Thomas Markle hatte schon 2018 im Vorfeld von Meghans Hochzeit für nicht eben schmeichelhafte Schlagzeilen gesorgt. Foto: imago/i Images/Andrew Parsons

Finden sich Vater und Tochter Markle bald auf gegnerischen Seiten eines Prozesses wieder? Die „Mail on Sunday“ will Thomas Markle vor Gericht aussagen lassen – es wäre ein PR-Desaster fürs Königshaus.

London - Als Herzogin Meghan und Prinz Harry im Herbst zwei britische Zeitungen verklagten, hatten sie diese Wendung vermutlich nicht mit einkalkuliert: Der 75-jährige Vater der Herzogin von Sussex, Thomas Markle, könnte vor Gericht als Zeuge der Verteidigung auftreten. Finden sich Vater und Tochter Markle bald auf gegnerischen Seiten eines Prozesses wieder? Es wäre der Albtraum für die Familie Windsor, die bereits an den Folgen des geplanten Rückzugs der Sussex’ zu knabbern hat.

Darum geht’s

Im Oktober hatte Herzogin Meghan Klage gegen die „Mail on Sunday“ eingereicht. Das Blatt hatte einen Brief veröffentlicht, den die ehemalige Schauspielerin im Sommer 2018 an ihren Vater Thomas geschickt hatte. In schönster, schwungvoller Handschrift (Meghan Markle hatte einst einen Kalligrafiekurs besucht) stand darin geschrieben, wie enttäuscht Meghan von ihrem Vater ist. Thomas Markle hatte mehrere Fernseh- und Zeitungsinterviews gegeben, in denen er sich bitter über das Verhalten seiner Tochter beklagte.

Meghans Anwälte verklagten daraufhin Associated Newspapers, den Verlag der „Mail on Sunday“, wegen des Missbrauchs privater Informationen, Verstoß gegen das Urheberrecht und Verstoß gegen das Datenschutzgesetz. Die Veröffentlichung sei „Teil einer Kampagne dieser Mediengruppe, falsche und absichtlich herabwürdigende Geschichten über sie und ihren Ehemann zu veröffentlichen“.

Jetzt drehen die „Mail on Sunday“-Anwälte den Spieß um: Sie wollen Thomas Markle als Zeuge laden. Offenbar soll sich der 75-Jährige auch schon bereit erklärt haben, der Verteidigung zur Verfügung zu stehen.

Das ist die Vorgeschichte

Die Geschichte ist maximal verworren: Thomas Markle hatte 2018 immer wieder Störfeuer gesendet. Schon vor der Hochzeit hatte er mit gestellten Paparazzi-Fotos für Peinlichkeiten gesorgt. Zur Vermählung seiner Tochter Meghan mit Prinz Harry im Mai hatte Markle, der früher als Beleuchtungsspezialist in der Fernsehbranche arbeitete, nicht kommen können: Ein Herzinfarkt fesselte ihn ans Krankenhausbett, seine Ärzte rieten ihm von dem Flug nach Großbritannien ab. Danach gab er wiederholt Interviews, in denen er sich darüber beschwerte, Meghan ignoriere ihn und sorge sich nicht um seinen Gesundheitszustand. Außerdem soll er Kurznachrichten seiner Tochter an die Medien gegeben haben.

Schließlich äußerten sich „enge Freunde“ Meghans anonym gegenüber dem US-amerikanischen „People Magazine“: Meghan sei durchaus besorgt um ihren Vater und habe ihm „einen lieben Brief“ geschrieben, um Thomas Markle goldene Brücken zu bauen.

Die „Mail on Sunday“-Anwälte argumentieren nun, mit der Veröffentlichung des persönlichen Briefes habe Thomas Markle nur die Chance erhalten, diese aus seiner Sicht falsche Darstellung von Meghans Freunden zu widerlegen. Meghan habe ihnen erlaubt, Details aus dem Brief durchsickern zu lassen, die die Herzogin in einem guten Licht erscheinen lassen, und damit selbst ihre Privatangelegenheiten an die Öffentlichkeit gezerrt.

Hingegen hatte Prinz Harry in einem offenen Brief flankierend zur Klage der Zeitung schwere Vorwürfe gemacht: Die „Mail on Sunday“ habe in „absichtlich zerstörerischer Weise“ bestimmte Absätze, Sätze und Wörter aus Meghans Brief weggelassen, um die „Lügen zu vertuschen“, die das Blatt seit mehr als einem Jahr über Meghan verbreitet habe.

Wie steht es um das Verhältnis von Meghan und ihrem Vater?

Die Beziehung zwischen Herzogin Meghan und Thomas Markle zerrüttet zu nennen, ist sicher nicht übertrieben. Vater Markle trug die Fehde über die Medien aus – und setzte seine Tochter damit großem Druck aus. Auch seine zwei Kinder aus erster Ehe, Meghans deutlich ältere Halbgeschwister, hackten aus der Ferne ziemlich öffentlich auf der Herzogin herum. Thomas Markle wiederum argumentierte, seine Tochter habe ihm keine andere Wahl gelassen: Schließlich habe sie auf seine Anrufe und Nachrichten nicht reagiert.

Wann der Prozess verhandelt wird, ist noch offen. Dass er dem durch den „Megxit“ ohnehin angekratzten Image der Sussex’ nicht zuträglich sein dürfte, ist klar. Der Palast dürfte nicht begeistert sein, auch wenn Meghans Chancen auf einen Prozessgewinn gut stehen dürften. Schließlich könnten vor Gericht weitere unangenehme Details aus der Privatfehde Markle vs. Markle ans Licht kommen. Und das wird das Letzte sein, was Meghan und Harry wollen.