Nach langen Bemühungen könnte ein Haus für verfolgte und misshandelte Frauen im Landkreis bald Realität werden. Foto: dpa/Maurizio Gambarini

Das Landratsamt hat jüngst einen Antrag auf finanzielle Förderung für ein Modellprojekt zu einem sicheren Frauen- und Kinderschutzhaus gestellt. Geht dieser durch, könnte der Betrieb 2024 aufgenommen werden.

Kreis Böblingen - Die Landkreisverwaltung bemüht sich weiter um ein Frauenhaus für den Kreis Böblingen. Jetzt hat das Landratsamt für das als Modellprojekt konzipierte „Sichere Frauen- und Kinderschutzhaus“ eine Förderanfrage an Bund und Land gestellt, um Fördergelder aus dem Bundesinvestitionsprogramm „Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen“ zu erhalten. Falls das Projekt als förderwürdig eingestuft wird, könnte dann im ersten Halbjahr 2024 das neu gebaute Frauenhaus seinen Betrieb aufnehmen. Das schreibt das Landratsamt in einer Pressemitteilung.

Der Landkreis Böblingen gilt nach der Landeskonzeption als „weißer Fleck“, da es, seit das Frauenhaus in Sindelfingen vor mehreren Jahren schließen musste, im Kreis keine Einrichtung gibt, in der misshandelte Frauen unterkommen und betreut werden. Wie berichtet, ist die Waldhaus Jugendhilfe aus Hildrizhausen bereit, den eigenwirtschaftlichen Betrieb des auf mindestens 16 Plätze ausgelegten Hauses zu übernehmen. Geschäftsführer Hans Artschwager und sein Team freuen sich auf die neue Herausforderung, heißt es in der Pressemitteilung. Sie ergänze sehr gut das Angebotsprofil des sozialen und gemeinnützigen Dienstleistungsunternehmens, das sich seit 1957 um die Belange von Jugendlichen und jungen Familien kümmert und viel Erfahrung im Bereich Kinderschutz habe. Eingebunden in diese Themen ist das Waldhaus Hildrizhausen bereits seit vielen Jahren mit der Beratung für Männer mit Gewaltproblemen, die es seit 2004 im Auftrag des Kreises durchführt.

Innovatives Konzept zur Verzahnung von ambulanten und stationären Angeboten

Mit dem Verein „Frauen helfen Frauen Kreis Böblingen“, der 30 Jahre lang ein autonomes Frauenhaus in Sindelfingen betrieben hatte, bestehe eine Kooperation, heißt es weiter. Der ehrenamtlich organisierte Verein ist Träger von zwei Fachberatungsstellen – Thamar-Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt und Amila-Beratungsstelle bei Häuslicher Gewalt – und des ehrenamtlichen Notrufs. Mit diesen Angeboten sei der Verein „Frauen helfen Frauen Kreis Böblingen“ in das innovative Konzept zur Verzahnung von ambulanten und stationären Angeboten eingebunden – von der Prävention über den stationären Aufenthalt bis zur Nachsorge.

Über den Standort eines zukünftigen Frauen- und Kinderschutzhauses macht das Böblinger Landratsamt keine Angaben, da die Sicherheit der dort einmal untergebrachten Frauen nicht gefährdet werden soll.