Oben links zu erkennen: der Goldene Henkel, ein Ringwall am Schattenrand des Mondes. Foto: Adobe Stock

Ende des Monats ist mit dem Fernglas ein auffälliger Ringwall auf dem Erdtrabanten zu beobachten.

Stuttgart - Schon kurz nach Sonnenuntergang kann man am westlichen Abendhimmel Venus erkennen. Bei Einbruch der Dunkelheit strahlt sie als auffälliges Gestirn. Man nennt sie häufig Abendstern, obwohl sie gar kein Stern, keine selbstleuchtende Gaskugel, sondern ein Planet ist. Planeten sieht man nur, weil sie von der Sonne beschienen werden. Am 16. zieht die Sichel des zunehmenden Mondes an Venus vorbei – ein netter Himmelsanblick gegen 23 Uhr. Doch Venus ist in diesem Sommer nicht der einzige helle Planet, der die Blicke auf sich zieht. Auch Mars, Jupiter und Saturn sind auffallend hell und günstig zu beobachten. Jupiter ist nach Venus zweithellster Planet. Am Abendhimmel sieht man ihn am Südosthimmel im Sternbild Waage. Vom Morgenhimmel zieht sich der Riesenplanet zurück. Anfang Juni versinkt er kurz vor halb fünf Uhr morgens unter dem Südwesthorizont, zu Monatsende bereits eine knappe halbe Stunde nach zwei Uhr.

Saturn ist die ganze Nacht über zu sehen. Am 27. kommt der Ringplanet im Sternbild Schütze in Opposition zur Sonne. Der gelblich leuchtende Saturn ist am Abendhimmel tief im Südosten zu sehen. Gegen Mitternacht sieht man ihn in südlicher Richtung – erst kurz nach ein Uhr morgens erreicht er seine höchste Stellung im Süden. Im Teleskop erkennt man nicht nur sein prächtiges Ringsystem, sondern bemerkt auch, dass er nicht kreisförmig, sondern oval erscheint. Infolge seiner raschen Rotation ist Saturn erheblich abgeplattet. Ein Saturntag dauert nur zehneinhalb Stunden.

Schneller Jupiter

Mit 120 500 Kilometer Äquatordurchmesser und 95-facher Erdmasse ist Saturn der zweitgrößte und zweitschwerste Planet unseres Sonnensystems. Er wird nur noch von Jupiter übertroffen. Fast 30 Jahre ist der Ringplanet unterwegs, um einmal die Sonne zu umrunden. Er ist damit der langsamste der hellen, freisichtigen Planeten. Der schnellere Jupiter, der seinen Weg um die Sonne in zwölf Jahren schafft, pirscht sich allmählich an Saturn heran. Am 21. Dezember 2020 wird Jupiter dann den Ringplaneten einholen. Eine solche Stellung nennt man „Große Konjunktion“. Sie findet kurz vor Weihnachten 2020 im Sternbild Schütze statt. Die darauffolgende Große Konjunktion wird erst Mitte November 2040 eintreten.

Die zweite Nachthälfte wird von Mars beherrscht. Seine Helligkeit steigt weiter deutlich an. Damit macht er zum Monatsende Jupiter Konkurrenz. Ende Juli wird der gelblich-rote Planet schließlich den Ringplaneten an Glanz übertreffen. Mars im Sternbild Schütze verlagert seine Aufgänge in die Zeit vor Mitternacht. Anfang Juni geht er kurz nach ein Uhr morgens auf, Ende des Monats schon eine halbe Stunde vor Mitternacht.

Pittoreske Erscheinung

In der Nacht vom 23. auf 24. Juni kann man mit einem Fernglas die pittoreske Erscheinung des „Goldenen Henkels“ auf dem Mond beobachten. Im Norden der Mondkugel sieht man an der Lichtgrenze des zunehmenden Mondes ein kleines, helles Häkchen oder einen Henkel auf der dunklen Seite leuchten. Der sogenannte Goldene Henkel erscheint, wenn die Sonne über der Regenbogenbucht aufgeht. Diese grenzt an das Regenmeer und ist ein halb versunkener, riesiger Ringwall, dessen südöstlicher Teil von den Lavamassen des Regenmeeres überflutet wurde. Knapp zehn Tage nach Neumond geht die Sonne über der Regenbogenbucht gerade auf. Dabei leuchten zunächst die Gipfel des Juragebirges auf, während der Beckenboden und der Gebirgsstock noch im tiefen Dunkel der Mondnacht liegen. Wer eine Mondkarte zur Orientierung benutzt, wird feststellen, dass die Mondformationen lateinische Bezeichnungen tragen. Die Regenbogenbucht wird Sinus Iridum und das Regenmeer Mare Imbrium genannt. Vollmond wird am 28. um 6.53 Uhr im Sternbild Schütze erreicht.

Der abendliche Fixsternhimmel trägt nun sommerlichen Charakter. Das Frühlingsdreieck aus Arktur im Bootes, Regulus im Löwen und Spica in der Jungfrau ist in die westliche Himmelshälfte gerückt. Im Osten ist dagegen das Sommerdreieck mit Wega, Deneb und Atair komplett aufgegangen. Der Große Wagen steht immer noch hoch über unseren Köpfen und ist leicht zu finden. Tief im Norden zeigt sich die bei uns zirkumpolare Kapella.

Krabblender Skorpion

Tief im Süden krabbelt der Skorpion den Horizont entlang. Sein roter Hauptstern Antares ist kaum zu übersehen. Zwischen Großem Wagen und dem hellen Arktur befindet sich das Sternbild der Jagdhunde. In der Antike gab es dieses unscheinbare Sternbild noch nicht. Es wurde erst in der Neuzeit von dem Danziger Ratsherrn und Amateurastronomen Johannes Hevelius im Jahre 1680 eingeführt. Hevelius besaß eine der größten und bedeutendsten Privatsternwarten seiner Zeit, die leider ein Raub der Flammen wurde.

Die Sonne erreicht am 21. Juni um 12.07 Uhr den Gipfel ihrer Jahresbahn. Dieser Zeitpunkt markiert den astronomischen Sommerbeginn. Danach beginnt die Sonne wieder mit ihrem Abstieg zum Himmelsäquator. Der Gipfelpunkt der Sonnenbahn heißt darum auch Sommerpunkt. Er liegt im Sternbild Stier nahe an der Grenze zu den Zwillingen ein wenig östlich des Sternes Propus. Am gleichen Tag wechselt die Sonne um 22 Uhr in das Sternbild Zwillinge. Noch bis 1986 lag der Sommerpunkt in den Zwillingen. Vor zweitausend Jahren befand er sich im Sternbild Krebs. Die rückläufige Wanderung des Sommerpunktes durch die Tierkreissternbilder wird durch die Kreiselbewegung der Erdachse bewirkt. Noch heute markiert der Sommerpunkt den Beginn des Tierkreiszeichens Krebs, weshalb man vom Wendekreis des Krebses spricht. Der 21. Juni ist in unserer Breiten der längste Tag des Jahres. Er dauert in Stuttgart 16 Stunden und zehn Minuten.