Nach der Landung rollt der Jet über den Stuttgarter Taxiway. Foto: Flughafen Stuttgart

Der modernste Langstreckenjet der Welt landet zum ersten Mal auf dem Stuttgarter Flughafen. Doch der Trainingsflug läuft nicht ganz reibungslos ab.

Stuttgart - Selbst der modernste Passagierjet der Welt ist machtlos gegen das Dezemberwetter: Am Donnerstag ist erstmals ein Airbus A350-900 der Lufthansa auf dem Stuttgarter Flughafen gelandet – wenn auch mit gehöriger Verspätung. Wegen des mancherorts nebligen und kalten Wetters hatte sich der Trainingsflugplan des nagelneuen Jets verschoben. Gegen 12.21 Uhr war es schließlich so weit: Der majestätische, weiß-blaue Vogel schwebte heran, setzte auf, kurvte kurz über das Rollfeld – und war schon bald darauf wieder über dem Horizont verschwunden.

Der neue Airbus A350-900 ist ein zweistrahliger Passagierjet und das Gegenstück zur amerikanischen Boeing 787, dem luxuriösen, aber pannengeplagten „Dreamliner“. „Die A350-900 ist durch die technische Ausstattung das Neueste, das man als Verkehrspilot fliegen kann“, zitiert das Fachblatt Flug-Revue einen Piloten des Superjets. Der kurze Zwischenstopp des 310 Millionen Dollar teuren Flugzeugs am Flughafen Stuttgart war noch nicht Teil des regulären Flugplans, sondern gehörte zu einem Trainingsprogramm: „Ein neues Flugzeugmuster muss auf allen Flughäfen, auf denen es einmal landen könnte, Trainingsflüge machen“, erklärt der Sprecher des Flughafens Stuttgart, Johannes Schumm.

Sparsam dank High-Tech-Materialien und verstellbarer Flügelform

Die Lufthansa verspricht Fluggästen des High-Tech-Fliegers ein „neues Reiseerlebnis“: Die 224 Passagiere in der Economy Class sitzen auf neuen, ergonomisch geformten Sitzen und können sich die Flugzeit mithilfe größerer Bildschirme vertreiben. Die 48 Gäste der Business Class bekommen einen Selbstbedienungskiosk, die 21 betuchten Gäste der Premium Economy sitzen auf gemütlichen Sesseln. Insgesamt hat die Lufthansa 25 der Maschinen bestellt.

Der Airbus besteht zu zwei Dritteln aus modernsten Materialien wie Verbundstoffen oder Titan. Das soll den Jet laut Lufthansa um ein Viertel sparsamer gegenüber anderen Flugzeugen machen. Indem die Flügelform im Flug angepasst werden kann, soll der Spritverbrauch des A350-900 sogar noch weiter sinken. Pro Passagier soll der Airbus auf 100 Kilometer Flugstrecke im Schnitt nur 2,9 Liter Treibstoff verbrauchen. Die Reichweite des Jets gibt die Lufthansa mit 9500 Kilometern an – die Rolls-Royce-Triebwerke machen den Airbus zudem um die Hälfte leiser.

Die Ankunft des neuen Airbus in Stuttgart wurde von einigen Flugzeugfans sehnlich erwartet. Das PR-Team des Flughafens stellte Videos des landenden und startenden Passagierflugzeugs auf Facebook:

Erst am Mittwoch ist der Langstreckenflieger mit der Seriennummer 074 in München angekommen, wo er künftig mit neun weiteren Modellen des Typs stationiert sein wird. Vom 10. Februar an wird das Flugzeug um die Welt jetten – Ziele sind zunächst Delhi und Boston.

Doch bevor es so weit ist, absolviert die Lufthansa mit dem High-Tech-Airbus bis zum 31. Dezember ein umfassendes Trainingsprogramm. Laut Plan sollte der Airbus nach seinem Aufenthalt in Stuttgart nach Ingolstadt weiterfliegen. Dort befindet sich ein Flugplatz der Bundeswehr, der auch zivil genutzt wird – die Maschine sollte dort zwei Stunden lang Starts und Landungen absolvieren. Laut dem Facebook-Account des Flughafen Stuttgart flog der High-Tech-Flieger nach seinem Stop-and-Go in Stuttgart allerdings nach Dresden weiter. Auch am Freitag, 23. Dezember, stehen Trainingsflüge an: um 11.30 Uhr soll der Super-Airbus in Nürnberg, eine halbe Stunde später bereits in Karlsruhe/Baden landen. Um 15.30 Uhr wird der Jet noch einmal in Nürnberg landen. Im Januar sollen noch Waschräume und einige bislang fehlende Sitze eingebaut werden.

Bis zum 31. Dezember wird der supermoderne Jet auch den Stuttgarter Flughafen noch einige Male anfliegen. Für Flugzeugfans aus der Region sind diese Trainingsflüge vorerst die letzte Gelegenheit, einen A350 zu sehen: „Die Lufthansa bietet ab Stuttgart keine Langstreckenflüge an“, erklärt der Flughafensprecher. Auch andere Fluggesellschaften fliegen nicht mit diesem Jet ab Stuttgart – „das war tatsächlich die Typen-Erstlandung“, so Schumm.