Wo bisher nur Mauern stehen, sollen in zwei Jahren Patienten versorgt werden. Das nächste Krankenhaus ist 100 Kilometer entfernt. Foto: z

Irina Kunzi aus Leinfelden-Echterdingen realisiert mit dem Berliner Verein Alex den Bau einer Krankenstation in Gambia. Es hat bestimmte Gründe, weshalb sie das tut.

Musberg - Geschnitzte Holzelefanten, eine bunte Halskette, ein Reiseführer und ein Stapel gambisches Geld liegen in Irina Kunzis Wohnzimmer in Musberg herum und erinnern sie an die spannende Zeit, die sie im Februar in Gambia verbracht hat. Vier Wochen lang war sie zusammen mit anderen Mitgliedern des Berliner Vereins Alex (African Life Experience) in dem westafrikanischen Land, um über das Gesundheitswesen vor Ort zu recherchieren. Denn in dem Dorf Suwareh Kunda im Landesinneren errichtet der Verein zurzeit eine Krankenstation mit zwei Behandlungszimmern, einer Geburtsstation, einem Labor, einer Impfstation, einer Apotheke und einer Notaufnahme.

Beim Besuch vor Ort haben sich die Vereinsmitglieder den Baufortschritt angeschaut. Seit der Grundsteinlegung im Februar 2016 wurden die Mauern errichtet, bald soll mit der Dachkonstruktion begonnen werden. Ziel ist es, Ende 2019 die ersten Patienten zu empfangen. „Da man keinerlei Baumaschinen vor Ort hat, wird alles von Hand gearbeitet“, sagt Irina Kunzi.

Die Idee einer Krankenstation kam aus dem Land selbst

Den Verein Alex gibt es seit 2011. Die Mitglieder haben bereits erfolgreich zwei Kindergärten mit Vorschulen finanziert und errichtet. Ein medizinischer Bau ist für die Gruppe von etwa zehn Ehrenamtlichen neu, weshalb sie intensiv über den Betrieb von afrikanischen Krankenhäusern recherchieren und den Erfahrungsaustausch mit anderen Vereinen suchen. Die Idee dazu war aus dem Land selbst an sie herangetragen worden: „Unser Projektpartner Baba SambuJang Fatty ist aus dem Dorf. Er wollte vor Ort was verbessern und trat an uns heran“, sagt Kunzi. In dem ländlichen Gebiet leben circa 7000 Menschen ohne ärztliche Grundversorgung. Das nächste Krankenhaus ist 100 Kilometer entfernt, was eine Reise von zweieinhalb Stunden bedeutet – wenn die Fähre funktioniert.

Irina Kunzi Foto: Leonie Schüler

Irina Kunzi engagiert sich seit anderthalb Jahren in dem Verein, mit dem sie per Zufall in Kontakt kam. Für die 50-Jährige erfüllte sich damit ein Jugendtraum. „Ich wollte immer schon Entwicklungshilfe in Afrika machen“, sagt die alleinerziehende Mutter. „Jetzt war die Zeit reif.“ Dass sie nach Gambia reisen würde, um sich vor Ort einen Eindruck zu machen, stand für sie schnell fest. „Man muss dort gestanden und die Hitze gespürt, die Kargheit des Landes gesehen haben. Sonst bringt man nicht die Energie auf, was zu tun.“

Gebraucht wird Geld, aber auch medizinische Geräte

Zwischen fünf und zehn Stunden arbeitet Kunzi pro Woche daran, zu recherchieren, Spenden zu akquirieren und das Projekt zu dokumentieren. Kleine Erfolge machen sie glücklich: „Als ich meine erste Spende in Höhe von 1000 Euro in den Händen gehalten habe, hatte ich Tränen in den Augen“, erzählt sie. Trotzdem ist noch ein weiter Weg zu gehen: Die Gesamtkosten für die Krankenstation liegen bei 52 000 Euro, bislang hat der Verein 20 000 Euro beisammen. Die Mitglieder hoffen, in Deutschland Ärzte zu finden, die dem Verein ausrangierte medizinische Geräte spenden. „Mein Hausarzt hat mir zum Beispiel ein Ultraschallgerät versprochen, das den deutschen Maßstäben nicht mehr genügt, aber noch einwandfrei funktioniert. Vielleicht können ja noch mehr Leute bei ihren Ärzten nachfragen“, sagt Kunzi. Um Geld zu sparen, können Teile des Baus etwas später realisiert werden. So soll es anfangs keine stationäre Aufnahme, sondern nur eine ambulante Versorgung geben. Solange könnte das Personal, das ins Hinterland kommen muss, in den freien Zimmern schlafen. „Später wollen wir noch ein Personalhaus bauen.“

Ein Beitrag zur Gesellschaft

Für Irina Kunzi ist das ehrenamtliche Engagement eine persönliche Bereicherung. „Ich bleibe dadurch im Kopf frisch und habe was zu erzählen“, sagt die Musbergerin, die hauptberuflich Projekte für Daimler organisiert. „Ich finde es wichtig, dass jeder Mensch einen Beitrag zur Gesellschaft leistet. Es fokussiert einen auf wesentliche Dinge.“ In Gambia habe sie gelernt, geduldig zu sein, wenn etwas nicht auf Anhieb klappt. „Ein bisschen was davon habe ich mit nach Hause gebracht. Ich bin ruhiger.“ Nächstes Jahr möchte sie wieder nach Gambia reisen, um sich vom Baufortschritt zu überzeugen.

Wer für das Projekt spenden oder mit Fachwissen helfen möchte, kann sich bei Irina Kunzi melden unter der Telefonnummer 0172/727 83 42 oder eine E-Mail schreiben an irina.kunzi@gmx.de. Weitere Infirmationen auch unter www.alex-gambia-ev.de