Die Herrenberger Stromkunden erhalten in den kommenden Tagen Post. Foto: Eibner/Fleig

Die Herrenberger Stadtwerke reagieren auf den turbulenten Energiemarkt: Ab dem neuen Jahr kann nur noch knapp die Hälfte der bisherigen Kundschaft mit Strom versorgt werden. Für die anderen steht bei Bedarf der Grundversorger EnBW bereit.

Die angespannte Situation auf dem Energiemarkt hat Folgen für die Strom- und Gaskunden der Stadtwerke Herrenberg. Zum Jahreswechsel kann nur noch knapp die Hälfte der bisherigen Kunden mit Strom versorgt werden und die Tarife für Strom und Gas steigen, wie die Stadt Herrenberg informiert.

„Der Einkauf an den Energiemärkten ist in diesem Jahr kaum noch kalkulierbar“, sagt Stadtwerke-Leiter Karsten Kühn. Die Preise seien kurzfristig außergewöhnlich hohen Schwankungen unterworfen und forderten schnelle Reaktionen, teilweise war der Handel ganz ausgesetzt.

Arbeitspreis steigt um fast 70 Prozent

Die Stromkunden erhalten nach Angaben der Stadtverwaltung in diesen Tagen Post von den Stadtwerken mit der Information, dass der Arbeitspreis zum 1. Januar 2023 auf 44,18 Cent brutto pro Kilowattstunde steigt (aktuell: 26,35 Cent). Der monatliche Grundpreis wird auf 15,52 Euro angehoben. Allerdings können die Stadtwerke nur rund 45 Prozent der bisherigen Stromkunden zu diesen Konditionen mit Strom versorgen, schreibt die Stadtverwaltung. „Weitere erforderliche Mengen konnten nicht zu wettbewerbsfähigen Preisen beschafft werden“, erklärt Kühn. Deshalb würden die bestehenden Stromlieferverträge allesamt gekündigt und das begrenzte Kontingent angeboten.

Wer einen neuen Liefervertrag abschließen möchte, könne den Vertrag online oder in Papierform bei den Herrenberger Stadtwerken abgeben. Dabei gilt: Wer sich zuerst meldet, bekommt einen Vertrag. „Wir sehen hier keine andere Möglichkeit, mit der wir dem Gleichbehandlungsgrundsatz gerecht werden“, erklärt Karsten Kühn. Alle, die keinen neuen Vertrag bei den Stadtwerken abschließen wollen oder für die kein Kontingent mehr zur Verfügung steht, werden automatisch zu den Konditionen des Grundversorgers EnBW beliefert. Ob es dabei einen starken preislichen Unterschied zu den Stadtwerken gibt, kann die Stadtverwaltung allerdings im Moment nicht beantworten. Aktuell zeige sich, dass das Angebot der Stadtwerke Herrenberg durchaus wettbewerbsfähig sei.

Stadtwerke: Grundversorger beim Gas

Beim Erdgas sind die Stadtwerke – anders als beim Strom – Grundversorger für die Herrenberger Bevölkerung. Hier bieten die Stadtwerke verschiedene Tarife ohne Mengenbeschränkung an. Allerdings steigt auch beim Gas erneut der Preis. Für einen Gasverbrauch von bis zu 3400 Kilowattstunden zahlen die Kunden zum 1. Januar 30,81 Cent pro Kilowattstunde statt der bisherigen 25,73 Cent. In allen Tarifen steigt der Arbeitspreis um etwa zwei bis fünf Cent. Der Grundpreis bleibt gleich. Die bestehenden Gasversorgungsverträge werden je nach Tarif verlängert oder zum Jahreswechsel neu geschlossen. Wer keinen neuen Vertrag abschließt, fällt auch hier in die Grundversorgung, die im Fall von Erdgas die Stadtwerke Herrenberg leisten. Allen Kunden steht angesichts der Tarifsteigerungen ein Kündigungsrecht zum Jahreswechsel zu.

„Wir rechnen auch im Jahr 2023 mit weiteren Turbulenzen am Energiemarkt und müssen angesichts der starken Preisschwankungen leider weiterhin kurzfristig auf die Entwicklungen reagieren“, sagt Kühn. Wer einen neuen Vertrag bei den Herrenberger Stadtwerken abschließt, wird im nächsten Jahr zu diesen Preisen beliefert – der Energiepreis ist für diese Laufzeit fixiert. Ob die Stadtwerke im Jahr 2024 erneut die Zahl ihrer Kunden reduzieren müssen, sei allerdings noch nicht absehbar, sagt Karsten Kühn.