Ein Athlet vom Sportverein in Oßweil legt seine ganze Kraft in den Hammerwurf. Foto: Petra Müller/ASV Oßweil

Wenn Männer in Schottenröcken Steine stoßen, Baumstämme zum Überschlag bringen und dazu der Dudelsack erklingt – dann befindet man sich bei den Highland Games in Stuttgarter Wäldern.

Stuttgart - Die unendliche Weite der Highlands, die zerklüfteten Berge und das raue Klima sucht man im Stuttgarter Stadtteil Weilimdorf zwar vergebens. Doch was die Sportarten und Traditionen angeht, können die schwäbischen Highland Games mit den schottischen durchaus mithalten: Die Highland Games mit den schottischen Disziplinen werden erstmals am kommenden Wochenende in Stuttgart veranstaltet. „Mir gefällt die Art des Sports, bei der zwar jeder für sich kämpft, aber Unsportlichkeiten nicht toleriert werden“, sagt Petra Müller. Sie organisiert mit ihrem Athletik-Sportverein Ludwigsburg-Oßweil (ASV) bereits seit zehn Jahren Highland Games, bisher allerdings immer in Oßweil.

Auf den ersten Blick mutet es archaisch an, wenn Sportler sieben Kilo schwere Steine stoßen oder eine Eisenkugel schwingen. Der kriegerische Ursprung der Wettkämpfe ist durchaus noch erkennbar. Doch es handelt sich um ernst zu nehmende Disziplinen, die den Athleten einiges an Kraft und Geschicklichkeit abverlangen. Zumindest, wenn man die schottischen Regeln einhält. „Wir distanzieren uns von Spaß-HighlandGames, bei denen es nur darum geht, Bierkrüge zu stemmen oder auszutrinken“, sagt Petra Müller. In diesem Jahr hat sich ihr Sportverein für die Organisation der „echten Highland Games“, wie sie sagt, mit dem Stuttgarter Verein Kulturschock zusammengetan. „Wir sorgen dafür, dass auch am Rande der Wettkämpfe schottische Atmosphäre aufkommt“, erklärt Mitveranstalter Mathias Klaus. Dabei spielt Musik, Essen und Handwerkskunst eine Rolle.

Bei den Profis geht es um die Deutsche Meisterschaft

Die Highland Games sind zweigeteilt: Am Samstag können die Besucher den Profis aus ganz Europa beim Wettkampf zuschauen, während sich am Sonntag die Besucher selbst in einigen Disziplinen ausprobieren können. Bei den Profi-Athleten geht es um nichts weniger als den Kampf um die deutsche Meisterschaft in den Disziplinen Baumstammwerfen, Gewichtshochwurf, Gewichtsweitwurf, Steinstoßen und Hammerwurf. Im Gewichtsweitwurf wird zudem der Deutsche Meistertitel ermittelt. Die Regeln sind dabei nicht so einfach, wie sie auf den ersten Blick erscheinen. So geht es beispielsweise beim Baumstammwerfen nicht darum, wer am weitesten einen Stamm wirft. Vielmehr liegt die Kunst darin, den unhandlichen Baum beim Wurf so zum Überschlag zu bringen, dass er möglichst gerade nach vorne kippt. „Die Sportler aus unserem Athletik-Sportverein trainieren das ganze Jahr für diese Meisterschaften“, sagt Petra Müller. Und dabei handelt es sich keineswegs nur um Männer. In den Wurf- und Stoßdisziplinen gehen auch die Ladys an den Start. „Es reicht nicht, nur stark wie ein Bär zu sein. Die Masse hilft natürlich, aber man muss auch wissen, wie man diese einsetzt“, sagt Petra Müller. Die richtige Technik trainiert sie im Verein.

Die Veranstalter der Highland Games gehen davon aus, dass auch die Besucher nicht nur zuschauen, sondern selbst ausprobieren wollen. Deshalb können sich für den Sonntag Mannschaften mit drei bis vier Teilnehmern anmelden und sich bei den Wettkämpfen im Schottischen Schubkarrenrennen, Tauziehen, Fassrollen, Baumstamm-Slalom oder Gewichtsweitwurf mit einer Eisenkugel am Seil messen. „Ich habe die Disziplinen selbst ausprobiert und bin so manches Mal an meine Grenzen gestoßen“, sagt Mathias Klaus mit einem Lachen. Die Wettkämpfe seien aber in jedem Fall mit einer Menge Spaß verbunden. Daher ist es auch nicht nötig, traditionelle Kilts zu tragen. Der Kreativität der Teilnehmer sind aber keine Grenzen gesetzt, wenn sich ein Team selbst Röcke nähen möchte. Und auch die kleinen Schottland-Fans können sich in verschiedenen Disziplinen wie zum Beispiel dem Steinwurf versuchen.

Dudelsack-Musik, schottische Tänze und Whiskey-Proben sorgen für Stimmung

Die Besucher werden bei den Highland Games jedoch noch weit mehr als nur die Wettkämpfe der Schotten kennenlernen. Für die richtige Stimmung sorgen Dudelsack-Musik, schottische Tänze und natürlich auch eine Whiskey-Probe. Ein Hirte zeigt, wie sein Hund die Schafherde unter Kontrolle behält, Highlander kämpfen mit dem Langstab und ein Steinmetz beweist handwerkliche Geschicklichkeit. Mutige haben außerdem die Möglichkeit, das schottische Nationalgericht Haggis zu probieren. Traditionell wird bei dieser Spezialität ein Schafsmagen mit Innereien vom Schaf, Zwiebeln und Hafermehl gefüllt. „Es war gar nicht so leicht einen Metzger zu finden, der Haggis anbietet“, sagt Mathias Klaus. Wer keine Innereien mag, aber trotzdem etwas typisch Schottisches essen will, bekommt auch ein Steak vom Galloway-Rind oder schottische Suppen. Nur eines soll an diesem Fest ganz und gar nicht typisch Schottland sein: „Wir hoffen auf Sonne, statt schottischen Dauerregens“, sagt Petra Müller.

Die Highland Games finden am Samstag, 12. September, von 10 Uhr bis 22 Uhr, und am Sonntag, 13. September, von 10.30 Uhr bis 19 Uhr im Waldheim Lindental, Diepachwiesen 4, statt. Der Eintritt kostet sechs Euro, ermäßigt vier Euro. Weitere Infos und eine Anmeldung für die Mannschaftswettkämpfe ist unter www.highlandgames-stuttgart.de möglich.