Gesa Krause ist nach ihrem 3000-Meter-Hindernis-Lauf am Boden zerstört. Foto: dpa

Nach ihrem Sturz im Hindernislauf hat Gesa Krause eine Medaille verpasst und ist trotzdem eine Siegerin. Denn die wahre Größe eines Sportlers zeigt sich im Umgang mit der Niederlage, meint Sportredakteur Marko Schumacher.

London - Ihre Tränen konnte Gesa Krause nicht zurückhalten – wer wollte es Ihr verdenken. Untröstlich stand die 25-Jährige vor der Fernsehkamera, nachdem sie aufgrund eines unverschuldeten Sturzes ihr großes Ziel verpasst hatte, im 3000-Meter-Hindernis-Finale der Leichtathletik-WM in London eine Medaille zu gewinnen.

Dass es ihr das Herz breche, schluchzte Krause hinterher und sprach von den monatelangen Entbehrungen in den Trainingslagern in Afrika, dem Leben aus dem Koffer, der langen Abwesenheit von ihrer Familie, der knüppelharten Arbeit, die sie seit Jahren investiere. All das, sagte sie, sei für die Katz gewesen.

Dem Sport hat Gesa Krause eine großen Dienst erwiesen

Man konnte sie gut verstehen und litt mit – doch im letzten Punkt, da möchte man der 25-Jährige energisch widersprechen. Ihr Sturz hat keineswegs all die Mühen wertlos gemacht. Im Gegenteil: die wahre Größe eines Sportlers zeigt sich in der Niederlage. Gesa Krause hat in London gezeigt, dass sie eine sehr große Athletin ist. Dem Sport hat sie damit einen wichtigen Dienst erwiesen.

Sie hat nach ihrem Sturz, bei dem sie auch noch einen Schlag auf den Kopf und einen Tritt gegen den Knöchel einstecken musste, nicht etwa frustriert aufgegeben. Sie hat sich sofort wieder aufgerappelt, ist benommen weitergelaufen, hat sogar noch ein paar Konkurrentinnen überholt und am Ende den sehr respektablen neunten Platz erreicht. „Das ist der Hindernislauf, da kann so etwas passieren“, auch das sagte Krause zu ihrem riesigen Pech.

Vom Publikum erfährt Gesa Krause überwältigenden Zuspruch

Auch deshalb erfährt Gesa Krause seit Freitagabend überwältigenden Zuspruch des Publikums. Das Scheitern bewegt die Menschen häufig viel mehr als der Gewinn einer weiteren Medaille. Mit leeren Händen verlässt die Leichtathletin London – und ist trotzdem eine der großen Siegerinnen.