Das Pendlerparadies ist Vergangenheit: Bis vor einem Monat konnten Autofahrer in Herrenbergs Zentrum unter 1200 kostenlosen Parkplätzenwählen. Foto: factum/Granville

Die Stadt verlangt seit einem Monat von Autofahrern Gebühren fürs Parken auf ihren zentralen Plätzen und verteilt inzwischen auch Strafzettel. Die Tarife sind vergleichsweise niedrig. Dennoch häufen sich die Beschwerden.

Herrenberg - Das Pendlerparadies ist Geschichte: Vor gut einem Monat hat die Stadt Herrenberg auf drei zentralen Parkplätzen Parkscheinautomaten aufstellen lassen, an der Stadthalle, auf dem Seeländer-Areal und im Gebiet Längenholz. Die ersten vier Wochen galten als Eingewöhnungszeit. In der Zeit blieben die neuen Regeln unkontrolliert. Inzwischen bekommt jeder einen Strafzettel hinter den Scheibenwischer geklemmt, der sich keinen Parkschein aufs Armaturenbrett legt.

Bisher war Herrenberg ein Kuriosum in der gesamten Region. Die Stadt ließ als einzige größere Gemeinde das kostenlose Parken in ihrem Zentrum zu. Und dies recht großzügig: Pendler konnten unter mehr als 1200 Parkplätzen wählen. Was sich wohl herumgesprochen hatte, denn nach Erkenntnis der Verwaltung nutzte mancher diese freundliche Einladung sogar, um mit der S-Bahn zum Flughafen zu fahren und in den Urlaub zu reisen.

Im Vergleich sind die Gebühren ein Schnäppchen

Ungeachtet der neuen Praxis bleiben die Parkplätze in Herrenberg ein Schnäppchen, nicht nur im Vergleich zu denen am Flughafen. 2,80 Euro kostet das Abstellen eines Autos für einen ganzen Tag. „Das zahlen Sie in anderen Städten für eine Stunde“, sagt die Finanzbürgermeisterin Gabrielle Getzeny. Dauergäste können noch einmal sparen, indem sie sich für 15 Euro ein Monatsticket lösen. Nach 18 Uhr gilt die Gebührenpflicht nicht mehr. Die Tarife sind in jedem Fall deutlich günstiger als ein Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung. Mindestens zehn Euro sind fürs Parken ohne Schein fällig. Der Betrag steigt mit der Standzeit. Wer länger als drei Stunden falsch parkt, muss 30 Euro zahlen.

Dass die Autofahrer ihre Gebühr ohne Murren entrichten, hatte niemand erwartet. „Wenn vorher etwas kostenlos war, ist natürlich mit Beschwerden zu rechnen, wenn es dann kostet“, sagt Getzeny. Dies, obwohl die Herrenberger auch in anderer Hinsicht noch immer vergleichsweise großzügig mit den Autofahrern umgehen. Wer für einen Einkauf ins Zentrum fährt, kann bis zu drei Stunden bummeln, ohne zu bezahlen. Entlang der Aischbachstraße, zentrumsnah, genügt dafür auf 60 Plätzen eine Parkscheibe. Auf dem Parkplatz an der Stadthalle, entlang der Stadthallenstraße und der Benzstraße sind hundert Plätze reserviert, auf denen die Parkscheibe zwei Stunden lang Gebührenfreiheit garantiert.

Anfangs streikten die Parkscheinautomaten

Ein anderer Teil der Beschwerden über die Neuregelung war fraglos berechtigt: Die eben aufgestellten Parkscheinautomaten funktionierten nicht, wie sie sollten. Anfangs ließen sie kein stunden-, sondern nur tageweises Parken zu. Zeitweise verweigerten sie den Dienst ganz. Der Hersteller hat ein Problem mit der Software festgestellt, das inzwischen behoben sein soll.

Im Zuge der Diskussion um die neuen Automaten hat die Stadtverwaltung ein Ärgernis mit Falschparkern an anderer Stelle gleich miterledigen lassen. Am Naturfreibad haben Autofahrer regelmäßig Flurschäden verursacht, weil sie ihre Wagen statt auf den vorgesehenen Flächen auf angrenzenden Wiesen abstellten. Offenkundig wollten die Wildparker sich die Gebühren sparen. „Wahrscheinlich waren das überwiegend Schüler“, sagt die Finanzbürgermeisterin. Das Freibadgelände grenzt an ein Schulzentrum.

Das Wildparken ist an dieser Stelle inzwischen nicht mehr möglich. Die Stadt hat die Zufahrten zu den Feldern und Wiesen absperren lassen, zeigt aber im Gegenzug auch für die Falschparker Verständnis. Sie können künftig, ebenfalls für 15 Euro, ihre Autos auf dem Parkplatz am Freibad abstellen, allerdings nur bis zum Beginn der nächsten Badesaison.