Erfrorene Apfelblüten bei Endingen am Kaiserstuhl Foto: dpa

Ein Viertel der Reben und ein Drittel der Obstplantagen sind geschädigt – Finanzielle Hilfe gibt es aber erst zur Erntezeit.

Stuttgart - Unter dem Eindruck der großflächigen Frostschäden in der Landwirtschaft hat der Ministerrat den Bauern am Dienstag finanzielle Hilfen in Aussicht gestellt. „Manche Bauern und Winzer sind regelrecht verzweifelt, weil sie vor einem Totalschaden stehen“, sagte Agrarminister Peter Hauk. Er geht von Verlusten in dreistelliger Millionenhöhe aus. Die genaue Schadenssumme lasse sich zwar erst nach der Erntezeit ermitteln, sagte der CDU-Politiker. Doch zeige sich schon jetzt, dass landesweit rund ein Viertel des Weinbaus und ein Drittel des Erwerbsobstbaus sehr stark geschädigt seien. Bei den Strauchbeeren sieht die Lage offenbar noch düsterer aus.

Das Kabinett stufte den Frosteinbruch in den Nächten vom 19. bis 21. April deshalb offiziell als Naturkatastrophe ein. Dies ist Bedingung, damit der Staat den Bauern überhaupt finanziell unter die Arme greifen darf, ohne dabei EU-Recht zu verletzen. Hauk: „Beihilfe müssen genehmigt werden.“ Das Land sei zwar keine Versicherungsgesellschaft, könne aber angesichts der Schäden auch nicht einfach wegschauen. Hauk zufolge ist das Ausmaß etwa drei bis vier Mal so groß wie 2011, als es ebenfalls starke Frostschäden gegeben hatte. Damals hatte das Land im Haushalt sieben Millionen Euro für die Bauern bereit gestellt. Wie viel Geld diesmal fließen wird, soll nun bis zum Herbst zusammengestellt werden.

Suche nach resistenten Sorten

Entschädigt werden aber nur gravierende Verluste. Die Mindestschwelle beträgt 30 Prozent Ertragsausfall im Betrieb. Wie hoch die Zahlungen ausfallen, muss auch noch mit Finanzministerin Edith Sitzmann ausgehandelt werden. Hauk: „Wir prüfen alle Möglichkeiten der Hilfestellung.“ So wird etwa erwogen, den Landwirten die Möglichkeit zu bieten, steuerfreie Risikorücklagen zu bilden. Mittelfristig soll auch die Landwirtschaftliche Rentenbank mit Krediten zur Überbrückung von finanziellen Engpässen einspringen.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann sprach sich erneut dafür aus, dass sämtliche Landwirte einer Elementar-Schadensversicherung beitreten. In der Ministerpräsidentenkonferenz habe er dafür schon mehrfach geworben, sagte der Grünen-Politiker, bisher jedoch ohne Erfolg: „Ich werde aber einen erneuten Vorstoß machen.“ Bislang sei es für die Betriebe recht schwierig und teuer, sich gegen solche Risiken zu versichern.

Hauk und Kretschmann sehen einen engen Zusammenhang zwischen den Frostschäden und dem Klimawandel: Die Pflanzen treiben immer früher aus und werden damit anfälliger für Frühjahrsfröste.“ Statistiken zufolge setze der Frühling mittlerweile im Schnitt zehn Tage früher ein als 1951. Hauk sagte, darauf müsse man mit der Erforschung von Züchtungen reagieren, die resistenter gegen Frost und Trockenheit sind.