Alyzah, Ildikó und Maïa bei ihren Auftritten in der Stuttgarter Oper Foto: StZN

Beim Spielzeitfinale an der Stuttgarter Oper durfte sich am Mittwoch der Hip-Hop auf der Bühne austoben. Vor allem Rapperinnen brachten das Operhaus zum Wackeln.

Oper und Hip-Hop verschmelzen zurzeit in Stuttgart immer häufiger. So war neulich nicht nur der Berliner Rapper Apsilon bei den „Littmann-Sessions“ zu Gast, sondern Hip-Hop ist auch mit dem Musiktheater-Stück „Der Rote Wal“ ins Haus der Hochkultur eingekehrt; Markus Winter, den die Fans besser als Maeckes kennen, ist an Geschichte und Text beteiligt.

 

Oper meets Hip-Hop

Die Liaison der beiden Genres passt demnach gut zusammen, und so war am Mittwochabend vor gut besuchtem Haus wieder Zeit für „Oper meets Hip-Hop“. Ein Teil der Ausstattung vom „Roten Wal“ bildete dabei die Kulisse, wie etwa der Spiegel, der das Publikum reflektiert, oder die konkave Lichtwand aus Quadraten. Den Abend veranstaltet die Staatsoper Stuttgart gemeinsam mit dem Klub Wizemann.

Wie in einer Hip-Hop-Revue präsentieren sich am Abend sowohl alte Hasen als auch spannende Newcomer, die in diesem Fall durchweg Frauen sind. So sind mehr weibliche als männliche Acts auf dem Line-Up vertreten: Maïa, ildikó, TAM, Alyzah und Lucy Duffner. Als männliche Parts kommen hinzu Dexter, Audio 88 & Yassin und Kemelion, der am Abend einen längeren DJ-Part übernimmt.

Tamara Güçlü, mit Künstlernamen TAM, führt durch den Abend und verkündet, dass alle Künstlerinnen und Künstler ihre Gagen an die Hilfsorganisationen Viva con Agua und an Stelp gespendet haben. TAM ist seit 2021 auch als Musikerin aktiv und präsentiert im Mittelteil des Abends ihre eigenen Songs, die als Slow Jam im Stil des R&B konzipiert sind. Ihr Debütalbum ist praktisch fertig und wird bald veröffentlicht.

Maïa, Ildikó, Alyzah, TAM, Lucy Duffner

Den Anfang macht jedoch die Sängerin Maïa, die mit Gitarre und begleitet von Cello und E-Piano ein poetisches Singer-Songwriting auf den Weg bringt. Ihre Songs heißen „Tristesse“ oder „Welt“, ihre Darbietung ist traurig-schön. Darauf folgt die in Stuttgart lebende Rapperin ildikó, die aktuell mit der Zeile „Männer nerven“ aus dem Song „Guck mich nicht an“ für Aufsehen sorgt. Frech stellt die 26-Jährige ihre Songs vor, darunter auch „ildiflow“ mit Old-School-Avancen. Mit hochgepitchter Stimme persifliert sie vermeintlich typisch weibliches Verhalten.

Dann dürfen auch mal die Männer nach vorn; der Produzent und Sänger Kemelion kommt auf die Bühne und legt ein mit Funk und Soul beladenes DJ-Set vor, das an einen „Grand Theft“-Autocruise erinnert. Einer seiner Songs, erfährt man, war bereits in der Playlist des berühmten Videospiels zu finden. Der aus Reutlingen stammende Musiker hat auch schon für Apache 207 oder Takt 32 gearbeitet. Spätestens jetzt beginnt im Publikum das Kopfnicken, das beim Auftritt von Dexter weitergeht. Mit seinem Song „Gold“ bringt er den Saal zum Tanzen. Kurz darauf kommen Audio 88 & Yassin auf die Bühne und legen mit dem gemeinsamen Stück „Dies das“ nach.

Partyschlager „Feuersee“

Zurück zum Lady-Rap mit der Frankfurter Rapperin Alyzah: „Schön, dass die Musik einen an Orte bringt, die man nicht erwartet“ ruft sie. Auf ihren Aufruf hin steht das Publikum – die Opernwände wackeln. Nochmals dürfen Audio 88 & Yassin ran, geben erneut ihre kräftigen Beats zum Besten. Schließlich folgt noch der Auftritt der Partyschlager-Sängerin Lucy Duffner, die für Abwechslung sorgt, wenn sie ihren Song „Feuersee“ rauswuppt. Zum Finale gibt es eine gemeinsame Verbeugung. Ein schöner Hip-Hop-Abend, der vor allem im Zeichen der Frau stand. Schließlich heißt es ja auch „die“ Oper.