Windrad auf dem Grünen Heiner bei Stuttgart Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die 607 Anlagen im Land haben am Mittwoch kurzzeitig 1139 Megawatt eingespeist. Baden-Württemberg hat jedoch schlechte Karten im neuen Ausschreibeverfahren.

Stuttgart - Der erste Herbststurm weht den Betreibern von Windkraftwerken einen neuen Rekord ins Haus: Nie zuvor wurde in Baden-Württemberg mehr Windenergie produziert und ins Netz eingespeist als am 13. September um 11.15 Uhr. Dies geht aus den Kennzahlen hervor, die der Übertragungsnetzbetreiber Transnet BW regelmäßig online veröffentlicht.

Danach haben die derzeit 607 Windkraftanlagen zu diesem Zeitpunkt 1139 Megawatt (MW) eingespeist – so viel wie nie zuvor. Im Lauf des Tages nahm dieser Wert zwar wieder ab, er spiegelt jedoch den rasanten Zubau von Windkraftanlagen in den vergangenen Monaten wider. Insgesamt beträgt die installierte Anschlussleistung aller Windkraftwerke zusammen derzeit 1158 Megawatt.

Bedingungen für Investitionen in neue Windkraftanlagen

Landesumweltminister Franz Untersteller (Grüne) äußerte sich erfreut über diese Entwicklung: „Mit einer Einspeisung von mehr als 1000 MW über mehrere Stunden hinweg hat die Windkraft bewiesen, dass sie auch in Baden-Württemberg ein wichtiger Teil der Stromerzeugung ist und maßgeblich zur Energiewende und zum Klimaschutz beitragen kann“, sagte er dieser Zeitung. Umso wichtiger sei es, dass auf Bundesebene die Bedingungen für Investitionen in neue Windkraftanlagen im Süden Deutschlands besser gestaltet würden, als es im Moment der Fall sei, so Untersteller und ergänzt: „Das wird eine der energiepolitischen Aufgaben einer neuen Bundesregierung sein.“ Der Grünen-Politiker spielt damit auf den Umstand an, dass in den ersten beiden Ausschreibungsrunden des Bundes für neue Windkraftprojekte keine Bewerbung aus Baden-Württemberg zum Zug kam. Das sei „misslich“, erklärte Untersteller kürzlich und sprach von einer Schieflage: Lediglich sieben der insgesamt 70 Gebote, die den Zuschlag erhielten, kämen in der ersten Runde aus Süddeutschland.

Bieter aus dem Südwesten

Mit dem seit Januar dieses Jahres geltendem neuen Erneuerbare-Energien-Gesetz wurde der bisher gewährte Anspruch auf staatlich festgelegte Fördersätze für Windenergie abgeschafft. Stattdessen wird der regenerativ erzeugte Strom nur noch dann vergütet, wenn die Betreiber dieser Anlagen erfolgreich an einer Ausschreibung teilgenommen haben. Die Rahmenbedingungen dieser Ausschreibung sind jedoch umstritten. Franz Untersteller zufolge fördert der Bund damit einen unausgewogenen Ausbau. Ob nun Baden-Württemberg in den nachfolgenden Ausschreibungsrunden eher zum Zug kommt, darüber will er keine Prognose treffen.

Als Problem für die Bieter aus dem Südwesten gilt in Fachkreisen, dass bei vielen Projekten höhere Investitionskosten in höheren Lagen und Wäldern sowie ein höherer Aufwand für den Anschluss ans Netz entstehen. „In einem Bieterverfahren mit ausreichender Konkurrenz verringert sich für solche Vorhaben die Zuschlagswahrscheinlichkeit“, schreibt Untersteller in einer Antwort an die SPD.

Der Gesetzgeber nehme mit sogenannten Korrekturfaktoren im Erneuerbare-Energien-Gesetz zwar eine gewissen Angleichung zwischen Standorten mit unterschiedlichen Windverhältnissen vor, unterschiedliche Kosten für Nebeninvestitionen würden dabei aber nicht berücksichtigt. Dies sei einer der Hauptkritikpunkte der Landesregierung an der Novelle des EEG.

Der Südwesten geht leer aus