Herbert Schrag engagiert sich seit 50 Jahren im Vorstand und als treibende Kraft des Musikvereins Baltmannsweiler. Und bei diesem einen Ehrenamt ist es nicht geblieben.
Das gesellschaftliche Leben in den Kommunen ist ohne den rührigen Einsatz Ehrenamtlicher nicht vorstellbar. Beispielhaft engagiert sich der 75-jährige frühere Konditormeister Herbert Schrag seit einem halben Jahrhundert im Vorstand des Musikvereins Baltmannsweiler (MVB), viele Jahre als Vizevorsitzender, später als Hauptkassier und seit nunmehr zehn Jahren im Amt des Finanzvorstands.
Darüber hinaus saß Schrag 31 Jahre lang für die Freien Wähler im Gemeinderat, 15 Jahre lang fungierte er als deren Fraktionsvorsitzender. Im Vorfeld der Feiern der Ortsjubiläen von Baltmannsweiler und Hohengehren sowie des 50-jährigen Bestehens der Gemeinde hat Schrag gemeinsam mit einigen anderen Vereinsvertretern einen Vereinsring aktiviert.
Viel Verantwortung im Ehrenamt
Man müsse sich nicht als Ehrenamtler berufen fühlen, um so viel Verantwortung zu übernehmen, sagt Schrag. „Der Einsatz für den Verein ist aber ein Einsatz für die Gemeinschaft. Und um die geht es. Sie ist das Allerwichtigste, im Verein und in der Gemeinde“, stellt er fest.
Zum MVB kommt Schrag, der als Jugendlicher in Reichenbach Posaunenunterricht gehabt hatte, im Jahr 1975. Schon wenige Monate nach seinem Eintritt wird er in den Vorstand gewählt, wo er danach sieben Jahre lang den Posten des Schriftführers innehat. „Die Alten haben mich jungen Kerl zuerst ein wenig kritisch betrachtet, aber sie brauchten mich eben“, erzählt er.
Da er mit der Posaune nicht so recht glücklich ist, greift er beim MVB zur Tuba. 28 Jahre später stellt er das Instrument beiseite und wendet sich „als Freund der tiefen Töne“ dem Alphorn zu, das er bis heute spielt.
Neben seinem Beitrag als Tubist zum musikalischen Gerüst des Stammorchesters engagiert sich Schrag schon in den ersten Jahren im Verein für die Organisation der für das gesellige Leben im Ort unverzichtbaren Feste sowie der für den Zusammenhalt im Verein wichtigen Ausflüge. „Ich hab mich eben immer da hingestellt, wo jemand gebraucht wurde“, beschreibt er.
Faible für Zahlen
Vieles gestaltet er in den folgenden Jahrzehnten mit. Sei es die Eröffnung des Festplatzes 1979, Auftritte im Radio oder auch auf großer Bühne in den 80er Jahren, fünf Tage lange Musikfeste wie 1990 zum 70-jährigen Bestehen des MVB oder auch die Planungen bis hin zur Eröffnung des Musikerhauses 1999 – immer steckt auch eine ganze Menge Herbert Schrag in den Höhepunkten des Vereinslebens. Auch die Entwicklung einer tragfähigen Jugendarbeit im Verein geht wesentlich auf Schrag zurück. Er sorgt ab 1999 für den Aufbau einer Flötenausbildung für Kinder, die musikalische Früherziehung und für den MVB-Musikgarten für die Kleinsten.
Vor allem aber ist es Schrags Faible für Zahlen, das ihn über Jahrzehnte im Verein unverzichtbar macht. „Steuern und Finanzplanung, das war immer mein Ding“, sagt Schrag, der neben dem Konditor auch eine Ausbildung zum Betriebswirt für das Handwerk absolviert hat. „Immer auf das Geld aufpassen, keine Schnellschüsse bei den Ausgaben und sauber abrechnen – das war gut für den Verein. Und es gab nie Probleme mit dem Finanzamt, das lief immer sehr geschmeidig“, erzählt er. Sorgsame finanzielle Planungen hätten dem MVB auch während der Corona-Zeit über die Runden geholfen. „Wir hatten ein wenig beiseite gelegt und dazu das Glück, dass unser Dirigent schon vorher gekündigt hatte, sonst hätten wir den Laden zusperren müssen“, berichtet er.
Ehrennadel des Landes
Schrags Engagement für den Verein bleibt nicht ohne Folgen. 2004 erhält er die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg, 2006 wird ihm die Ehrenmitgliedschaft im MVB verliehen, im Jahr darauf wird Schrag mit der Verdienstmedaille des Kreis-Blasmusikverbands ausgezeichnet, zudem wird er zum Ehrenmitglied im Verband ernannt.
Doch er sei nur einer von etlichen Aktiven im Verein, relativiert Schrag. Die Qualität der Vorstandsmitglieder sei die eine Sache. „Wenn aber nicht viele wirklich gute Leute im Hintergrund arbeiten, geht es nicht. Wir haben das Glück, dass bei uns viele junge und motivierte Mitglieder am Start sind“, erzählt er. Dies mache auch Hoffnung für die Zukunft, denn er wolle in den kommenden Jahren etwas kürzer treten. „Ich kann nicht mehr so viel machen und habe auch noch andere Interessen“, sagt Schrag. Die Familie, Reisen, das Musizieren mit dem Alphorn sollen künftig stärker in den Vordergrund treten. „Der Einsatz für den Verein macht mir nach wie vor Spaß, aber man muss den anderen auch etwas zutrauen.“