Marianne Frank-Mast kennt Indien gut. Seit ihrem ersten Besuch in den 1970er-Jahren hat sie das Land unzählige Male bereist. Foto: Gottfried Stoppel

Höllische Schmerzen und faulige Zähne – darunter haben viele Menschen in Indien zu leiden. Marianne Frank-Mast aus Althütte will ihnen mit einem medizinischen Camp helfen – und sucht Mitstreiter.

Althütte - Wer in Indien Zahnschmerzen hat und nicht gerade zur wohlhabenden Mittelschicht gehört, hat ein Problem. „Ein Zahnarzt dort verlangt für das Ziehen eines Zahns mehr Geld, als ein deutscher Zahnarzt hierzulande von der Kasse dafür bekommt“, sagt Marianne Frank-Mast. Für die meisten Menschen in Indien bedeute das, dass sie mit ihrem schmerzenden Zahn leben müssten „bis er rausfault“.

So ist es kein Wunder, dass die Patienten scharenweise in die medizinischen Camps gekommen sind, die Marianne Frank-Mast, ihr Mann Walter, ein Allgemeinmediziner mit Praxis in Althütte, und ein befreundeter Zahnarzt in den vergangenen zehn Jahren regelmäßig organisiert und betreut haben. „Das spricht sich immer rasend schnell herum, wenn wir da sind“, sagt Marianne Frank-Mast.

Fünf Rupien müssen die Hilfesuchenden für eine Behandlung im Camp bezahlen, kleine Operationen, Schmerzmittel und Antibiotika sind darin inbegriffen. Der Betrag bewege sich umgerechnet im Cent-Bereich, sagt Frank-Mast, und diene dazu, der Sache einen Wert zu geben. Obendrein können sich die Menschen impfen lassen, schwerpunktmäßig gegen Hepatitis A und B, Tetanus und Kinderlähmung.

Camp soll im Oktober stattfinden

„Die Leute wissen das sehr zu schätzen“, sagt die Frau aus Althütte, die in den 1970er-Jahren zum ersten Mal als junge Entwicklungshelferin nach Indien gereist ist. Ein Aufenthalt, der sie fasziniert hat, bei dem sie aber auch viele negative Aspekte des Landes kennenlernte, etwa die allgegenwärtige Korruption und die große Missachtung für Frauen. Für den kommenden Oktober plant Marianne Frank-Mast nach drei Jahren Pause wieder ein zehntägiges medizinisches Camp. Doch der befreundete Zahnarzt, der das Ehepaar Mast in der Vergangenheit nach Indien begleitet hat, ist vor gut zwei Jahren gestorben. „Wir suchen dringend eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger, der uns begleitet“, sagt Marianne Frank-Mast.

Das Camp soll in Anand stattfinden, einer Stadt im indischen Bundesstaat Gujarat. Dort betreibt der Verein „Mädchenschule Khadigram“, den Marianne Frank-Mast im Jahr 2003 gegründet hat, zusammen mit der Organisation „Community Development Society“ seit dem vergangenen Sommer eine Ganztagsschule. Die Shubham Schule liegt in einem Slum der 400 000-Einwohner-Stadt Anand in Westindien. Neben dem Unterricht erhalten die Kinder während der fünfjährigen Schulzeit auch Nahrung und Kleidung und werden zudem medizinisch versorgt.

Voraussetzung: gute Nerven

In eben diesem Slum soll auch das Camp stattfinden. „Gute Nerven sollte sie oder er haben“, antwortet Marianne Frank-Mast auf die Frage, was der gesuchte Zahnmediziner mitbringen sollte. Außerdem Routine im Ziehen von Zähnen, denn das wird wohl die Hauptbeschäftigung während des zehntägigen Aufenthalts sein. „Alles ist sehr improvisiert“, so beschreibt die Krankenschwester Marianne Frank-Mast die Arbeitsbedingungen vor Ort. Instrumente seien dort vorhanden, außerdem ein Friseurstuhl, auf dem die Patienten zur Zahnbehandlung Platz nehmen können. Auch ein Gerät, das die Utensilien keimfrei macht, gebe es. „Eine Stirnlampe mitzubringen wäre sinnvoll, damit man den Mundraum ausleuchten kann.“

Unterkunft und Verpflegung werden gestellt, auch für den Inlandsflug kommt der Verein auf. Den Hin- und Rückflug zwischen Deutschland und Indien muss jeder selbst bezahlen, allerdings stellt der Verein eine Spendenbescheinigung dafür aus.

Was erwartet das kleine Team im Camp? Auf jeden Fall äußerst dankbare Patienten. „Die meisten haben zunächst Angst vor dem Zahnarzt, weil sie sonst oft nur Barbiere kennen, die ziemlich stümperhaft und ohne Betäubung arbeiten.“ Dank der örtlichen Narkose verläuft die Behandlung im Camp hingegen weitgehend schmerzfrei. „Medizinische Camps machen Spaß“, versichert Marianne Frank-Mast: „Mein Mann ist dort immer ganz glücklich. Denn es geht nur um Medizin, man darf einfach Arzt sein und muss keine aufwendige Dokumentation machen wie hierzulande.“

Der Verein und seine Arbeit

Bildungsprogramm
Der Verein Mädchenschule Khadigram ist im Jahr 2003 mit dem Ziel gegründet worden, Mädchen aus besonders benachteiligten Familien der Unberührbaren und Stammesangehörigen eine Chance auf (Grund-)Bildung zu geben. So betreibt der Verein beispielsweise eine Schule für Mädchen im Dorf Bhawaniyapur und die Shubham Schule in Anand, die auch Jungen besuchen dürfen. Zudem bietet der Verein jungen Frauen die Chance, in Anand eine Ausbildung zur Pflegekraft oder Hebamme zu absolvieren.

Ehrenamt
Zahnmediziner, die sich vorstellen können, im Camp mitzuarbeiten, erhalten weitere Informationen unter der E-Mail-Adresse marianne.frank.mast@gmx.net. Wer sich anderweitig im Verein engagieren möchte, erfährt mehr über dessen Arbeit im Internet unter www.maedchenschule-khadigram.de.

Veranstaltung
Bei einem Treffen mit indischem Tanz, an dem auch der Projektpartner aus Gujarat, Manoj MacWan, anwesend ist, kann man sich am 20. Mai in Althütte, Rathausplatz 3, von 18 Uhr an über die Schwesternschule und die Ganztagsschule für Slum-Kinder informieren. Der Eintritt ist frei.