Der Bienenzüchterverein zählt immer mehr Mitglieder. Die Nachfrage nach Honig aus heimischen Gefilden ist gewachsen. An diesem Sonntag lädt der Verein von 11 bis 18 zu einem Tag der offenen Tür auf die Alte Steige ein, am Samstagabend von 20 Uhr an zu einem Lichterfest.
Herrenberg - Auf einer Holzpalette liegen im Garten des Herrenberger Bienenzüchtevereins aneinandergereiht zehn Boxen aus Styropor. Behutsam öffnet Wilfried Minak einen der Deckel und schon schwirren Bienen um ihn herum. „Das sind Königinnenzuchtkästen“, erläutert der 67-Jährige. Unerschrocken nimmt er eine Wabe mit etwa 1000 Bienen heraus und wird von den Tieren eingehüllt. Minak trägt weder einen Kopfschutz noch einen Schutzanzug. „Man muss einfach ruhig bleiben, dann tun sie einem nichts“, versichert der Vereinsvorstand, „vor allem darf man nicht nach den Bienen schlagen.“ Das möchte er auch den Gästen beim Tag der offenen Tür an diesem Sonntag vermitteln – und noch einiges mehr. Vor allem, wie der Honig entsteht. Dabei bräuchte der Verein mit der Aktion Gläserne Produktion gar keine Werbung mehr für sich machen. Denn die Hobbyimkerei wird auch im Kreis Böblingen seit Jahren immer beliebter.
„Unsere Königinnen sind sehr begehrt“, sagt Wilfried Minak. Hobbyimker aus ganz Deutschland bestellen die von ihm gezüchteten Stammesanführerinnen. Die Exemplare der Nachzucht kosten 45 Euro. Sein Wissen behält Minak nicht für sich, sondern gibt es gern weiter: „Ich bin weit und breit der einzige, der neben Einführungen in die Imkerei auch Königinnenzuchtkurse gibt.“
Imkervereine haben regen Zulauf
Minak hat ein gutes Imkerhändchen. Mit Begeisterung spricht er von seinem Hobby und hat damit schon so manchen angesteckt. Unter seiner Ägide als Vereinschef – im Jahr 2000 hatte er die Regie übernommen – hat sich die Zahl der Mitglieder mit 172 fast verdoppelt. Auch andere Vereine verzeichnen einen regen Zulauf. „In den vergangenen fünf Jahren sind wir um rund 100 Aktive gewachsen“, berichtet etwa Winfried Zilian vom Bienenzuchtverein Böblingen-Sindelfingen. Das Bewusstsein, dass man mit diesem Hobby der Umwelt etwas Gutes tut und auch selbst etwas davon habe, sei zuletzt enorm gewachsen.
Zwei Bienenvölker seien für den Anfang ideal, meint Minak, eines davon zum Überwintern. 8000 bis 10 000 Tiere im Bestand seien ausreichend, damit ein Volk im nächsten Frühjahr wieder auf 40 000 Bienen anwachse. Ein Bienenvolk bringe im Jahr auf jeden Fall 20 Kilogramm Honig, sagt Minak, das sei meistens genug für den Eigenbedarf. Alles was darüber hinaus gehe, könne man verschenken oder auf einem Markt verkaufen. In guten Jahren habe es sogar schon 70 Kilogramm Honig pro Volk gegeben. „Dieses Jahr fällt der Ertrag eher schlecht aus“, sagt der Vereinschef, denn es habe zu viel geregnet. „Da fliegen die Bienen nicht.“
Geräte werden zur Verfügung gestellt
Unter der Dachmarke „Heimat“ des Plenums Heckengäu wird laut Minak ein 500- Gramm-Glas Honig aus dem Kreis Böblingen für sieben Euro angeboten. Wald- oder sortenreiner Honig seien freilich etwas teurer. Es gebe eine immer größere Nachfrage: „Selten sagen die Leute, das ist mir zu teuer.“ Der Honig sei seinen Preis wert angesichts des Aufwands der Produzenten. Im Kreis Böblingen gibt es laut Manfred Nuber, dem Fachberater für Obst- und Gartenbau im Landratsamt, einen Berufsimker, der vom Honigertrag leben kann.
Für den Anfang müsse ein Hobbyimker pro Bienenvolk inklusive elf Waben zwischen 80 und 110 Euro hinblättern, sagt Winfried Zilian. Ein Bienenkasten sei in etwa für denselben Preis zu haben. Die Imker des Herrenberger Vereins können gegen einen geringen Unkostenbeitrag die Geräte nutzen, die in einem Arbeitsraum an der Alten Steige stehen, zum Beispiel eine Schleuder, eine Mittelwandpresse oder auch eine Teigmaschine für die Winternahrung. Und was alles noch zum Imkerhobby gehört, sollen die Besucher am kommenden Sonntag erfahren.
25 bis 3o Ehrenamtliche werden den Tag der offenen Tür vorbereiten, unter der organisatorischen Mithilfe von Melanie Seitter vom Amt für Landwirtschaft. Wenn das Wetter mitmacht, werden einige Hundert Gäste erwartet.