Hillary Clinton bei "Günther Jauch". Foto: dpa

Das hatte sich Hillary Clinton vermutlich auch anders vorgestellt: Die US-Demokratin will in Deutschland ihr neues Buch vorstellen. Überall muss sie Rechenschaft ablegen über die Machenschaften des US-Geheimdienstes.

Das hatte sich Hillary Clinton vermutlich auch anders vorgestellt: Die US-Demokratin will in Deutschland ihr neues Buch vorstellen. Überall muss sie Rechenschaft ablegen über die Machenschaften des US-Geheimdienstes.

Berlin - Eines haben Hillary Clinton und Ursula von der Leyen gemeinsam. Beide haben die Chance, zur Nachfolgerin von Angela Merkel zu werden. Clinton könnte die CDU-Politikerin Anfang 2017 als mächtigste Frau der Welt ablösen, sollte sie für das Amt des US-Präsidenten kandidieren und gewinnen. Verteidigungsministerin von der Leyen wird als mögliche Nachfolgerin Merkels im Kanzleramt gehandelt.

Am Sonntagabend sitzen beide Power-Frauen zusammen mit der früheren Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, in der Sendung von Günther Jauch und schweigen eisern zu ihren Ambitionen. Von der Leyen würgt Jauchs Frage schon im Ansatz ab. „Da die Kanzlerin so fantastisch als Kanzlerin ist, Herr Jauch, bleibt es dabei“, sagt die CDU-Politikerin.

Und auch Clinton will sich nicht aus der Reserve locken lassen. „Ich denke über meine nächsten Schritte sehr nach“, sagt sie zwar. Eine Entscheidung über eine Kandidatur werde sie aber erst Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres treffen.

Die 66-Jährige ist in Deutschland, um ihr Buch „Entscheidungen“ vorzustellen. Ausgerechnet kurz vor ihrer Ankunft wurde sie von der Nachricht überrascht, dass die CIA einem BND-Mitarbeiter geheime Dokumente für 25.000 Euro abgekauft haben soll. Das würde Spionage unter Freunden bedeuten. Als sie in London davon erfuhr, habe sie nur gedacht: „Wie bitte?“, erzählt die frühere US-Außenministerin.

Egal wo sie in Berlin auftaucht, wird sie nun nach dem Skandal gefragt. Viel zu sagen hat sie dazu aber nicht. Sie kenne den Fall nur aus den Medien, sagt sie. Man müsse die Fakten abwarten und dann sehen, was zu tun sei.

Bei Jauch bekommt sie von Ursula von der Leyen nur recht sanften Aufklärungsdruck zu spüren. „Legt eure Geheimdienste an die Kandare, denn Freunde spioniert man nicht aus“, sagt die Verteidigungsministerin zwar, betont aber auch, man müsse das Thema „konstruktiv und kooperativ“ angehen.

Nach dem Basta, das Bundespräsident Joachim Gauck zuvor den Amerikanern entgegengeschmettert hat („Jetzt reicht’s auch einmal“), hören sich von der Leyens Worte nicht an. Margot Käßmann geht mit den USA etwas härter ins Gericht und kritisiert die Todesstrafe sowie die gezielte Tötung von Terroristen scharf. Osama bin Laden hätte vor den internationalen Strafgerichtshof gehört, sagt sie. Das hätte mehr mit Gerechtigkeit zu tun gehabt, „als den Mann abknallen und die Leiche ins Meer schmeißen“.

Ein echtes Streitgespräch mag dennoch nicht zustande kommen. Clinton gibt sich einsichtig, was den Reformbedarf bei der Praxis der US-Geheimdienste angeht. Und sie verspricht, die deutsche Verärgerung über den Spionage-Skandal an die höchste Stelle in den USA weiterzugeben. „Das werde ich auch dem Präsidenten sagen und dem Außenminister, was ich hier gehört habe während des Besuchs.“