Zahlreiche Reinigungskräfte waren in den vergangenen Tagen im Einsatz. Am kommenden Montag sollen noch einmal Wasserproben gezogen werden. Foto: factum/Granville

Eine Verunreinigung hat möglicherweise den Nährboden für das Bakterium geliefert, wegen dem das Naturbad am Montag geschlossen werden musste. Am kommenden Donnerstag soll es wieder öffnen – wenn die Wasserproben okay sind.

Herrenberg - Auf einem etwa 30 mal 20 Meter großen Beet wachsen Gräser, manche blühen Violett. Die Idylle jedoch trügt. Claus Schmitt, der Landschaftarchitekt vom Bamberger Büro Wasserwirtschaft, deutet auf das Granulat zwischen den Grashalmen: „Wir haben zehn bis 20 Zentimeter der Oberfläche abgetragen, weil sie verunreinigt war.“ Schmitt steht vor dem so genannten Neptunfilter, einer umweltfreundlichen Errungenschaft der Naturbadtechnik, die im Herrenberger Fall aber nicht reibungslos funktionierte. Auf dem Granulat bildete sich offenbar das Bakterium Pseudomonas, das bei immungeschwächten Menschen Infektionen auslösen kann. Seit Montag stehen die Badegäste deshalb vor verschlossenen Türen, wohl erst kommenden Donnerstag können die Kinder wieder planschen und die Erwachsenen ihre Bahnen ziehen.

Laut dem Chef der Stadtwerke, Florian Müller, die das im vergangenen Jahr eingeweihte Bad betreiben, ist die Ursachenforschung so gut wie abgeschlossen. „Was uns die Experten darlegten, klingt plausibel“, sagt Müller. Es gebe allerdings zwei Theorien: „Entweder kam die Verunreinigung aus dem Filtergranulat selbst. Oder aber es ist Sand und Schmutz aus dem Kinderspielbereich in den Bachlauf und damit ins Leitungssystem gelangt.“

22 Tonnen Filtergranulat ersetzt

Am vergangenen Mittwoch schaufelten Arbeiter 22 Tonnen Granulat aus dem Filterfeld und ersetzten es durch neues Material. Zudem wurde auch der Sand im Spielbereich ausgetauscht. Müller hofft, dass damit die beiden möglichen Hauptherde beseitigt sind. Außerdem wurden die Rohre des Heizkreislaufes gereinigt, sämtliche Düsen geputzt, die Leitungen mit frischem Wasser durchgespült und der Wärmetauscher wurde desinfiziert. „Das hat sofort Wirkung gezeitigt“, berichtet Müller. Nur bei einer von neun zuletzt genommen Wasserproben war der Grenzwert der Verunreinigung leicht überschritten.

Am kommenden Montag werden erneut Proben genommen und ins Labor geschickt. Die Ergebnisse sollen am Mittwoch eintreffen. „Wir hoffen, dass wir am Donnerstag um 6 Uhr wieder öffnen können“, sagt der Stadtwerkechef. Für den Oberbürgermeister Thomas Sprißler ist klar: „Wir haben aus dem vergangenen Jahr gelernt und öffnen das Bad erst wieder, wenn mehrere unbelastete Proben vorliegen.“ Daher wolle man sich die Zeit nehmen, alles Erdenkliche zu tun, damit ein weiteres Bakterienaufkommen ausgeschlossen werden könne. Seit dem Beginn der Freibadsaison werden regelmäßig an verschiedenen Stellen fünf bis 15 Wasserproben genommen und im Internet veröffentlicht. Der Wert des Bakteriums lag bis vorige Woche stets fast um das Zehnfache unter dem Grenzwert, dessen Einhaltung das Gesundheitsamt überwacht.

Grenzwert fast um das Doppelte überschritten

Am vergangenen Montag hatte dann bei einer Probe ein Wert vorgelegen, der das erlaubte Limit fast um das Doppelte überschritt. Dieser war an dem künstlichen Felsen beim Wasserfall aufgetreten. Auf dessen Oberfläche hatte sich in einer Kuhle eine Wasserlache gebildet. „Dieses stehende Wasser hat in das Becken gelangen können,“ sagt Claus Schmitt. Damit so etwas nicht wieder passiert, sei die Hohlstelle ausbetoniert worden.

Schon im vergangenen Jahr hatte das Bad wegen des Bakteriums zwei Mal geschlossen werden müssen. Insgesamt 23 Tage mussten die Gäste im Sommer auf den Badespaß verzichten. Bei gutem Wetter kommen an manchen Tagen 2500 Besucher. Müller summiert den Einnahmeausfall an solchen Tagen auf rund 5000 Euro. „Noch viel mehr wiegt für uns der Vertrauensverlust“, erklärt der Rathauschef Sprißler. Die Badegäste diskutieren nämlich schon eine Weile darüber, ob man künftig doch Chlor verwenden und auf ein herkömmliches Bad umstellen soll. Wie die Dauerkarteninhaber dieses Mal entschädigt werden, steht noch nicht fest.