Viele Bewohner Mfidas leben inzwischen vom Fischfang. Foto: privat

Vor zehn Jahren wurde die Ludwigsburger Hilfsaktion „Lebendiges Dorf Kamerun“ ins Leben gerufen. Aus dem sehr armen Mfida ist ein vergleichsweise prosperierendes Dorf geworden – mit Klinik, Schule, Markthalle, Trinkwasserbrunnen und Stromanschluss.

Ludwigsburg - Eigentlich möchten sich Inge Neumann und Peter Keim schon seit zwei Jahren aus der Arbeit für das „Lebendige Dorf Kamerun“ zurückziehen. Doch immer wieder ist etwas dazwischen gekommen. Zuletzt eine Großspende: ein älteres Arztehepaar konnte keinen Nachfolger finden und hat darum dem gemeinnützigen Verein seine komplette Praxisausstattung geschenkt. Die Vorsitzende Neumann verbucht das unter der Rubrik „Himmlische Hinweise“ und seufzt: „Unter solchen Bedingungen können wird uns natürlich nicht zurückziehen.“ Nun hat die Verschiffung der medizinischen Geräte in Richtung Mfida Priorität.

Bis zu 30 000 Euro Spenden pro Jahr

Was Inge Neumann und ihren Stellvertreter Peter Keim umtreibt: Ihre vor zehn Jahren ins Leben gerufene Hilfsaktion hat zwar aus dem sehr armen Mfida ein vergleichsweise prosperierendes Dorf gemacht – aber die Initiative ist noch lange kein Selbstläufer. Auf alle Fortschritte folgten auch wieder Dämpfer. Oft habe das mit den unterschiedlichen Mentalitäten zu tun, glauben die Vorsitzenden, mit scheinbar unvereinbaren Erwartungen der Spender einerseits und der Empfänger andererseits. Die Vereinsspitze sitzt nicht selten zwischen allen Stühlen.

Das Startsignal für die Hilfsaktion war ein persönlicher Kontakt gewesen, der von Pfarrer Thomas Tchoungui, der damals in der Ludwigsburger Kirche St. Paulus Dienst tat, vermittelt wurde. „Ich bin dann dahin gereist“, erzählt Inge Neumann, „und dachte nur, da müssen wir etwas machen.“ Seither hat der Verein soviel „gemacht“, dass Mfida eine Klinik, eine Schule, ein Markthalle, einen Trinkwasserbrunnen sowie einen Stromanschluss bekam. Alljährlich hat der Verein seither Spenden von 25 000 bis 30 000 Euro gesammelt.

Besonders stolz sind die Mitstreiter vom „Lebendigen Dorf“ auf die Trockenlegung eines Sumpfes, der die Verbreitung von Krankheiten wie Malaria befördert hatte. Die Trockenlegung aus hygienischen Gründen hatte eine veritable Einnahmequelle zur Folge, denn aus einem auf Ludwigsburger Initiative künstlich angelegten See sind inzwischen zwölf geworden. Viele Einheimische können ganz gut vom Fischfang leben – und ihr Beispiel macht Schule.

Straße für den Ananastransport

Auch die Nachbardörfer möchten ihre Infrastruktur verbessern, Schulen organisieren und ein rentables Geschäftsmodell aufbauen. In dem Ort Nkonga wurde vor zwei Jahren damit begonnen, Ananas anzupflanzen. Aber in der Erntezeit gab es Transportprobleme: Die Wagen, mit denen die Früchte zu den Märkten gebracht werden sollten, blieben im Schlamm stecken.

Die Fluten der Regenzeit machen die Wege auf Monate hinaus unpassierbar. Darum dehnt das „Lebendige Dorf Kamerun“ seine Hilfeleistung auf Nkonga aus: „Wir wollen, dass dort eine Straße gebaut wird“, sagt Keim. Ein Kostenvoranschlag liegt auch schon vor. Demnach sind 10 000 Euro nötig, um die anderthalb Kilometer lange Strecke zu befestigen.

Auch der Musikverein Oßweil will dazu seinen Teil beitragen. Er lädt für Sonntag, 16. Oktober, um 17 Uhr zu einem Konzert in die Kirche St. Paulus ein. Der Erlös soll dem Straßenbau zugute kommen.