Die Bandbreite an Aktivitäten, bei denen man sich einbringen kann, deutet sich bereits kurz nach dem Startschuss an. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Auf der neuen Webseite www.ehrenamt-bottwartal.de können Personen, Vereine und Einrichtungen ihren Bedarf an freiwilliger Hilfe eintragen lassen.

Bottwartal - An wen wende ich mich, wenn ich mich irgendwo in der Gesellschaft ehrenamtlich einbringen möchte? Eine Frage, die bislang zwischen Benningen und Beilstein nicht so einfach zu beantworten war. Während sich in Marbach die Freiwilligenbörse etabliert hat und als entsprechende Vermittlungsstelle dient, kam die Suche andernorts eher einem Klinkenputzen gleich. Diese Erfahrung haben zumindest Sandra Quinn aus Steinheim und Karin Faber aus Großbottwar gemacht, die sich einbringen wollten, aber stundenlang per E-Mail und Co. nachfragen mussten: Habt ihr Bedarf? Also überlegten sie, wie sie das vereinfachen können. Das Ergebnis ist nun ein eigenes neues Online-Portal mit einem „Marktplatz der Möglichkeiten“.

Darauf haben private Initiativen, Vereine und Einrichtungen die Möglichkeit, einzutragen, inwieweit sie Unterstützung benötigen – per Zeitspende oder per Sachspende. Nicht aber per Geldspende. Die Webseite zeigt Interessierten also unter anderem eine Liste an Aktivitäten an, bei denen man ehrenamtlich mitwirken kann. Ob einmalig oder regelmäßig. Eingetragen wurden bereits beispielsweise Gesuche für einen Fahrdienst, einen Hundetrainer, einen Helfer im Technikteam, einen Sport-Jugendtrainer, einen Mitarbeiter in einer Demenzgruppe oder auch zum Magnetangeln – die ganze Bandbreite also. Es genüge auch schon im Kleinen, wenn jemand Müllsäcke und Greifzangen zuhause hat und einen Aufruf starten will, wer mit ihm die Umgebung säubern möchte, erläutern die beiden. Wird ein Interessierter fündig, kann er direkt auf das Gesuch antworten. Die Webseite dient also als Netzwerk und Vermittlungsstelle.

Positive Beispiele wirken animierend

Das Kerngebiet reicht dabei von Murr bis Beilstein. „Wenn Anfragen aus umliegenden Gemeinden kommen, sind wir dafür aber genauso offen. Auch von dort darf man sich gerne melden“, sagt Karin Faber. Ganz egal ob etwa aus Benningen, Pleidelsheim, Mundelsheim, Erdmannhausen oder Affalterbach.

Positive Beispiele an privaten Initiativen haben die beiden Frauen ermutigt, das Angebot zu schaffen. „Vergangenes Jahr wurde in einer Garage in Steinheim Kleidung für Obdachlose gesucht. Auch nach dem schweren Erdbeben in Kroatien wurde bei einer Spendenaktion mit viel Aufwand gesammelt. Und zu Beginn der Pandemie gab es in Murr per WhatsApp eine Nachbarschaftshilfe mit grandiosen Menschen“, blickt Sandra Quinn zurück. Dazu komme nun die Ahrtalhilfe aus Höpfigheim, welche die beiden begeistert.

„Gutes hinaus in die Welt tragen“

Zu genau solchen privaten Projekten sollen mithilfe der Webseite mehr Menschen einen einfachen Zugang erhalten, hat doch nicht jeder WhatsApp oder Facebook. Auch eine Kontaktaufnahme per Brief, für jene, die kein Internet haben, sei denkbar. „Und wir wollen diese positiven Beispiele an Initiativen hinaus in die Welt tragen und auch zeigen, dass wir eine tolle Gesellschaft sind“, sagt Sandra Quinn. Quasi als Gegenpol zu all den hasserfüllten oder motzenden Kommentaren, die sonst in Sozialen Medien und Co. die Runde machen. „So ist unsere Gesellschaft nämlich eigentlich gar nicht.“ In regelmäßigen Abständen wird auf der Webseite daher ein Projekt genauer vorgestellt. Den Beginn macht die Ahrtalhilfe.

Als ersten Schritt, um die Webseite bekannter zu machen, haben Sandra Quinn und Karin Faber Vereine und Einrichtungen angeschrieben. Die Rückmeldungen seien durchweg positiv gewesen. Entsprechend ist die Liste fürs Erste schon gut gefüllt. „Wir hätten sonst noch einen Monat gewartet. Aber gerade vor Weihnachten sind die Menschen ja vielleicht gerne bereit, zu unterstützen“, sagt Faber. Für die Zukunft erhoffen sich die beiden, dass die Liste länger und länger wird – und dass Gesuche auch wieder rausgenommen werden können. Nämlich dann, wenn der Hilfsbedarf gedeckt ist.

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Die Freiwilligenbörse Marbach

Vermittlung
Seit 2017 verfügt die Stadt dank ihrer Ehrenamtsbeauftragten Andrea von Smercek über eine Freiwilligenbörse, die zwischen Privaten, Vereinen und Einrichtungen vermittelt. Sie wird rege genutzt. „Corona hat den Bedarf zwar verändert“, sagt von Smercek. Zu Jahresbeginn sollen Vereine und Co. aber neu abgefragt werden.

Ergänzung
Das Angebot richtet sich an alle in Marbach, oder jene die dort registriert sind. So taucht auch der Tierschutzverein Feline Wolfsölden auf, da er hier im Vereinsregister steht. Die Idee im Bottwartal sei also keine Konkurrenz, so von Smercek. "Wir freuen uns, wenn es ergänzende Angebote und einen Mehrwert für alle gibt. Wir hatten die Idee ja auch übernommen.“