Es herbstelt: die Zeit der Übergangsjacken hat begonnen. Foto: /Imago/Vira Simon

Wenn der Herbst da ist, kommt die Übergangsjacke. Sie passt nie zum Rest der Kleidung und ist überhaupt ein No-Go für Menschen, die dem Sommer nachtrauern. Eine Betrachtung voller Wehmut.

Irgendwann werden die Tage kürzer und die Temperaturen sinken. Dann gibt es Zwetschgenkuchen mit Sahne und tagsüber diesen wunderbar gestochen klaren blauen Himmel. Er ist anders als der Hochsommerhimmel. Morgens hängt dann aber leider in diesen Tagen oft schon ein bisschen nebliger Dunst zwischen den Häusern. Wenn man Pech hat, nieselt oder regnet es sogar. Keine Frage, es ist etwas am Kippen. Das ist die Kehrseite dieser wunderschönen Tage gegen Ende des Sommers. Wehmütig muss man zur Kenntnis nehmen, dass da etwas zu Ende geht.

Denn jetzt kommt die Unaussprechliche wieder zum Einsatz. Schon allein die Nennung dieses Kleiderstücks kann einem die Laune verderben. ÜBERGANGSJACKE. Man will es gar nicht aussprechen, dieses Wort. Es markiert das Ende der Sommerferien, der – ja auch das – staufreien Straßen und überhaupt der Zuversicht, heute nicht zu frieren, auch wenn man ohne Pulli aus dem Haus geht. Das ist jetzt Geschichte. Jetzt muss wieder ein wärmendes, am besten auch noch den Regen abhaltendes Kleidungsstück her.

Schön ist etwas anderes. Früher sagten Verkaufskräfte im Kaufhaus gerne als höchstes Lob für dieses Kleidungsstück, wie praktisch es doch sei. Der schlechte Ruf hat sich gehalten. Sie ist praktisch, aber eben doch die kleine Schwester von absolut abtörnend. Praktisch, das heißt beige oder grau, Reißverschluss und auf gar keine Fälle figurbetont. Gerne sind diese Teile aus Fallschirmseide oder Popeline. Als müsse man sich tarnen und in ein Gewand schlupften, dass einen wie ein Tarnjäckchen vor beigen Häuserwänden verschwinden lässt.

Fehlt nur noch der Klettverschluss

Und überhaupt, was soll das eigentlich? Übergangsjacken machen jedes Outfit kaputt. Passen garantiert zu keinem Rock. Zu einem Kleid schon gar nicht. Zu Hosen auch ganz selten. Sie sind immer, weil sie ja so praktisch sind, also wirklich immer übertaillenlang. Kurz: Man sieht so aus, als sei man einer Sektenfreizeit entlaufen und habe sich in der Welt draußen verirrt. Fehlen nur noch Schuhe mit Klettverschluss. Die sollen ja auch ungeheuer praktisch sein.

Das einzig Gute an der Übergangsjacke ist eigentlich nur, dass man sie so gut wie nie braucht. Denn wenn man mal eine entdeckt hat, die farblich knallt und auch sonst noch gut tarnt, dass sie eine Übergangsangelegenheit ist, fällt der Übergang aus. Die Temperaturen stürzen mit einem Mal ab und die Welt schaltet auf Sintflut. Aus Zwetschgenkuchen mit Sahne im Straßencafé wird pünktlich zum Sommerferienende Spekulatius in den Supermarktregalen. Auch da fällt ja der sanfte Übergang seit Jahren aus. Wäre es also nicht besser, die Übergangsjacke für immer und ewig als interessante Erscheinung aus der Kaufhaus-Wirtschaftswunder-Nachkriegszeit ins Modemuseum zu verbannen?