Herzogin Meghan und Prinz Harry sind am Montagmorgen in Australien angekommen, wo sie ihre erste gemeinsame Auslandsreise antreten. Gleichzeitig hatte der britische Palast die Baby-Nachricht veröffentlicht. Foto: ABC

Herzogin Meghans Schwangerschaft kommt zum richtigen Zeitpunkt, meint unsere Kommentatorin Simone Höhn.

London - „God save the Queen“, „Gott schütze die Königin“ – vielleicht wird der ein oder andere Brite diesen Satz gemurmelt haben als der Palast die Schwangerschaft von Herzogin Meghan veröffentlicht hat. Schließlich befindet sich Großbritannien seit Monaten in zähen Verhandlungen über den Ausstieg der Briten aus der EU, die die Stimmung im Land überschatten.

Und nun erwarten der Enkelsohn von Queen Elizabeth II., Prinz Harry und Herzogin Meghan, ihr erstes Kind. Endlich wieder Licht am Ende des Tunnels! Die Meldung könnte auf den ersten Blick zwar kaum unpolitischer sein. Auf den zweiten Blick hat sie jedoch gesellschaftliche Bedeutung. Schließlich steht das britische Königshaus für Kontinuität in einem politisch unsteten Land.

Das Königshaus schafft ein starkes Identitätsgefühl

Der Fixpunkt der Monarchie, die perfekte Inszenierung der Blaublütigen und der damit verbundene Patriotismus schaffen eine spürbar starke Verbindung innerhalb der britischen Bevölkerung. Das löst bei den Deutschen zwar zwiespältige Gefühle aus – Heimatliebe, Heldenverehrung und Fahnenschwenken gelten bei uns schließlich als zweifelhaft.

Auf der anderen Seite schafft dies ein Identitätsgefühl, dem die aktuellen Brexit-Wirrungen kaum etwas anhaben können. Fast möchte man mutmaßen, der Palast hätte die Nachricht bewusst auf den Tag nach der Unterbrechung der jüngsten Brexit-Verhandlungen platziert. Denn nichts versetzt die britischen Anhänger des Königshaus in größeren Freudentaumel als eine Verlobung, eine Hochzeit oder wie die jüngste Baby-Nachricht.

Die Bindungskräfte der Monarchie sind stark – Großbritannien wird sich in einem möglichen Brexit-Chaos stärker denn je an sein Königshaus anlehnen.

simone.hoehn@stzn.de