Die Formensprache der in den Jahren zwischen 1904 und 1906 erbauten Heusteigschule reflektiert die damals neuen reformpädagogische Foto: Michael Steinert

Das Gelände der Heusteigschule soll neu geordnet werden. Ein studentischer Wettbewerb liefert erste Ansätze.

S-Süd - Quadratisch, praktisch, gut waren gestern. Ein Schulgebäude heute muss nicht mehr nur den Kindern und zeitgemäßen pädagogischen Vorstellungen genügen, sondern soll auch für die Nachbarn und die Umwelt gut sein. Auch ein Bündel baurechtlicher Anforderungen muss die neue Heusteigschule erfüllen. Nach der Zusammenlegung der Römer- und der Heusteiggrundschule zur Grundschule Süd und deren Einzug in die Römerschule, wird das Gelände der Heusteigschule neu geordnet. Das Schulverwaltungsamt erarbeitet Nachnutzungskonzept unter Berücksichtigung der Bedarfe der Schickhardt-Schule. Denn diese leidet an Raumnot, seitdem sie zur Gemeinschaftsschule aufgesattelt hat.

Große Fußstapfen

So wurde Anfang des Jahres ein studentischer Ideenwettbewerb ausgeschrieben, dessen Ergebnisse nun in Form von Pappmodellen vorliegen. Eine Jury aus Architekten, Stadtplanern, Vertreter der Schulen und der Verwaltung sowie Pädagogen formierten das Preisgericht. Fünf Aspekte waren zentral: Die bauliche Anpassung ans pädagogische Konzept, die behutsame räumliche Neuorganisation des historischen Schulgebäudes, ein Neubau, eine Sporthalle und die Öffnung ins Quartier.

Die Studierenden traten in große Fußstapfen. Denn Theodor Fischer, der Architekt der historischen Heusteigschule, hat in den Jahren von 1904 bis 1906 Pionierarbeit geleistet. Sein Schulbau war seinerzeit ein gesellschaftspolitisches Statement, reformpädagogisch ersonnen und formschön formuliert. Denn Fischer dachte die Bauaufgabe vom Kinde her. Diese Schule für die Buben der Handwerker und der bürgerlichen Mitte ließ den Kindern Raum zum Toben und wahrte die Proportionen: Anstatt durch ein schmiedeeisernes respekteinflößendes Tor, schlüpft der Steppke durch ein hölzernes Gatter auf den Schulhof. Ein so niedriger Zaun, dass auch kleine Jungs drüber gucken können, umfriedet den Hof. Die Größenverhältnisse im Innern sind ebenfalls nie überdimensioniert. Obwohl der Komplex recht massig ist, entfalten die Räume mit ihrer freundlichen farblichen Gestaltung und den ornamentalen Details eine heimelige Wirkung.

Leuchtturm im Quartier

Die Ausschreibung des Ideenwettbewerbs war offener gehalten als dies in einem echten Wettbewerb der Fall wäre. Das Schulverwaltungsamt erhoffte sich, dass so mehr unkonventionelle Ansätze zum Vorschein kommen. Und in der Tat zeigen die prämierten Entwürfe einige originelle Lösungen auf. Den ersten Platz machte der Entwurf „Vielseitig“, das einen Neubau am anderen Ende des Grundstücks vorsieht und großen Abstand lässt zum historischen Schulbau. Dadurch entsteht ein großzügiger Pausenhof, der für das Quartier geöffnet wird. Im Erdgeschoss des Neubaus sollen die Mensa und ein Café untergebracht werden, die nicht bloß dem Ganztagsschulbetrieb, sondern auch der Nachbarschaft zugute kommen. Das turmartige Gebäude ermöglicht Klassenräume, die zu zwei Seiten Glasfronten aufweisen. Bekrönt wird es mit einer Sporthalle im Dachgeschoss, die nachts beleuchtet ist: ein Leuchtturm im Quartier.

Ein neuer Campus

Ein interessanter Gedanke entwickelt auch das „Schulwohnhaus“, der zweitplatzierte Entwurf. Die Studenten schlagen eine Kooperation mit der benachbarten Bildungseinrichtung Internationaler Bund (IB) vor. Durch die gemeinsame Nutzung entstünde eine Art Campus, der beide Seiten der Heusteigstraße miteinander verbände. Seinen baulichen Manifestation fände die Idee dadurch, dass die Sackgasse verkürzt und dadurch Nutzfläche geschaffen würde. Dieser Zugewinn ermöglichte den Bau einer großzügigen Sporthalle.

Beim Entwurf auf Platz drei, „Heusteigschule Reloaded“, sticht insbesondere die Gestaltung des Schulhofes hervor, der in zwei Bereiche untergliedert ist: einen mit Sportflächen, der auch fürs Quartier offen ist, und einen begrünten Bereich, der den Schülern zur Erholung dient. Die Sporthalle haben die Studenten dieses Entwurfs unter die Erde, unterhalb des Schulhofes, gelegt. Ein weiteres Detail, dass der Jury gefiel, ist die Begrünung der Fassade des Neubaus.

Das Forscherteam des Reallabors „Stadt-Raum-Bildung“ von der Universität Stuttgart macht sich nun daran, die guten Ideen und Impulse aus diesem Wettbewerb herauszudestillieren. Einzelne Ideen und Aspekte sollen im weiteren, realen Verfahren ihre Berücksichtigung finden. Nach der Sommerpause sollen die Ergebnisse im Gemeinderatsausschuss präsentiert werden.