Viele Senioren wollen sich impfen lassen, aber manchen fällt es schwer, einen Termin im Internet zu buchen. Foto: dpa/Robert Michael

Wolfgang Klingner ist 80 Jahre alt und wohnt in Stuttgart-Kaltental. Er ist bereits geimpft. Den Termin im Internet zu buchen, war für ihn kein Problem. Darum hilft er nun anderen.

Kaltental - Wolfgang Klingner ist selbst 80 Jahre alt. Doch der Senior ist topfit, und das nicht nur körperlich, sondern auch im Umgang mit Computern. Kein Wunder, seit dem Ende der 1960er Jahre habe er beruflich mit dieser Technik zu tun gehabt, erzählt der Kaltentaler. „Damals waren Computer noch so groß wie ein Kleinbus“, sagt Wolfgang Klingner und lacht. Einen Corona-Impftermin für sich im Internet zu buchen, war für den rüstigen Rentner kein Problem. Doch dabei sei ihm sofort aufgefallen, dass „die Oberfläche nicht sehr benutzerfreundlich ist, sie ist einfach nicht intuitiv“. Das bedeutet, dass es sich gerade für Ungeübte nicht ohne Weiteres erschließt, wo sie eigentlich klicken müssen und wo sie was rein schreiben sollen.

Später habe er dann mit einem Bekannten telefoniert und ihn gefragt, ob er denn schon geimpft sei. Der 93-jährige Freund habe ihm geantwortet, dass er noch keine Einladung bekommen habe. Ihm sei gar nicht bewusst gewesen, dass er sich selbst um einen Termin kümmern müsse, sagt Wolfgang Klingner. „Und da habe ich mir überlegt, dass es solche Leute vielleicht auch bei uns in Kaltental gibt, dass es bestimmt auch bei uns Menschen gibt, die eine gewisse Scheu vor Computern haben“, sagt Wolfgang Klingner. Er wollte helfen und kontaktierte die Begegnungsstätte der evangelischen Thomaskirchengemeinde. Die sei sofort damit einverstanden gewesen, gemeinsam Patenschaften anzubieten.

Mehr als 20 Impftermine hat Wolfgang Klingner bereits vereinbart

Seit einigen Wochen gibt es diese nun bereits, und das Angebot wird rege genutzt. Mehr als 20 Termine habe er bereits für seine Mitmenschen vereinbaren können. „Das ist weniger als ich dachte. Aber manche kennen das Angebot vielleicht auch nicht“, sagt der Kaltentaler. Eigentlich ist nur ein kurzes Telefonat notwendig. Denn Wolfgang Klingner braucht nur einige Daten von den Leuten, für die er Impftermine vereinbart. Dennoch dauern die Gespräche oft etwas länger. Denn viele der Senioren hätten verständlicherweise einen großen Gesprächsbedarf. Wenn sie dann über Gott und die Welt, Hoffnungen und Sorgen plaudern, sei es „manchmal schwierig, überhaupt den vollständigen Namen und die Adresse herauszubekommen“, sagt Wolfgang Klingner und lacht. Aber genervt sei er davon keineswegs. Und er bekomme auch ganz viel Dankbarkeit zurück. „Und so viel Zeit kostet es insgesamt auch nicht. Wenn man sich mit dem Programm erst einmal ein bisschen auskennt, ist es ganz leicht.“

Wolfgang Klingner gibt die Daten seiner Paten im Internet ein. Wenn dann Termine verfügbar sind, kann er einen buchen. Das sei aber nach wie vor nicht immer möglich, denn der Impfstoff sei knapp, es gebe ein Kapazitätsproblem. Bessere Chancen, einen Impftermin zu bekommen, habe man, wenn man es kurz nach Mitternacht versuche. Die Terminbestätigung bringt er dann sogar persönlich vorbei bei den Leuten, die keine E-Mail-Adresse haben. Termine über die telefonische Hotline bucht Wolfgang Klingner nicht. Denn das lange Ausharren in der Warteschleife ist selbst ihm zuwider. Von den Besuchen in den Impfzentren hört er nur Positives. „Die Menschen dort sind sehr nett. Eine Dame berichtete mir von ihrem Impftermin gerade so, als wäre es ein Urlaub am Bodensee gewesen“, sagt der Senior.

Bei der Bürgerstiftung gibt es einen runden Tisch

Mittlerweile macht er sogar beim runden Tisch der Bürgerstiftung zum Thema Impfen mit. Er sei angefragt worden, ob er sich auch dort engagieren wolle, und er habe ja gesagt. Bei den wöchentlichen Treffen tauschen sich etwa 15 Ehrenamtliche über ihre Erfahrungen beim Vereinbaren der Impftermine aus, sprechen Probleme an und finden Lösungen.