Die Modedesignerin Su Wai Yee interpretiert den Wickelrock neu. Foto: dpa

Eine Designerin aus Myanmar peppt den Wickerock auf. Zeit, dass sich der Longyi auch im Westen durchsetzt.

Stuttgart - Dass in Berlin oder New York die Männer demnächst massenweise in Röcken unterwegs sein werden, ist unwahrscheinlich. Ein Mann im Rock irritiert immer noch. Punkt.

Trotzdem oder gerade deswegen versuchen alle Jahre wieder meist junge Modedesigner, den Problembär der Mode über die Laufstege tanzen zu lassen. Für die anstehende Sommersaison waren es jüngst vor allem Londoner Modeschöpfer und Labels wie Topman, Sibling, Astrid Andersen oder Grace Wales Bonner, die auf Schauen zeigten, dass Männer durchaus eine gute Figur in nachthemdlangen Pulloverkleidern, Wickel- oder auch in Plisseeröcken abgeben können.

Zunehmende Einfluss Asiens

Dass die Briten traditionell toleranter mit dem Thema umgehen, liegt an einer Männertracht: dem Schottenrock. In Schottland ist der Kilt heute weniger als Alltagskleidung denn als Festtagskleidung üblich. Gelegentlich sieht man traditionsbewusste Schotten wie den Schauspieler Sean Connery im Kilt. Doch alle Versuche, den Kilt auf dem Kontinent zu etablieren – etwa von der Modedesignerin Vivien Westwood – scheiterten. Sollte sich überhaupt jemals ein Rock als Beinkleidalternative für den Mann durchsetzen, so wird es der Wickelrock sein, was mit dem zunehmenden Einfluss asiatischer Modemacher auf die westlichen Designer zu tun hat. Stichwort: Asian Fusion.

Oder Myanmar, zum Beispiel. Nach vielen Jahren Militärdiktatur öffnet sich das ehemalige Birma dem Rest der Welt. Auch in Sachen Mode. Der klassische Wickelrock oder Longyi beherrscht weiterhin das Straßenbild. Aber nun haben manche Longyis auch eine Tasche fürs Smartphone.

Für diese modische Annäherung an die globalisierte Welt ist Hillary verantwortlich, die eigentlich Su Wai Yee heißt. Die 24-jährige Designerin variiert in ihrem Shop in Rangun den traditionellen Longyi. Sie hat dem Beinkleid Taschen für Autoschlüssel und Handy verpasst – zum Ärger der Konservativen. Egal. Die Nachricht vom geschlechtsneutralen, Smartphone-fähigen Wickelrock geht um die Welt. Mit ihm die Hoffnung, dass demnächst auch im Westen niemand mehr die Stirn runzelt, wenn ein weißer Mann in einem langen Rock im Büro erscheint.