Nach dem öffentlichen Hilferuf sprudelt das Geld aus allen Ecken. Für den Verein Frauen helfen Frauen gibt es Hoffnung. Foto: dpa

Bisher sah es so aus, als würden fehlende 335,44 Euro den Verein Frauen helfen Frauen Filder einen Zuschuss von 12 000 Euro kosten. Doch seit dies bekannt geworden ist, gehen beim Verein etliche Hilfsangebote ein.

Filder - Tanja Schneider klebt am Telefonhörer. „Hier klingelt es dauernd“, sagt die hauptamtliche Mitarbeiterin des Vereins Frauen helfen Frauen Filder. „Und alle haben das gleiche Thema.“ Das Thema, das Tanja Schneider und den anderen fast den letzten Nerv geraubt hätte.

Der Verein will seine Arbeitskraft von 40 auf 60 Prozent aufstocken, weil das Tagesgeschäft sonst kaum zu bewältigen sei. Zu viele schlimme Schicksale, zu viele Gespräche, zu viel zu tun. Dafür ist der Verein auf einen Extra-Zuschuss der Filderkommunen Filderstadt, Leinfelden-Echterdingen, Ostfildern, Neuhausen und Denkendorf von jährlich 12 000 Euro angewiesen. Alle sagten zu, bis auf eine. Neuhausen erteilte für jährlich 335,44 Euro mehr eine Absage. Weil die Kommunen vereinbart haben, nur zu zahlen, wenn alle zahlen, standen die ganzen 12 000 Euro auf der Kippe.

Von diesem aus ihrer Sicht für Neuhausen peinlichen Problem hat Gabriele Probst erst vor Kurzem aus der Presse erfahren. Probst ist Fraktionsvorsitzende der Initiative Grüne Liste im Gemeinderat Neuhausen. Sie sagt, sie sei aus allen Wolken gefallen. „Es geht ein riesiger Aufschrei durch den Ort“, sagt sie. „Keiner versteht das.“ Bei der Gemeinderatssitzung am Dienstag ist das Thema zur Sprache gekommen. Zum einen hatten sich Bürger deshalb zu Wort gemeldet, zum anderen habe sie die Sache unter „Verschiedenes“ angesprochen. Das bestätigt auch Erich Bohlich, SPD-Fraktionschef im Gemeinderat.

Die Verwaltung in Neuhausen äußert sich mit dürren Worten

Beide, Probst und Bohlich, fühlen sich hintergangen von der Verwaltung, wie sie sagen. Der Bürgermeister habe sie nicht informiert. Er habe in der Bürgersprechstunde gesagt, der Hilfsverein habe keinen Antrag gestellt, weshalb er die Angelegenheit nicht im Gemeinderat habe einbringen können. Auf Nachfrage unserer Redaktion ist dazu von der Neuhauser Verwaltung keine Auskunft zu bekommen. Tanja Schneider jedenfalls widerspricht. „Das kann ich nicht nachvollziehen“, sagt die Mitarbeiterin von Frauen helfen Frauen. Der Antrag sei vor zwei Jahren an alle raus, auch an Neuhausen. „Nachweislich. Ich bin froh, dass wir alles dokumentiert haben.“

Auf die Nachfrage unserer Redaktion, wie sich das Thema im Gemeinderat aus Sicht der Verwaltung entwickelt habe und welche Lösungswege die Verwaltung nun sieht, antwortet Bernd Schober, der Leiter des Haupt- und Personalamts, mit dürren Worten: „Das Thema Frauen helfen Frauen war am Dienstag nicht auf der Tagesordnung des Gemeinderates. Es wurde im Rahmen der Einwohnerfragestunde angesprochen. Voraussichtlich wird das Thema in einer der nächsten Sitzungen des Gemeinderates beraten“, schreibt er.

Der Druck sei jetzt groß

Das wird es, denn Gabriele Probst hat am Dienstag angekündigt, einen Antrag zu stellen. „Am Geld kann’s nicht liegen“, sagt sie. Probst geht davon aus, dass ihr Antrag für den erhöhten Zuschuss eine Mehrheit finden wird. „Der Druck ist jetzt zu groß.“

Auf die Nachricht, dass Leinfelden-Echterdingen den Anteil von Neuhausen übernehmen will, reagieren Gabriele Probst und Erich Bohlich laut lachend. „Nee, nee, wir müssen das jetzt politisch regeln“, sagt Gabriele Probst. „Die sollen sich mal bremsen“, sie meint Leinfelden-Echterdingen. „Das wäre ja eine Lachnummer“, sagt Erich Bohlich. „Das ist gut gemeint, aber das kriegen wir schon selber hin.“

Eine Nachricht, die Tanja Schneider freuen dürfte. Wie all die Solidarität, von der der Verein dieser Tage überrollt wird. „Das tut uns gut“, sagt sie. Bereits mehrere Bürger und Einrichtungen hätten ihnen die fehlenden 335,44 Euro versprochen. Auch bei Gabriele Probst haben Leute angerufen. „Die haben gesagt: ,Ich zahl’ das Geld, ich schäm’ mich ja zu Tode.“