte Amtsstadt Böblingen war auf verschiedene Weise mit jüdischem Leben in der Region verflochten. Eine Ausstellung im Foyer des Neuen Rathauses will diese wenig bekannten Aspekte der Stadtgeschichte nun beleuchten und zeigt die Spuren jüdischer Präsenz während des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit. Eröffnet wird die Präsentation „Böblingen und seine Judengasse. Von helfenden Händen, verschlossenen Wegen und magischen Schätzen“ am Freitag, 16. Mai, um 18 Uhr. Dabei hält die Historikerin Marie Lindner einen kurzen Impulsvortrag.
Die Ausstellung des Stadtarchivs erzählt von jüdischem Leben zwischen Alltag und Ausgrenzung, von magischer Schatzsuche und christlich-jüdischen Alltagsbeziehungen. Im Zentrum stehen dabei zwei rätselhafte Begriffe aus den Quellen: „Judenacker“ und „Judengasse“. Was verbirgt sich hinter diesen Flurnamen? Wie gelangten jüdische Menschen dennoch in das Amt und die Stadt Böblingen – etwa als Händler, in Gefangenschaft oder als vermeintliche Zauberkundige – obwohl ihre Ansiedlung im Herzogtum Württemberg über Jahrhunderte verboten war? Und wie viel lässt sich über jüdisches Leben zwischen den Zeilen der Überlieferung entdecken?
Diesen und weiteren Fragen geht die Tafelausstellung anhand von anschaulichem Kartenmaterial, historischen Handschriften und überraschenden Einzelschicksalen nach. Sie zeigt, wie eng lokale Erinnerung, jüdische Geschichte und frühneuzeitliches Denken miteinander verknüpft sind. Dabei geht es nicht nur um Böblingen selbst: Auch der Blick in die umliegenden Dörfer und Gebiete eröffnet neue Perspektiven auf die Lebensrealitäten jüdischer Menschen in der Region zwischen Mittelalter und Moderne. Ein besonderer Höhepunkt ist ein Exponat aus dem Bestand des Stadtarchivs Böblingen: Das Lagerbuch aus dem Jahr 1587 bietet wertvolle Einblicke in die damaligen Besitz- und Wohnverhältnisse und ist zugleich der einzige Beleg für die „Judengasse“ in Böblingen.
Die Ausstellung ist bis zum 12. September 2025 während der Öffnungszeiten des Neuen Rathauses zugänglich. Das begleitende Heft zur Ausstellung ist sowohl im Museumsshop (Pfarrgasse 2) als auch digital ab Ausstellungsbeginn erhältlich.