Sebastian Kaufmann (links) und Jonas Fuß (rechts) präsentieren ihr Projekt mit ihrem selbst gewählten Wahlspruch. Das Plakat halten (hinten von links): Marion Ebach (Fundraising), Martin Klumpp (Förderverein), Michaela Müller (Leiterin des stationären Kinder- und Jugendhospizes) und Antje Heusel (Kaufmännische Geschäftsführerin). Foto: privat

Zwei junge Männer trampen im Sommer ans Nordkap und sammeln Spenden für das Stuttgarter Kinderhospiz. Aus Sicht des Plüschbären Lukas berichten sie den Kindern von unterwegs.

Stuttgart - Die Freunde Sebastian Kaufmann und Jonas Fuß werden im Juni zu einer Reise per Anhalter ans Nordkap aufbrechen. Die beiden Männer sammeln auf dem Weg Spenden für das neu eröffnete stationäre Kinder- und Jugendhospiz in Stuttgart.

Zehn Tage soll die Reise dauern, knapp 3500 Kilometer wollen sie in dieser Zeit zurücklegen – und zwar ohne Geld. „Das ist sportlich“, gibt Sebastian Kaufmann zu, „aber im Sommer ist in Skandinavien ja die Mitternachtssonne, und wir können länger unterwegs sein.“ Ans Nordkap wollten die beiden Freunde schon immer mal reisen. Den Trip jetzt mit einer Spendenaktion zu verbinden sei Zufall gewesen. „Ich habe gelesen, dass das Kinderhospiz in Stuttgart eröffnet wurde, und dann kamen wir darauf, es mit unserer Reise zu kombinieren“, sagt Kaufmann.

Im Hospiz hängt eine Landkarte

Der Teddybär Lukas wird die beiden begleiten. „Mit ihm stellen wir den Kontakt zu den Kindern her“, erzählt Kaufmann, der beruflich als Vollzugsbeamter im Gefängnis arbeitet. „Die Kinder werden so eine Reise wahrscheinlich nie selbst machen können, also reist Lukas für sie und berichtet auf Facebook.“ Im Hospiz wird während der Reise eine große Landkarte hängen, um den Kindern zu zeigen, wo Lukas gerade ist.

Die stationäre Abteilung des Hospizes existiert erst seit Dezember 2017. Bei der Spendenaktion, die seit zwei Monaten läuft, seien bereits über 1500 Euro zusammengekommen. Auch andere Unterstützung habe es gegeben: „Ein Reisebüro zahlt uns das Ticket bis nach Kiel, und wir haben der Reederei geschrieben, was wir planen, und dürfen jetzt umsonst mit der Fähre übersetzen“, berichtet der 28-Jährige. „Wir sind also schon in Schweden, bevor wir beginnen müssen, uns selbst Gedanken zu machen.“ Vom schwedischen Trelleborg bis zum Nordkap sind es trotzdem noch knapp 2400 Kilometer. „Ich glaube, das schaffen wir“, sagt Kaufmann zuversichtlich. Müssen sie auch. Das Flugticket zurück ist nämlich bereits gebucht, von Freunden gesponsert.

Mit schwedischen Broschüren wollen sie sammeln

Während ihrer Reise in Skandinavien wollen die beiden weitersammeln, mit Kontonummer statt Klingelbeutel. Und mit Broschüren auf Schwedisch und Norwegisch. Darauf werden neben den Kontodaten auch immer eine Reihe von Dingen stehen, die ihnen gerade fehlen, dahinter ein Kästchen zum Ankreuzen. „Ich glaube, der Großteil der Spenden wird eh im Vorfeld zusammenkommen, wenn die Leute hören, was wir vorhaben“, sagt Kaufmann. „Auf der Reise werden wahrscheinlich eher Leser unserer Berichte in Deutschland noch Geld überweisen.“

Jeder werde außerdem sein eigenes Zelt mitnehmen, „falls wir uns beim Trampen mal trennen müssen“, sagt Kaufmann. Und wer nimmt dann den Teddy? Kaufmann lacht. „Das ist die große Frage.“

Vor drei Wochen haben Sebastian Kaufmann und Jonas Fuß das Kinderhospiz besucht und sich alles zeigen lassen. „Es ist toll“, bekennt Kaufmann: „Ganz kindgerecht und bunt eingerichtet. Auch an die Geschwisterkinder wird gedacht, die bei einem schwer kranken Kind ja oft zu kurz kommen. Und es kommen öfter Clowns vorbei oder Psychologen. Eine wirklich gute Einrichtung.“ Man hört ihm an, wie begeistert er ist.

Generell spenden Leute bei Kinderhospizen schneller

Auch die Leiterin des Hospizes, Michaela Müller, freut sich sehr über den Plan der beiden. „Wir müssen im Jahr wahrscheinlich etwa 850 000 Euro durch Spenden einnehmen. Deshalb ist so eine Aktion super – auch, weil sie auf uns aufmerksam macht.“ Generell seien Menschen bei Kinderhospizen schneller zum Spenden animiert, „aber da wir ganz neu sind, wissen wir noch gar nicht, wie viel wir im Jahr erhalten werden“, so Müller.

Wenigstens kann Michaela Müller sich sicher sein, dass ihr Kinderhospiz nach diesem Sommer noch über den nördlichen Polarkreis hinaus bekannt sein wird.