In die Höhe mit dem Baumstamm: Highlandgames in Asperg. Weitere Bilder finden Sie in unserer Bildergalerie. Foto: FACTUM-WEISE

Die Highlandgames in Asperg gibt es seit zehn Jahren. Was ursprünglich eine kleine Veranstaltung für Jugendliche war, ist zu einem richtigen Familienfest geworden. Dabei ist die Absicht der Spiele die gleiche wie bei den Schotten vor Jahrhunderten.

Asperg - Bürger von Asperg“, dröhnt der Hauptmann Reinhardt mit seiner tiefen Stimme über den Bürgergarten. „Ich bitte um ein großartiges Handgeklatsche für unseren Weibel-Helmut.“ Die Truppe der badischen Schwertspieler aus Karlsruhe vollführt vor leuchtenden Kinderaugen ein kleines Kampfspektakel: In Rüstung und Kettenhemd liefern sich immer zwei Kämpfer, mal mit Schwert, mal mit Axt, einen klirrenden Schlagabtausch. „Du weißt schon, dass das alles nur spielerisch ist“, sagt eine Mutter zur Sicherheit zu ihrem kleinen Sohn.

Nach knapp 20 Minuten ist das Spektakel vorbei, die Schwertkämpfer werden abgelöst von Dudelsackklängen der Heidelberg and District Pipes and Drums. Stilecht im Schottenrock ziehen sie in den Bürgergarten ein. Die zehnten Highlandgames in Asperg sind hiermit eröffnet. Bei strahlendem Sonnenschein dürfen sich nun angehende schottische Krieger – eben Highlander genannt – in den Altersklassen Teen (12 bis 14 Jahre), Jugend (15 bis 18 Jahre ) oder Erwachsene (ab 18 Jahre) in folgenden Disziplinen, auch „Heavy Events“ genannt, messen: Baumstammwerfen, Farmers Walk (das Tragen von Gewichten), Steinstoßen und Zielwurf mit einem Hufeisen.

Wettkampf ohne Waffen

Die eher exotische Idee, diese schottischen Traditionswettbewerbe nach Asperg zu holen, hatte der städtische Sozialarbeiter Tobias Keller, als er selbst einmal in Schottland war. Weil die Engländer es den Schotten im 16. Jahrhundert verboten hatten, Waffen zu tragen, seien die Highlandgames ihre Art gewesen, sich zu messen – und der Gedanke eines gewaltfreien Wettbewerbs gefiel Keller: „Beim Baumstammwerfen können Jugendliche zeigen, was in ihnen steckt.“ So waren die Asperger Highlandgames vor zehn Jahren explizit als Projekt gegen Sucht und Gewalt gestartet. Bis heute wird auf dem Fest kein Alkohol ausgeschenkt.

Ein Schottland-Feeling stelle sich aber auch ohne Whisky ein, sagt Keller: „Der Hohenasperg war früher ein keltischer Fürstensitz. Mit ein bisschen Fantasie könnte man denken, man ist in Schottland.“ Dabei hilft auch das buchbare Edinburgh-Taxi, eines der kugeligen schwarzen Autos, die normalerweise in der schottischen Hauptstadt fahren, heute aber durch Aspergs Straßen. Man muss ja nicht dazusagen, dass das Angebot von einem Taxifahrer aus Heidelberg kommt.

Extra-Punkte für eine gerade Landung

Die wahren Highlander und solche, die es werden wollen, rackern sich derweil im hinteren Teil des Bürgergartens ab: Beim Baumstammwerfen schultern sie einen knapp zwei Meter langen und 15 Zentimeter dicken Stamm, gehen in die Hocke und werfen ihn dann mit Schwung aus den Beinen in die Höhe, so dass der Stamm in der Luft eine Drehung macht. „Wenn er gerade liegen bleibt, gibt es Extrapunkte“, sagt Norbert Krickl, der Jugendsachbearbeiter der Polizei Asperg. Er ist Jurymitglied und Anleiter für Anfänger.

In diesem Jubiläumsjahr sind die Highlandgames in Asperg zugleich der Startschuss für ein weiteres Projekt der städtischen Kinder- und Jugendarbeit: Die Aktion „Potenziale entfalten“ eines Arbeitskreises mit vielen gesellschaftlichen Gruppen soll Radikalisierung bei Jugendlichen vorbeugen, indem sie mehr wertgeschätzt, ihre Talente gefördert oder sie schlicht beraten werden. Das Ziel ist laut Tobias Keller „eine neue Kultur der Verständigung“.