Der Festakt wird bei goldenem Oktoberwetter auf dem Guntram-Palm-Platz mit dem Traubentanz der Landjugend gefeiert. Foto: Edgar Layher

Beim Festakt unter dem Motto „Fellbach feiert den Herbst“ stellen OB Gabriele Zull und Staatsrätin Barbara Bosch in ihren Reden die Solidarität der Menschen in den Mittelpunkt.

Fellbach - Wenn man zum Guntram-Palm-Platz an der Fellbacher Schwabenlandhalle marschiert ist, wurde auf den ersten Blick klar, dass auch der Festakt am Samstagnachmittag unter dem Motto „Fellbach feiert den Herbst“ in Coronazeiten anders aussieht. Rund herum umzäunt ist der Festplatz, vor dessen zentralen Eingangsschleuse einzelne Besucher warten. Wie die Familie Müller. Für einen Sitzplatz sei es zu spät gewesen, sagen sie. „Aber nach dem Festzug zum Guntram-Palm-Platz zu gehen, das gehörte all die Jahre einfach dazu“, sagt Joachim Müller.

Er erzählt, dass er den Herbst schon besuchte, „als hier noch die alte Stadthalle stand“. Auch wenn der Umzug und der verkaufsoffene Sonntag in diesem Jahr fehlen, sei es gut „aus der Not eine Tugend zu machen“. So nehmen sie eben einen Stehplatz, von denen es noch reichlich gibt. Die Fellbacher lieben ihr Herbstfest, das wird deutlich.

Der Gemeinsinn habe sich besonders in der Pandemie gezeigt

„Es ist noch kein echter Fellbacher Herbst“, machte auch Oberbürgermeisterin Gabriele Zull in ihrer Rede deutlich. Sie sei zuversichtlich, dass das beliebte Heimatfest im kommenden Jahr wieder in seiner vollen Schönheit gefeiert werden könne. Aber es sei gut, jetzt ganz bewusst die Gegenwart zu feiern. Die Oberbürgermeisterin ging auf den großen Zusammenhalt ein, der besonders in schwierigen Zeiten wie der Pandemie nötig sei. Der Gemeinsinn der Bürger habe sich besonders in einer Ausnahmesituation wie der Coronazeit bewährt – sie nannte dabei die Aktionen unter dem Slogan „Fellbach hält zusammen“ oder auch das Motto, unter dem die Festwoche und das 900-Jahr-Jubiläum der Stadt steht „Wir in Fellbach“.

Staatsrätin Barbara Bosch springt für den Landesvater ein

Es sei gut, das größte Wein- und Erntedankfest der Region in kleinerem Format zu feiern. Es heiße so viel wie „wir kommen wieder, es sei das richtige Zeichen in die Bürgerschaft und vielleicht auch in die ganze Welt hinein“, sagte die Gastrednerin Barbara Bosch. Sie war anstelle von Landesvater Winfried Kretschmann, der aufgrund von Sondierungsgesprächen zur Ampel-Koalition in Berlin abgesagt hatte, kurzfristig eingesprungen. Die 63-jährige Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung war bis 2019 Oberbürgermeisterin in Reutlingen und davor, bis 2003, Sozialbürgermeisterin in Fellbach. „Wir haben weiterhin Fellbacher Wein im Keller“, sagte sie, um ihre Verbundenheit mit der Stadt auszudrücken. Sie komme auch nächstes Mal gerne nach Fellbach, auch ohne Jubiläum.

Auch im Ahrtal hat sich die Solidarität gezeigt

Klar, der Festakt stand unter dem Zeichen der 900-Jahr-Feier. So traten auch historische Persönlichkeiten aus Fellbachs Geschichte auf – wie bereits bei anderen Veranstaltungen der 900-Jahr-Feierlichkeiten. Der Fellbacher Schüler Luis Widmann schlüpfte in die Rolle von Friedrich Silcher, Elea Wolf in die von China Mina, und Mart Hafner spielte Max Graser.

„Es sind die Menschen, die eine Stadt ausmachen“, diese Botschaft zog sich durch beide Reden – das gelte in der Historie wie in der Gegenwart. Die Kontakte mit den Partnerschaftsstädten hätten wichtige, friedensstiftende Impulse gesetzt. Aber auch erst vor Kurzem hätten viele Fellbacher große Solidarität gezeigt, um den Menschen im Ahrtal, die durch die Hochwasserflut ihre Existenz verloren hatten, zu helfen. Eine Summe von rund 50 000 Euro sei bei der Bürgerstiftung für die Ahrtal-Hilfe zusammengekommen, berichtete Gabriele Zull. Beide Rednerinnen betonten in diesem Kontext, welche wichtige Rolle der Klimaschutz einnehmen werde. „Der Klimaschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die wir gemeinsam bewältigen müssen“, so Barbara Bosch. Und Gabriele Zull sagte mit Blick auf Trockenheit und Wetterextreme: „Eine gute Ernte ist keine Selbstverständlichkeit.“

In herrlichen Bildern und Symbolen wurde die Ernte gefeiert – mit bewährten Elementen wie den Fanfaren der Stadtkapelle Fellbach, Liedern vom Schülerchor des Friedrich-Schiller-Gymnasiums unter der Leitung von Volker Spiegel, dem Traubentanz der Landjugend, der Aussendung von rund hundert Kindern mit Erntegaben an die Ältesten der Stadt, dem Trinkspruch vom Vorsitzenden der Weingärtnergenossenschaft, Thomas Seibold, und OB Zull. Aber danach konnte nicht wie gewohnt durch das Herbststädtchen gebummelt werden – das war pandemiebedingt gestrichen.

Erntedank wird mit Traubentanz und Fanfaren gefeiert

Kritik an der Form des Absperrgitters

Dass sich viele wieder auf ein bewährtes Herbstfest freuen, das spürte man auch bei manchen, die das Event hinter Absperrgitter im Stehen getrennt vom inneren Zirkel mit zahlreichen Ehrengästen verfolgten. Manche waren enttäuscht und fragten, warum nicht eine andere Lösung möglich gewesen wäre. So hieß es: „Die Form des Zauns macht es schon recht unpersönlich.“