Gerhard Bürkert kommentiert seit vielen Jahren den Festzug des Fellbacher Herbsts, der traditionell am Samstag stattfindet. Foto:  

Wenn der Herbstumzug startet, darf einer nicht fehlen: Gerhard Bürkert. Seit Jahren führt er als Moderator durch das Spektakel – und verrät, was die Stimmung so einzigartig macht.

In sehr knapper Zeit muss das Wichtigste auf den Punkt gebracht werden. Diese Kunst versteht Gerhard Bürkert. In rund zwanzig Sekunden erzählt er, was die Gruppe ausmacht, die beim Umzug des Fellbacher Herbsts vorbeizieht. Zwanzig Sekunden seien es etwa, wenn es sich nicht staut oder keine großen Lücken entstehen. Vor der Lutherkirche steht Bürkert dann am Samstag des Fellbacher Herbstwochenendes und lässt die vielen Zuschauer, die den Festzug verfolgen, wissen, wer da nun vorbeiflaniert, und fungiert mit seiner sonoren Stimme auch als Stimmungsmacher.

 

Zu der Aufgabe, die er seit 2008 ausfüllt, ist er über Fellbachs früheren OB, Christoph Palm, gekommen. „Er hatte die Idee dazu“, erzählt Bürkert. Palm sei damals auf ihn zugekommen und meinte, „ich habe Sie schon öfters schwätzen hören“. Will sagen: Gerhard Bürkert war damals schon vielseitig in der Öffentlichkeit aktiv – so unter anderem als Büttenredner, er kommentierte schon vor Jahren den Fasnetumzug des FCC und hatte in seiner Rolle als Karle Hurlebaus beim FCC-Fasching damals die Lacher auf seiner Seite.

Gerhard Bürkert und seine Frau Gerlinde sind ein eingespieltes Team. Foto: privat

Inzwischen ist Gerhard Bürkert Routinier als Kommentator des Fellbacher Herbstumzuges. Doch bei seinem Start damals habe er sich besonders gut vorbereiten wollen. „Ich bin im ersten Jahr nach Bad Cannstatt runtergefahren und habe mir angehört, wie es der Moderator dort beim Volksfest umzug macht“, erinnert er sich. Inzwischen weiß er, wie er mit bestimmten Fallstricken umgeht, die auf ihn als Kommentator zukommen. „Manchmal bekomme ich nur eine Überschrift und eine Unterschrift“, sagt er. Das sind dann die ganz knappen Texte, aus denen er selber eine schöne Kommentierung kreieren muss.

Auf der anderen Seite gibt es Teilnehmer, die ihm ein wunderbares Gedicht zum Thema zukommen lassen. Doch dessen Länge würde weit über die mögliche Zeitspanne hinausgehen. Oder wie Bürkert sagt: „Ich muss dann in 20 Sekunden drei Minuten schwätzen.“

Farbenprächtige Kostüme gibt es zu bestaunen. Foto: Gottfried Stoppel

Dass einiges zu beachten ist, damit so ein großer Festumzug mit rund 60 Teilnehmern gut über die Bühne geht, das weiß der Herbst-Routinier längst. So würden beispielsweise Kindergruppen meist weitermarschieren bis in die nächste Gruppe hinein, wenn sie von den Lehrkräften nicht rechtzeitig gestoppt würden. Auch sei es entscheidend, dass die Musikgruppen Abstand hätten.

Die Aufstellung des Festzuges in Fellbach muss gut durchdacht sein

Pferde seien im Umzug eine besondere Herausforderung. Manche seien aus dem Festzug auch schon herausgenommen worden. Über die Jahre seien weniger Rösser dabei – früher habe es noch einen Mann gegeben, der die Pferdeäpfel nach dem Umzug eingesammelt hat. Sein Fazit: Die Aufstellung muss gut durchdacht sein.

Manche Gruppen seien dann auch manchmal gar nicht auf seiner Liste gestanden. Improvisation war also manchmal angesagt. Er habe dann mit angeregt, dass die Fußgruppen und Festwagen eine Nummer mit sich tragen, was vom damaligen Marktleiter Rolf Krautter aufgegriffen worden sei.

Was sich dann beim Umzug so locker und humorvoll anhört, ist auch ein Ergebnis von umfangreicher Vorbereitung. „Die Hauptarbeit mache ich zu Hause“, sagt Bürkert. Dann studiert er die Unterlagen der verschiedenen Gruppen und bildet daraus die Essenz. Beim Event selber unterstützt ihn von Anfang an seine Frau Gerlinde. „Hinter jedem starken Mann steht eine starke Frau“, sagt der Mann, der mehr als 20 Jahre in der Kämmerei im Fellbacher Rathaus gearbeitet hat.

Gerhard Bürkert wurde für sein vielfältiges Engagement ausgezeichnet

Die sonore Stimme von Gerhard Bürkert ist nicht nur beim Festzug gefragt – so feiert der Männerchor Concordia Schmiden im nächsten Jahr sein 10-Jahr-Jubiläum, bei dem er singt. Der Fellbacher ist vernetzt und engagiert sich an vielen Stellen. Unter anderem auch beim Förderverein Haus am Kappelberg, bei dem er die Neugestaltung des Gartens mit auf den Weg gebracht hat. Seit 26 Jahren bietet er dort das wöchentliche Volksliedersingen an. Er wurde für sein vielfältiges Engagement 2016 mit der städtischen Ehrenplakette ausgezeichnet. Sein Einsatz ist sehr umfassend über Jahre. Oder wie er mit Witz meint: „Meine Frau und ich haben einen Sprachfehler, wir können nicht Nein sagen.“

Dass eine Rollstuhlgruppe vom Philipp-Paulus-Heim mit ihren Betreuern den Umzug seit Jahren verfolgt, freut ihn besonders. Das zeige den integrativen Gedanken des Festzuges. Der Mann ist immer wieder offen für Neues. So schlüpft der 75-Jährige in die Rolle eines Polizisten. Bei einer Radiosendung mit Florian Ladenburger und Benjamin Holzinger als Komiker-Duo Woody & Flo wird er die Stimme des Polizisten übernehmen.

Zahl der Zuschauer ist vom Wetter abhängig

Am Samstag wird er wieder mit seiner Frau Gerlinde Position beim Festzug einnehmen. Wie viele Zuschauer kommen, das ist seiner Erfahrung nach auch stark vom Wetter abhängig. Wenn das Wetter durchwachsen sei, stünden ein paar Hundert Leute weniger da. Aber Gott sei Dank habe es sehr selten Regen gegeben beim Fellbachern Herbst. Und er erinnert sich gar an das komplette Gegenteil. „Ich habe beim Herbstumzug auch schon einen Sonnenbrand bekommen.“

Der Herbstumzug startet am Samstag, 11. Oktober, um 14 Uhr an der Neuen Kelter mit 65 Fußgruppen und Festwagen durch die Innenstadt. Infos auch unter www.fellbach.de