Über Crowdfunding und dank der Hilfe der Botschaft hat Jasmin Schwarz ihren Vater nach Deutschland geholt – doch ob er wieder genesen wird, ist fraglich. Foto: Jan Potente

Eine junge Frau, die ihren schwer verletzten Vater aus Ägypten zurückholen will, bekommt Hilfe von vielen Seiten. Nun ist der Mann zurück in Deutschland – doch ein Happy End hat die Geschichte noch nicht.

Burgstetten - Die drehbuchreife Geschichte hat im Februar viele Menschen bewegt: Eine junge Frau aus Burgstetten hatte nach Jahren ihren verloren geglaubten Vater gefunden. Doch kurz nachdem sie Kontakt zu ihm aufgenommen hatte, verunglückte dieser in Ägypten schwer. Im Koma und ohne Auslandskrankenversicherung lag er in einem Militärkrankenhaus bei Kairo. Die finanziellen Reserven seiner Familie waren aufgebraucht. Seine Tochter Jasmin Schwarz startete deshalb eine Spendenkampagne, um die immensen Kosten für seine medizinische Betreuung stemmen zu können und ihn vielleicht sogar nach Deutschland heim zu holen – und das, obwohl sie gerade erst eine Tochter zur Welt gebracht hatte (wir berichteten).

Die Botschaft streckt die Kosten des Intensivtransports vor

Zwei Monate später sieht die Welt schon ein wenig besser aus – doch ein Happy End ist noch nicht erreicht. Mohamed H. ist zurück in Deutschland. Kurz bevor der Patient in Ägypten in ein staatliches Krankenhaus verlegt werden sollte – laut Jasmin Schwarz ist die Ausstattung dort so schlecht, dass dies einem Todesurteil gleichgekommen wäre – schritt doch noch die deutsche Botschaft ein. Die diplomatische Vertretung in Kairo streckte rund 23  000 Euro für die Überführung nach Deutschland vor, ein Flugzeug der Deutschen Rettungsflugwacht holte ihn heim.

Jasmin Schwarz hat sich auf Facebook an die Unterstützer ihrer Crowdfunding-Kampagne gewandt. Diese hatten mehr als 6000 Euro gespendet. Bei einer Benefiz-Party, die das Backnanger Jugendhauses veranstaltet hatte, waren zum Beispiel 800  Euro zusammengekommen. „Tausend mal Danke für eure Unterstützung in jeglicher Form“, schreibt Schwarz. „Das bis jetzt gespendete Geld ging komplett an das Krankenhaus in Kairo.“ Denn dort kostete die Versorgung des schwer verletzten Mannes mehrere hundert Euro täglich.

Der Patient hat schwere Hirnschäden erlitten

Ihr Vater, schildert die 26-Jährige, liege inzwischen nicht mehr im Koma. Da er sich in der Klinik in Ägypten mit multiresistenten Krankenhauskeimen infiziert hatte, sei er aber noch isoliert von anderen Patienten. „Er ist auch nicht mehr auf der Intensivstation“, erzählt Schwarz im Gespräch. Ansprechbar sei Mohamed H. aber noch nicht. „Ich habe ihm einfach erzählt, was die letzten 20 Jahre bei mir so los war, und ich hatte das Gefühl, er weiß wer ich bin. Trotz seines Zustands war ich voller Freude, seine Hand zu halten“, schreibt Schwarz. „Tiefsten Dank an alle, die dieses Wunder mit ermöglicht haben.“

Ob sich Mohamed H. jemals wieder wirklich vom Unfall erholen wird, ist jedoch fraglich: Durch Sauerstoffmangel hat er Hirnschäden erlitten. „Es sieht derzeit so aus, als ob wir uns nach einem Heimplatz umsehen müssen“, sagt Schwarz. Dennoch: „Es ist für mich eine große Erleichterung, dass die Situation mit dem Militärkrankenhaus und der drohenden Abschiebung daraus jetzt vorbei sind.“