Beim Einkaufen kam das Plauschen nicht zu kurz – die Museumsleiterin Catharina Raible und ihre Mitarbeiterin Gertrud Buder (links) lassen alte Zeiten aufleben. Foto: factum/Granville

Vom Wandel im Handel erzählt der alte Krämerladen im Stadtmuseum – bei der Einkaufs- und Kulturnacht am kommenden Freitag ist er geöffnet. Auch Läden dieser Zeit empfangen da Kunden.

Gerlingen - Hinter der schmalen Tür beginnt eine andere Welt. „Kühles Bier“ steht auf einem Blechschild an der Wand, auf dem Tresen thronen Bonbongläser und eine Zeigerwaage. Dazwischen das hölzerne Monstrum von Kasse. Sie klingelt, wenn Catharina Raible sie öffnet. Die Leiterin des Gerlinger Stadtmuseums und ihre Mitarbeiterin Gertrud Buder sind für den Fotografen Verkäuferin und Kundin. Das Stadtmuseum besitzt einen Schatz: einen Laden aus alter Zeit. Dieser wird an diesem Freitagabend bei der Einkaufs- und Kulturnacht geöffnet. Bei zwei Führungen können Besucher auch einen ersten Blick werfen in die neue Schau, die sich mit dem Wandel im Handel beschäftigt – passend zur langen Einkaufs- und Kulturnacht. Bis 22 Uhr haben rund zwei Dutzend Läden geöffnet, dazu gibt es Kultur und Kunst.

Viele Angebote gebündelt

Zum fünften Mal wird am Freitagabend, 26. Oktober, die Stadt zur stimmungsvollen Flaniermeile mit Musik, Artistik, Kunst und Kultur. Der Stadtmarketingverein und die Stadt haben sich 2014 mit dem Elternbeirat zusammengetan, um einige ansonsten verstreute Angebote an einem Abend zu bündeln – vor dem Advent. Das beginnt mit einem Laternenumzug der Kinder am Rathausplatz, begleitet von den Posaunenbläsern des CVJM und der Flötengruppe der Jugendmusikschule. Die Jonglier-AG des Robert-Bosch-Gymnasiums wird zwei Mal mit tanzendem Feuer begeistern.

An vielen Stellen erklingt Musik, Ladeninhaber halten ihre Geschäfte offen. Deren Angebot reicht von Mode und Schmuck über Blumen, Biokost und fair gehandelte Waren über Bücher, Spiele, Kissen und Handtücher bis zum Friseur – und noch viel weiter. Geschäftsschluss ist um 22 Uhr – auch im Baumarkt für Frauen, in dem es alles rund um Wolle und Stoffe gibt.

Packpapier von der Rolle

Farbige Fadenrollen findet man auch in dem Krämerladen. Er stammt aus Gerlingen, wurde Mitte der achtziger Jahre ins Museum versetzt. Von der Decke hängt ein klebriger Fliegenfänger, rechts steht der riesige Eisschrank, auf einem Regal reiht sich Blechdose an Blechdose. Brötchen oder Gemüse wurden in Tüten verpackt, Einpackpapier kam von der Rolle. Vieles hat der Krämer abgewogen: Tee, Kaffee, Hustenbonbons, Salzstengel. Die Schippe lag ständig bereit. Viele Schubladen sind noch von Hand beschriftet: für Korinthen, Vanillezucker, Gewürze und vieles mehr. Eine Schublade riecht intensiv nach Nelken – 30 Jahre nach dem letzten Gebrauch.

Hier läuft die Zeit anders als im Supermarkt. Der Museumsladen ist ein wichtiges Symbol für den Wandel im Handel. In der dazu gehörenden Ausstellung wird dieser auch mit Spielzeugkaufläden gezeigt. Die Schau öffnet am 4. November.

Einkaufen und Musik
Etwa zwei Dutzend Läden in der Gerlinger Innenstadt öffnen am Freitagabend bis 22 Uhr. In und vor verschiedenen Gaststätten und Läden spielen Bands.

Lichterzug
Um 18.30 Uhr startet am Rathausplatz ein Laternenumzug mit Posaunenchor und Flöten.

Kultur
Im Rathaus ist die aktuelle Ausstellung zu sehen, die Freie Kunstakademie stellt ihr Projekt „Frieden auf die Fahnen schreiben“ vor. Im Haus der Volkshochschule gibt es jede halbe Stunde von 18 bis 20.30 Uhr Tai-Chi und Qigong zum Kennenlernen, eine Teeschule, Kurzkurse in Italienisch, Spanisch und Französisch.Im Stadtmuseum sind Previews der neuen Ausstellung um 19 und 20 Uhr; zudem wird wieder einmal der alte Kaufmannsladen geöffnet. Um 21 Uhr beginnt die Stadtführung zu dunklen Geschichten und alten Sitten. In der Stadtbücherei werden von 15 Uhr an Laternen gebastelt. Die Jonglier-AG tritt auf: 19.30 Uhr am Rathausplatz und um 20.30 Uhr am Neuen Platz.