Eine Frau verbrennt während einer Gedenkzeremonie am Kenotaph für die Opfer des Abwurfs der US-Atombombe ein Räucherstäbchen. Foto: dpa

Am 6. August 1945 fiel die Bombe auf Hiroshima. 73 Jahre später hält der Bürgermeister der japanischen Stadt ein Plädoyer für eine atomwaffenfreie Welt.

Tokio - 73 Jahre nach dem Atombombenabwurf auf Hiroshima hat die Stadt der 140 000 Toten gedacht. Bürgermeister Kazumi Matsui rief bei einer Zeremonie am Montag die Schreckensszenen nach der Explosion am Morgen des 6. Augusts 1945 sowie die erlittenen Qualen der Opfer in Erinnerung. Er äußerte sich besorgt über den Zuwachs egozentrischer Politik weltweit und warnte vor der Idee der nuklearen Abschreckung. Sie sei eine extreme Bedrohung für die globale Sicherheit. Politische Entscheidungsträger müssten eine Welt ohne Atomwaffen schaffen, sagte er.

Die USA warfen drei Tage nach der Atombombe von Hiroshima eine weitere auf Nagasaki ab. Dort starben weitere 70 000 Menschen. Im Anschluss an den Doppelschlag kapitulierte Japan im Zweiten Weltkrieg.

Rund 50 000 Menschen nahmen an der Zeremonie in Hiroshima teil. Darunter waren neben Einwohnern der Stadt Vertreter aus 58 Ländern. Gemeinsam mit Überlebenden und deren Angehörigen hielten sie um 8.15 Uhr (Ortszeit), dem Zeitpunkt der Detonation, eine Schweigeminute ab.

Bürgermeister plädiert für atomwaffenfreie Welt

Der Gedenktag jährt sich zu einer Zeit, in der das Atomwaffenprogramm Nordkoreas unter besonderer Beobachtung steht. Staatsführer Kim Jong Un versprach bei einem Gipfeltreffen mit US-Präsident Donald Trump im Juni, auf eine vollständige nukleare Abrüstung auf der koreanischen Halbinsel hinarbeiten zu wollen. Konkrete Vereinbarungen blieben allerdings aus.

Matsui sagte auf der Zeremonie weiter, die japanische Regierung müsse mehr für eine atomwaffenfreie Welt tun, indem sie dabei helfe, dass der Atomwaffenverbotsvertrag in Kraft trete. Japan als US-Verbündeter hat das Abkommen trotz seiner Erfahrungen von Hiroshima und Nagasaki nicht unterzeichnet. Stattdessen sollte sich Japan zu der pazifistischen Verfassung des Landes bekennen und die internationale Gemeinschaft „in Richtung Dialog und Kooperation für eine Welt ohne Atomwaffen“ führen, forderte Matsui.

Der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe nahm ebenfalls an der Zeremonie teil. Er sagte, die Differenzen zwischen den Atommächten und den anderen Staaten der Welt nähmen zu. Er wolle mehr tun, damit diese Lücke geschlossen werde. Um beide Seiten von einer Zusammenarbeit zu überzeugen, sei es wichtig, „die Realität der Tragödie von Atomangriffen“ zu verstehen, sagte er.