Die Spielplatzpläne des OB Sprißler (rechts) und des Projektleiters Stefan Kraus sind ­gestoppt. Das Bi Foto: factum/Bach

Die Rathausoberen wollen die Pläne aufgeben, mit dem Verkauf von Spielplätzen eine Freizeitanlage zu finanzieren. Damit handeln sie gegen ihre eigene Überzeugung – um des Friedens willen.

Herrenberg - Die Botschaft war denkbar kurz: Das hoch umstrittene Vorhaben, fünf Spielplätze in Herrenberg zu verlegen, wird aufgegeben. Die Bürgerinitiativen, die sich wortreich und lautstark über das Vorhaben beschwert hatten, haben sich durchgesetzt. „Ich habe nur in strahlende Gesichter gesehen“, sagt der Oberbürgermeister Thomas Sprißler, der die Nachricht gemeinsam mit seinem Vize Tobias Meigel überbrachte. Gestrahlt haben eben die Mitglieder jener Bürgerinitiativen.

Das Gespräch war damit aber längst nicht beendet, sondern es dauerte eine Stunde. Sprißler und Meigel wollten den Zwist aus der Welt schaffen, der sich an der Debatte in der selbsterklärten Mitmachstadt Herrenberg entzündet hatte. Den neuen Vorschlag haben sie ausarbeiten lassen, auf dass wieder Friede einkehre.

Für den Stadtpark fehlen nun 1,5 Millionen Euro

Die Spielplätze sollten verlegt, die Grundstücke verkauft werden, um mit dem Erlös einen zentralen Stadtpark zu bezahlen. Auf der 28 500 Quadratmeter großen Fläche sollte alles untergebracht werden, was sich in der Freizeit nutzen lässt, von der Hängematte bis zum Grillplatz. Dafür fehlen nun 1,5 Millionen Euro. Folgerichtig wird die Verwirklichung der Pläne vorerst unmöglich. Für 650 000 Euro soll eine deutlich kleinere Anlage realisiert werden. Auch für den Park und die neuen Ersatz-Spielplätze hatten sich etliche Herrenberger engagiert, nicht zuletzt bei Planungsrunden. Dass die Rathausoberen von ihrem ursprünglichen Vorschlag überzeugt waren, ist kein Geheimnis. Nach wie vor „wäre der große Wurf uns lieber gewesen“, sagt Sprißler.

Wichtiger als ihn durchzusetzen schien dem OB allerdings, das Misstrauen in die Verwaltungsspitze wieder abzubauen, das die Verlegungsgegner gesät hatten. Eben darum ging es in jenem einstündigen Gespräch. Vor dem „war die Diskussion sehr spitz und auch nicht gelungen“, sagt Sprißler. Nach der Unterredung hätten die Vertreter der Initiativen „verstanden, dass wir kein Sturköpfe sind“. Diese Botschaft scheint angekommen zu sein. „Alle sehen das Bemühen der Stadt, eine konstruktive Lösung zu finden“, sagt Frank von Meißner, einer der Initiativensprecher. Selbstredend seien mit dem Kompromiss „alle Initiativen durchaus glücklich und zufrieden“.

Der Oberürgermeister hofft auf ein Umdenken

Der nun verkleinerte Park soll der Jugend als Treffpunkt dienen, was dem Urgedanken des Konzepts entspricht, der allerdings im Verlauf der Planung wuchs und immer neue Ideen gebar. Die Rathausoberen wollen sie allesamt unverändert verwirklichen. Die Frage ist allerdings wann. 1,5 Millionen Euro sind in absehbarer Zeit nicht aus dem Herrenberger Haushalt zu pressen. Sprißler hofft, dass die Anlieger in zwei der fünf betroffenen Wohngebiete sich noch für die städtischen Verlegungspläne einsetzen. „Das Meinungsbild ist dort differenzierter, die Ablehnung nicht so entschieden“, sagt der Oberbürgermeister. Die neuen Plätze sind größer und wesentlich moderner konzipiert als die alten. Wird ein solches Beispiel sichtbar, könnte die Meinung sich auch andernorts ändern, so die Hoffnung. Ansonsten bleibt nur, den Park nach Kassenlage Stück für Stück zu bauen. „Sponsoring und Bürgerbeteiligung sind selbstverständlich auch nicht ausgeschlossen“, sagt Sprißler. Zunächst muss der Gemeinderat entscheiden, ob er dem Kompromiss zustimmen oder womöglich an den alten Plänen festhalten will. Letzteres hält der Oberbürgermeister für unwahrscheinlich. Ein erster Hinweis, wie die Befürworter der seitherigen Pläne auf die aktuelle Entwicklung reagieren, wird sich bald nach dem Beschluss ergeben. Für den Bau der abgespeckten Anlage „müssen wir jetzt noch einmal in die Planung gehen“, sagt der Projektleiter Stefan Kraus. „Die stimmen wir selbstverständlich mit den Jugendlichen ab.“