Was geschah am Wochenende hinter der gelben Eingangstür des Hi Life Clubs? Der Betreiber gerät von unterschiedlichen Seiten in Beschuss. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Weil er gegen die Corona-Verordnungen verstoßen haben soll, hat die Stadt den Hi Life Club vorläufig dicht gemacht. Der Betreiber beteuert, dass dort kaum getanzt wurde. Belastende Videos bringen ihn jetzt in Bedrängnis. Wann sie aufgenommen wurden, bleibt unklar.

Stuttgart - Die Diskussion um die Schließung eines Clubs am Rotebühlplatz, wo Abstandsregeln ignoriert worden sein sollen und der von der Stadt darum vorläufig geschlossen wurde, wird durch Videos weiter angeheizt. Zu sehen sind feiernde Partygäste im Hi Life Club. Dessen Betreiber, Denis Gugac, nannte die Maßnahmen der Verwaltung unverhältnismäßig, mehr als Barbetrieb mit „ein, zwei tanzenden Gästen“ sei nicht gewesen. Andere Gastronomen nehmen ihn für seine Aussagen jetzt aufs Korn.

Die Videos wurden vor allem in Storys des sozialen Netzwerks Instagram eingebettet und verbreiteten sich in Stuttgarter Gastro-Kreisen. Ein Video, das tanzende Menschen zeigt, ist auf den 4. Juli datiert. Das Stuttgarter Ordnungsamt kennt die Videos nicht. Allerdings deckt sich deren Inhalt mit den Erkenntnissen der Behörden. „Die Polizei hat festgestellt, dass getanzt wurde, die Musik zu laut war und gegen die geltenden Abstandsregelungen verstoßen wurde“, sagte eine Sprecherin der Stadt. Maßgeblich für die Schließung des Clubs seien die Beobachtungen der Polizei gewesen.

Andere Stuttgarter Gastronomen sauer

Clubs in Stuttgart dürfen in Stuttgart zwar seit einigen Wochen wieder öffnen, allerdings nur mit Bar- oder Kneipenbetrieb. Sprich: Tanzen ist noch nicht erlaubt. Die Videos, die auch der Clubbetreiber Gugac gesehen hat, belegen in seinen Augen keinen Verstoß gegen die Regeln. „Die meisten Szenen stammen aus älteren Videos, in einem habe ich Aufnahmen von einer Veranstaltung im März erkannt“, sagte Gugac.

Kritik am vermeintlichen Treiben im Hi Life Club äußert nicht nur die Verwaltung, auch andere Gastronomen ärgert es, dass die Abstandsregelungen nicht eingehalten worden sein sollen, wo manche von ihnen doch selber so penibel darauf achteten. Der Stuttgarter Gastronom Eric Bergmann kommentierte das auf Facebook so: „Das ist ein Schlag ins Gesicht jedes Stuttgarter Gastronomen, der die Verordnung umsetzt.“ Auf Nachfrage zu seinem Post sagte er, dass er „kein Freund von Petzen“ sei – Gugac hält es für möglich, angeschwärzt worden zu sein; Bergmann sei es aber leid, als Gastronom wegen des Fehlverhaltens anderer mit ihnen in einen Topf geworfen zu werden.*

Hi Life Club muss überzeugendes Konzept vorlegen

Das Club Kollektiv Stuttgart, ein Zusammenschluss von Clubs, der Interessen bündelt und dem Denis Gugac nicht angehört, hat sich nach interner Abstimmung dagegen entschieden, den Vorgang zu kommentieren. Allerdings sagen einige Clubbetreiber hinter vorgehaltener Hand, dass sie mit so einem Verhalten überhaupt nicht einverstanden sind. Manche sehen ihre Bemühungen, Lösungen für das Stuttgarter Nachtleben trotz Corona zu finden, dadurch untergraben, sollte das mit dem Hi Life Club alles so stimmen.

Dies im Detail aufzuklären, ist aber eine Aufgabe, an der ohnehin niemand arbeitet. Das Ordnungsamt hat dem Hi Life Club die Hausaufgabe mitgegeben, ein überzeugendes Konzept vorzulegen, wenn er seine Konzession behalten will. Denis Gugac gelobte daraufhin Besserung. „Wir haben unser neues Hygienekonzept heute bei der Stadt eingereicht“, sagte er am Dienstagabend.

*Anmerkung der Red.: Nach Veröffentlichung dieses Textes hat Eric Bergmann seine Aussagen in sozialen Netzwerken mit der Begründung zurückgenommen, er sei nicht dabei gewesen und könne nicht wissen, wie es war.