Gute Stimmung beim „Deutschen Fest“ in Castel di Lama. Foto:  

Das Centro Italiano unterstützt die Menschen in Capodacqua in den Apenninen mit einem „Deutschen Fest“. In einer Bildergalerie zeigen wir Fotos vom Fest in Castel di Lama und dem Erdbebengebiet.

Capodacqua - Mit dem Versprechen „Ich komme wieder“ fuhr Francesco Santoro im vergangenen Herbst aus dem Erdbebengebiet in Italien nach Fellbach zurück. Jetzt hat er das zusammen mit weiteren vier Mitgliedern des Centro Italiano in Fellbach, dessen Vorsitzender er ist, wahr gemacht. Aus Capodacqua hatte man ihm signalisiert, dass die Bevölkerung aktuell keine Kleidung oder andere Hilfsgüter brauche, die Moral aber am Boden sei. Da kam Santoro die Idee, ein „Deutsches Fest“ auszurichten. Kürzlich war er dort. „Das Fest war ein Riesenerfolg. Die Anstrengung hat sich gelohnt“, freut er sich.

Nichts ist mehr wie es war für die Einwohner von Capodacqua. Am 24. August 2016 hat die Erde so heftig gebebt, dass keines der Häuser in dem rund 300 Einwohner zählenden Ortsteil des Bergdorfs Arquato del Tronto in den italienischen Apenninen mehr bewohnbar ist. „Sie dürfen nicht mehr in ihr Dorf zurück“, sagt Francesco Santoro. Im Oktober war er mit einigen Vereinsmitgliedern dort und hat Hilfsgüter wie Kleidung, Schuhe, warme Decken und Spielzeug gebracht. Er war damals zum ersten Mal in Capodacqua. Spontan hatten sich bei dem zweitägigen Besuch Freundschaften gebildet. In Capodacqua lebten bisher viele ältere Menschen vornehmlich von der Landwirtschaft. Das Dorf ist seit Ende August komplett verwaist, „alle Gebäude müssen abgerissen werden, aus Sicherheitsgründen“ sagt Santoro. Nur die Kirche ist quasi

Völlig zerstörte Häuser. Foto: privat
unbeschädigt.

In Arquato del Tronto wohnen Familien und jüngere Leute

Derzeit wohnen die Menschen in Hotels und Ferienwohnungen am Meer, in diesen Tagen müssen sie wieder umziehen, weil die Urlaubssaison beginnt. Für viele sei das schwer, sagt Santoro. Ein alter Mann habe ihm erzählt, dass er sein Leben lang nur Bergstiefel getragen habe, immer in Capodacqua geblieben sei. Er vermisse die Berge, seine Landwirtschaft. So geht es den meisten. In Arquato del Tronto wohnen Familien und jüngere Leute, sie können wahrscheinlich wieder zurückkehren. „Das Problem ist, dass die Menschen ihre Steinhäuser in den letzten Jahren zwar renoviert, aber nicht erdbebensicher gemacht haben“, hat Santoro von seinem Freund Fabio Cortelese, dem stellvertretenden Ortsvorsteher von Arquato del Tronto, erfahren.

Die Fellbacher Delegation ist mit einem kleinen, von Karosserie Eisenmann kostenlos zur Verfügung gestellten Lieferwagen ins Erdbebengebiet gefahren. Mit dabei waren neben Santoro noch Adele Sanino, Pina Acri, Antonio Bisignano und Francesco Filippelli. Zehn Stunden dauerte die Hinfahrt für die fünf Italiener aus Fellbach. Sie hatten 300 Liter Bier in Metallfässern, 700 Rote Würste, 500 Bratwürste, 700 Brötchen und 50 Kilogramm Kartoffelsalat an Bord – finanziert durch Fellbacher Spenden in Höhe von mehr als 1700 Euro. Um 5 Uhr morgens ging’s in Fellbach los, um 17 Uhr hat das Fest begonnen – in der privaten Weinkellerei „Tenuta Seghetti Panichi“ in Castel di Lama in der Nähe von San Benedetto del Tronto. In der Gegend sind derzeit die meisten Erdbeben-Geschädigten untergebracht. Große Grills waren aufgebaut, Bierbänke und Tische. Über 600 Personen haben bis 3 Uhr nachts gefeiert.

Eine Gruppe aus dem Salento hat Pizzica getanzt

Die Stimmung war hervorragend. Es wurde gevespert, geschwätzt, getanzt und gesungen. Eine Gruppe aus dem Salento hat Pizzica getanzt, ein Akkordeon-Spieler Volkslieder angestimmt. Plötzlich sei ein Mann aufgetaucht und habe sich erkundigt, was das für ein Fest sei, erzählt Santoro. Es habe sich herausgestellt, dass er ein Schuhfabrikant aus der Nähe ist. „Als er von der Solidarität der Fellbacher Italiener für ihre Landsleute gehört hat, hat er spontan 500 Paar Schuhe in allen Größen für die Bevölkerung von Arquato del Tronto und Capodacqua zugesagt.“ Santoro ist gerührt. „Una festa bellissima“ – ein wunderbares Fest – haben sich am Schluss alle bei den Fellbachern bedankt.

Auf ihre rosaroten T-Shirts hatten sie wohlwissend das Motto „La festa della forza e del coraggio“ drucken lassen. Es braucht „Kraft und Mut“, um wieder neu anzufangen. Und es braucht Freunde. In Fellbach hat Francesco Santoro für seine Idee viele gefunden. „Es hat sich gelohnt,“ ist sein Fazit. Beim nächsten Wiedersehen im Erdbebengebiet will Fabio Cortelese, der Beziehungen zum Vatikan hat, versuchen, für die Fellbacher eine Audienz beim Papst zu organisieren. Francesco Santoros Augen strahlen, als er das erzählt.