An dem Mülleimer mit Pfandring in der Grabenstraße wird noch die Beschriftung angebracht. Fünf solcher Installationen gibt es in Backnang jetzt. Foto: Gottfried Stoppel

Die Murrkommune hat im vergangenen Jahr einen Testlauf für jene Halterung gemacht, die Pfandsammlern das Sammeln erleichtern soll. Nun soll das Netz weiter ausgebaut werden.

Als erste und bisher einzige Kommune im Rems-Murr-Kreis hat die Stadt Backnang im vergangenen Jahr an einem öffentlichen Mülleimer in der Innenstadt einen sogenannten Pfandring installiert. Die Idee war auf Betreiben des Stadtjugendrings umgesetzt worden. Und hat sich offenkundig bewährt: Nach einem Jahr „Probebetrieb“ wird das Konzept nun ausgeweitet.

Pfandgut achtlos im Restmüll entsorgt

„Eigentlich wäre es wünschenswert, wenn es keinen Bedarf gäbe, aber es ist und wird zunehmend Realität“, sagt der Backnanger Oberbürgermeister Maximilian Friedrich. Einerseits versuchten immer mehr Menschen, sich durch das Sammeln von Pfandgut ein Zubrot zu verdienen, andererseits werde ein großer Anteil an Behältnissen, die zur Wiederverwendung vorgesehen seien, achtlos im Restmüll entsorgt und damit dem Wertstoffkreislauf entzogen.

Der von einem Kölner Design-Studenten entwickelte Pfandring soll dem einerseits entgegen wirken und Bedürftigen andererseits zugute kommen. Denn damit diese nicht Mülleimer durchwühlen müssen, in denen sich neben Speiseresten auch Scherben oder Hundekottüten befinden können, wird außen ein extra Metallring eigens für Pfandflaschen und -dosen angebracht. Dort können Passanten ihr Leergut guten Gewissens abstellen und Pfandsammler müssen nicht in die Mülleimer greifen.

Gute Erfahrungen mit „Pionierring“

Die Erfahrungen nach gut einem Jahr Betrieb seien gut, sagen der Backnanger Tiefbauamtsleiter Lars Kaltenleitner und der Chef des städtischen Baubetriebshofes, Rafael Bidlingmaier. So sei der in der Grabenstraße installierte „Pionierring“ weder Vandalen zum Opfer gefallen, noch ergäben sich Probleme mit der Leerung oder gar ein Verteilungskampf. Allerdings hat man aus der Anfangsphase auch gelernt. Weil der Ring wegen der Leerungsöffnung des Mülleimers nur an der zur Straßenseite zugewandten Seite angebracht werden konnte, waren nachträglich gelbe Hinweispfeile und eine Erklärbeschriftung hinzugefügt worden. Diese werden nun auch an vier weiteren Stellen in der Innenstadt installiert: Im Bereich des Bleichwiesenparkplatzes und der Murrpromenade.

Nachdenken über ein bewussteres Miteinander

Simone Lebherz, die Klimamanagerin der Stadt, sieht in den Pfandringen neben der sozialen Komponente noch einen weiteren Effekt. Die Installationen machten darauf aufmerksam, dass man nicht alles wegwerfen müsse und gäben Anlass zum Nachdenken über ein bewussteres Miteinander.

Oberbürgermeister Maximilian Friedrich will deshalb nicht ausschließen, dass das Pfandringnetz noch weiter ausgeweitet wird – etwa in Richtung Kinderspielplätze und Ausflugsziele. Zumal die Kosten überschaubar sind: 280 Euro inklusive Montage und Beklebung. „Da gibt es weit aufwendigere kommunale Investitionen“, sagt Friedrich. Warum aber ist Backnang dennoch die einzige Kommune weit und breit, die das immerhin schon seit einigen Jahren auf dem Markt befindliche System installiert? Das kann Maximilian Friedrich auch nicht zufriedenstellend beantworten. „Wahrscheinlich musste einfach mal einer anfangen“, sagt er.