Der Oberbürgermeister Thomas Sprißler (4. von links) und der Forstwirtschaftsmeister Jürgen Kleinbeck (2. von links) sind froh, dass der Bau nun beginnt Foto: factum/Bach

Ohne Strom, fließend Wasser und Heizung hausten die Herrenberger Forstarbeiter bisher in den Tiefen des Waldes. Jetzt sollen sie für 1,6 Millionen Euro ein neues Domizil erhalten.

Herrenberg - Für die Herrenberger Forstarbeiter bricht demnächst eine neue Ära an. Nach einer mehrere Jahre dauernden Planungsphase konnte der Oberbürgermeister Thomas Sprißler (Freie Wähler) am Donnerstag den Spatenstich zum Neubau des Forstbetriebshofs im Herrenberger Wald feiern. „Ich glaube, manche haben schon nicht mehr daran geglaubt“, sagte Sprißler.

Seit 2011 steht das Thema auf der Agenda der Herrenberger Stadtverwaltung. Was als große Lösung mitsamt einem waldpädagogischen Stützpunkt gedacht gewesen war, konzentriert sich nun zunächst auf den Neubau des Betriebshofs, in dem die neun Forstarbeiter von Oktober an untergebracht sein sollen. Bisher hatten sie in der Rosshauhütte mitten im Wald ausgeharrt – einer schlichten Holzhütte ohne Umkleiden, Sanitäranlagen, fließend Wasser, Stromanschluss und Heizung. Ein Holzofen sei dort die einzige Wärmequelle, sagte der Forstwirtschaftsmeister Jürgen Kleinbeck. Während ihrer Arbeitszeit hätten seine Kollegen die Toilette des Waldfriedhofs nutzen müssen.

Für die Fahrzeuge habe es nicht genügend überdachte Parkplätze gegeben, weshalb ein Wagen immer im Freien gestanden habe. Im Winter mussten ihn die Forstleute oft von Schnee und Eis befreien, bevor sie ihn nutzen konnten, sagte Kleinbeck. „Das war mehr als provisorisch“, bestätigte denn auch Sprißler – vor allem, da die Stadt Herrenberg mit 2000 Hektar Wald die größte Waldbesitzerin im Kreis Böblingen sei. „Außerdem haben wir als kreisweit einziger Ausbildungsbetrieb in der Forstarbeit eine besondere Verantwortung.“ Derzeit lernen vier Auszubildende im Herrenberger Stadtwald den Beruf des Forstwirts.

Der Neubau kostet 1,6 Millionen Euro

Nun soll also endlich alles besser werden. Die Bagger für den Neubau, der auf dem Gelände der ehemaligen Pflanzschule hinter dem Naturfreundehaus entsteht, sind bereits angerollt. Rund 1,6 Millionen Euro kostet der Bau des Forstbetriebshofs. Auf 400 Quadratmeter Nutzfläche kommt das L-förmige Gebäudeensemble, das sich aus einem Betriebs- und einem Garagenbereich zusammensetzt. Der Entwurf für den Komplex, der auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist und in Holzständerbauweise errichtet wird, stammt von dem Architekten Oliver Hess aus Gäufelden.

In dem Betriebsgebäude werden sich später unter anderem ein Pausenraum, Büro- und Umkleideräume sowie die Sanitäranlagen befinden. Letzere sind nach Geschlechtern getrennt, auch wenn bisher mit Ausnahme einer Praktikantin keine Frau in der Herrenberger Forstmannschaft mitgearbeitet habe, sagte Sprißler. Er hege allerdings die Hoffnung, dass sich das mit dem neuen Gebäude ändern könnte.

Neben den Landschaftsbauarbeiten steht als erstes das Ausheben der Baugrube an. „Im April folgen die Betonarbeiten, danach die Arbeiten an der Gebäudehülle“, umriss Uwe Kusterer vom städtischen Gebäudemanagement in Herrenberg den Zeitplan. Voraussichtlich von Juli an sollen dann die Installation der Haustechnik und der Innenausbau folgen.