Kevin Goldberg hat ein schweres Thema schon früh an sich herangelassen. Foto: Sägesser

Mit Anfang 20 hat Kevin Goldberg angefangen, dem Kinderhospiz in Stuttgart zu helfen. Der junge Mann aus Leinfelden-Echterdingen organisiert einen sehr erfolgreichen Spendenlauf. Er tut dies, weil es seine Art ist, etwas Wichtiges zu unterstützen.

Leinfelden-Echterdingen - Mit Anfang 20 will doch keiner an den Tod denken. Kevin Goldberg ist aber genau das passiert. Der Zufall trug das Thema plötzlich in sein Leben. Er hat niemanden verloren, er ist dem Tod auf anderem Wege begegnet. Ein Kumpel brauchte Geld für einen Film über Hospizarbeit. Kevin Goldberg und sein enger Freund Fabian Schulz haben kurz entschlossen eine Spendenparty organisiert. Und dann wollte es Kevin Goldberg genauer wissen. Zusammen mit Fabian Schulz hat er die Leiterin des heutigen Kinderhospizes in Stuttgart besucht und sich vieles erklären lassen. „Danach haben wir zwei Stunden erst mal kein Wort mehr geredet“, sagt er einige Jahre später.

Dieser 29-jährige Kevin Goldberg sitzt an einem kühlen, sonnigen Frühlingstag auf der Terrasse des Kinderhospizes. Er ist immer wieder hier, kennt sich aus, und doch wird es nie normal sein. Denn es ist unglaublich traurig, was hier passiert. Familien nehmen Abschied von einem Kind. Doch was ihnen hier geschenkt wird, sagt Kevin Goldberg, sei so wertvoll. Genau deshalb macht er seit Jahren mit.

Der Hand-in-Hand-Spendenlauf hat sich gemausert

In Leinfelden-Echterdingen kennt man Kevin Goldberg als ein Gesicht des Vereins „Hand in Hand“ mit 50 Mitgliedern. Er richtet seit 2013 in Leinfelden einen Spendenlauf fürs Kinderhospiz aus. Und man kennt Kevin Goldberg wirklich, denn die Veranstaltung hat sich gemausert. Beim ersten Mal kamen mit 370 Läufern 15 000 Euro zusammen, im vergangenen Jahr waren es rund 1600 Läufer und 50 000 Euro. Mit den Spenden unterstützt der Verein den Aufenthalt der Familien im Hospiz, denn die Krankenkassen übernehmen nur einen Teil der Kosten. Für das Engagement hat der Verein 2018 den Ehrenamtspreis der Filder-Zeitung und der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen erhalten.

Das Kinderhospiz gibt es seit 2017. „Wir haben alles von der Pike an mitgekriegt“, sagt er. „Wenn man mal versteht, was das Hospiz für die Familien bedeutet, dann gibt es kein Zurück mehr.“ Er wollte helfen, und hat seither nie mehr aufgehört. Dem Veranstaltungskaufmann kam natürlich schon der Gedanke, sich ehrenamtlich im Hospiz zu engagieren. Doch er hat sich schnell eingestanden, dass ihm das zu nah wäre. „Ich glaube nicht, dass ich die Stärke und das, was man noch braucht, habe“, sagt er. „Ich bin halt doch erst 29.“ Es ist aber nicht so, dass er sich dem Thema verschließt. Allein wenn er hier ist, im Kinderhospiz, ist das alles da. „Wir kriegen zwischen Tür und Angel manchmal Dinge mit, da könnten andere danach drei Nächte nicht mehr schlafen“, sagt er und blickt kurz in die Ferne.

Das Hospiz ist allgegenwärtig, aber dezent

Er hat seinen Weg, zu helfen, gefunden, und der Erfolg des Spendenlaufs gibt ihm recht. Die Vorbereitungen für den Lauf am 20. Juli haben im Dezember begonnen. Es gibt einiges zu organisieren, damit wieder eine stattliche Summe fürs Kinderhospiz zusammenkommt. Eine Woche davor nimmt er Urlaub für letzte Erledigungen, „und die drei Wochen davor schlafe ich wenig“, sagt er. Er hat dann zwei Vollzeitjobs. Am Lauftag sollen die Leute Spaß haben, auch wenn es um ein ernstes Thema geht. Kevin Goldberg sagt, es gelinge ihnen gut, die beiden Extreme zu vereinen. Das Hospiz sei allgegenwärtig, aber dezent.

So genau er wusste, dass er dem Hospiz helfen will, so wenig wusste er nach dem Abi, wohin mit sich. „Ich war am Gymnasium in jeder AG“, aber nichts stach hervor. Weil andere sagten, er würde einen guten Lehrer abgeben, studierte er Physik und Mathe. Drei Monate später hat er sich exmatrikuliert und sich parallel um einen Ausbildungsplatz beworben. Er wollte irgendetwas mit Veranstaltungen machen. Weil es nicht gleich klappte, schrieb er sich, wie viele seiner Freunde, an der Uni Hohenheim für Wirtschaftswissenschaften ein. Das hielt er drei Semester durch. „Es war für mich eine Quälerei, an die Uni zu gehen“, sagt er. Heute ist er ausgebildeter Veranstaltungskaufmann. „Der Job ist genau richtig für mich.“ So wie die Tatsache, dass er bereits in jungen Jahren ein schweres Thema in sein Leben gelassen hat.

Mitmachen und Mitlaufen

Der diesjährige Hand-in-Hand-Spendenlauf ist am Samstag, 20. Juli. Er ist im Sportzentrum Leinfelden, Leinfelder Straße 101, und dauert von 8 bis 20 Uhr. Anmeldungen sind seit dem 1. April möglich. Es geht aber auch, dass man spontan am Lauftag vorbeikommt. Sponsoren bezahlen für die Runden der Läufer. Wie viel, ist ihnen überlassen. Die Läufer sollten sich Zahlungswillige suchen.

Spenden Wer am Lauf verhindert ist und trotzdem etwas an Hand in Hand fürs Kinderhospiz in Stuttgart spenden möchte, kann dies unter dieser Bankverbindung tun: KSK Esslingen-Nürtingen, IBAN DE28611500200101964382, BIC: ESSLDE66XX.

//www.handinhand-spendenlauf.de