Gespannt wartet Ernst Hahn (Mitte) auf das Ergebnis seiner Anlieferung, das die Experten in der Mönchberger Agrarhalle ermitteln. Foto: factum/Granville

Der Agrarhandel in Herrenberg-Mönchberg erhält noch 15 Prozent der Menge, die in den 1990er Jahren anfiel. Die Ernte lässt in diesem Jahr wegen der Trockenheit erst recht zu wünschen übrig.

Herrenberg - „Das ist ein Hobby, das mich Geld kostet“, sagt der 81 Jahre alte Herr mit betretener Miene. 35 Kisten Zwetschgen hat er in der Mönchberger Agrarhalle auf seinem Anhänger. Wenn er sich nicht täuscht, sind das genau 350 Kilogramm. Kritisch prüfen Peter Barth und Andreas Hahn, die Agrarhandelsfachleute, die Ware aus Herrenberg-Gültstein. In den Vorjahren hatte Ernst Hahn oft weitaus mehr anliefern können.

Früchte fallen früher von den Bäumen als sonst

Wie dem 81-Jährigen ergeht es auch den meisten anderen. Die Trockenheit in diesem Sommer habe den Früchten deutlich zugesetzt, sagt Manfred Nuber, der Obst- und Gartenbauberater im Böblinger Landratsamt. „Sie fallen früher als sonst von den Bäumen und sind oft klein.“ Die Vermarktung in diesem Jahr sei deshalb sehr schwierig. Denn kleine Zwetschgen wolle der Verbraucher nicht, fügt Nuber hinzu. Und die großen Exemplare der Sorte Hanita, die sehr aromatisch ist, sind durch die Wärme bereits ziemlich weich. Das betrifft auch die Früchte von Ernst Hahn. „Die Lagerfähigkeit ist dadurch sehr eingeschränkt, erklärt Obst- und Gartenbaufachmann Manfred Nuber.

Jene Zwetschgen, die an den Bäumen den hohen Temperaturen stand gehalten haben, hängen zudem oft dicht an dicht. „Das gibt die grünen Flecken“, bemängelt Hans-Martin Kaupp, der Chef des Mönchberger Agrarhandels. Wenn mehrere dieser Früchte in einer Kiste seien, würden die Abnehmer im Einzelhandel abwinken. Halbgrüne Zwetschgen, die dennoch süß sein können, blieben in den Regel liegen, weiß Kaupp, der mit den Einzelhändlern die Preise verhandelt.

Niedriges Preisniveau

Um die vier Euro pro zehn Kilogramm seien in diesem Jahr realistisch, weil aus anderen Ländern massenweise Zwetschgen auf den deutschen Markt kommen würden, beklagt Kaupp. Das Preisniveau war auch schon in den Jahren zuvor so niedrig, dass sich viele Anbauer überlegen, ob sie ihre Früchte überhaupt noch in den Handel bringen wollen oder ob sie sie nur noch für den eigenen Bedarf verwerten.

„Wir erhalten jetzt nur noch durchschnittlich 15 Prozent der Menge, die in den 1990er Jahren angeliefert wurde“, bilanziert Kaupp und weist auf den sich immer weiter verschärfenden Wettbewerb hin. Damals verzeichnete er noch rund 200 Anlieferer mit teils größeren Kontingenten. Heute seien es nur noch 100 bis 120, schätzt der Mönchberger Chefhändler. Die Agrarhalle sei inzwischen viel zu groß.

Immer weniger Zwetschgenanbauer

Weil es an Nachfolgern fehlt, geben zahlreiche Zwetschgenproduzenten im Gäu den Anbau auf. Kaupp hofft dennoch auf jüngere Anbauer, die „im größeren Stil vermarkten wollen und am Tag auch schon mal 150 bis 200 Kisten mit Früchten ernten: „Da kommt ein anderer Ertrag heraus.“

Ernst Hahn kann da nicht mithalten. .„Ich komme jetzt nicht mehr“ gibt der Nebenerwerbslandwirt bekannt. Für ihn lohne sich das nicht.