Winke, winke: Herzogin Kate nach einem Besuch in einem Kinderkrankenhaus in London. Foto: AFP/BEN STANSALL

Herzogin Kate zeigt sich in London in einem Tweedkostüm von Dolce und Gabbana und zeigt damit eindrucksvoll, wie stilbewusst sie ihr Land repräsentiert.

Stuttgart - Es gibt Menschen, die haben echte Sorgen. Und es gibt Leute, die sich seltsame Fragen stellen, die vielleicht so klingen: „Soll ich ein Tweedkleid auf der Cocktailparty im Landhaus der Duchess von Cornwall anziehen?“ Well, wen solche Themen beschäftigen, der besitzt eventuell einen Ponyhof, mümmelt zum Nachmittagstee ein Gurkensandwich und hat möglicherweise einen passenden Palastschlüssel. So wie Herzogin Catherine, genannt Kate.

So britisch wie die Queen

Neulich erschien die Gattin von Prinz William bei einem Besuch eines Krankenhauses in einem charmanten Tweedkostüm von Dolce und Gabbana, womit Herzogin Kate gleich zwei Dinge signalisierte: 1. Sie ist bei Klamotten tendenziell sparsam, aber nicht immer. Wer schön sein will, muss leiden und auch mal in einen Luxusfummel schlüpfen. 2. Sie ist Patriotin und steht mit ihrem kompletten Kleiderschrank hinter der Monarchie. Warum? Weil Tweed seit gut einem Jahrhundert so britisch ist wie die Queen oder auch Boris Johnsons Sturmfrisur.

Die emanzipatorische Tweedjacke

Im Ernst: Tweed steht für Understatement, für die feine englische Art und streng riechende Landluft. Am berühmtesten ist der Harris-Tweed, ein rauer, kälteabweisender Stoff, den ursprünglich Fischer und Schäfer bei Wind und Regen trugen, der dann aber vom Landadel fürs Picknicken entdeckt wurde. Das erste Tweedensemble kam allerdings aus Frankreich, aus dem Hause Chanel. Das war in den 50ern. Coco Chanel wollte ursprünglich die Frau mit der Tweedjacke vom Korsett befreien – heute ist es der raue Stoff für jene Leute, die keine echten Sorgen haben oder haben wollen.