Hepco hat die Gürtelproduktion auf Schutzmasken umgestellt: Geschäftsführerin Susanne Sträb (links) und Mitarbeiterin Carola Mayer bei der Arbeit. Foto: Werner Kuhnle

Lokale Strukturen könnten sich bei der Beschaffung als vorteilhaft erweisen.

Marbach/Beilstein - Die Maskenpflicht vom 27. April an im ÖPNV und beim Einkaufen ist beschlossene Sache – doch woher einen Mundschutz nehmen und nicht stehlen? Diese Frage stellt sich allen, besonders denen, die bisher coronabedingtes Stoffliches im Gesicht als lästiges Beiwerk strikt abgelehnt haben. Den Trend früh erkannt haben hingegen Firmen in der Region, die mit Masken handeln oder ihre Produktion umgestellt haben.

Normalerweise stellt die Firma Hepco in Marbach hochwertige Gürtel her – doch brach die Nachfrage ein, nachdem der Einzelhandel wegen der Corona-Schutzmaßnahmen die Türen schließen musste. „Da wollte praktisch niemand mehr neue Ware annehmen“, erzählt die Hepco-Geschäftsführerin Susanne Sträb. Von diesem Szenario wollte sich das Team so leicht nicht ins Boxhorn jagen lassen und stellte die Produktion kurzerhand auf die Herstellung von Schutzmasken aus Baumwolle um. „Wir nähen jetzt schon seit 14 Tagen durch“, sagt die Chefin, deren Team größtenteils an Nähmaschinen im Homeoffice zugange ist.

Der Bedarf sei auf jeden Fall jetzt da, so die Hepco-Geschäftsführerin. „Ich trage selbst seit drei Wochen im Supermarkt eine Maske – schon allein aus Respekt gegenüber den Verkäuferinnen an der Kasse.“ Zuvor habe sie immer wieder erschreckte Gesichter gesehen, wenn sie heuschnupfenbedingt eine Niesattacke heimsuchte. Es gebe einfach für alle Beteiligte mehr Sicherheit, wenn jeder durch eine Maske sicherstelle, dass er nicht zur Weiterverbreitung beitrage.

Hepco, am Kaufland-Parkplatz gelegen, hält für Abholer die Türen offen. Langes Warten auf eine im Internet bestellte Alltagsmaske entfalle, meint Sträb. Die Masken aus Baumwolle habe man bewusst modisch so gestaltet, dass sie nicht medizinisch aussähen und farblich zu Kleidungsstücken passten. Man stehe zum Selbstabholerpreis von zehn Euro – die Masken könnten bei 60 Grad gewaschen und mehrfach verwendet werden.

Eigentlich nicht auf den lokalen Handel ausgerichtet sei sein Unternehmen Spartechnik Handelsgesellschaft, berichtet der Geschäftsführer der GmbH, Oliver Kämpf. Der Beilsteiner verkauft Produkte, unter anderem Online-, Elektronik- und Sportwaren, aber auch medizinisches Zubehör zu rund 50 Prozent per Online-Auftritt ins Ausland. Kämpf, als CDU-Stadtverbandsvorsitzender politisch wach, habe schon früh „ein Versagen bei der Versorgung mit notwendigen Produkten“ erkannt. Ministerien, Kassenärztliche Vereinigungen, Diakonien – sie alle hätten zunächst Angst vor finanziell wirksamen Entscheidungen wie Investitionen in Masken gehabt. „Auch die Bürger dachten, ein Mundschutz sei für sie nicht relevant.“ Diese Einschätzung habe sich inzwischen gewandelt. Jetzt öffneten die Geschäfte, und zum Beispiel ein Friseur müsse ein Interesse haben, seine Mitarbeiter und Kunden dadurch zu schützen, dass Schutzmasken getragen würden.

Missverstanden fühlte sich Oliver Kämpf jedoch, als er anfangs in den sozialen Medien auf die Möglichkeit hinwies, man könne bei ihm Schutzmasken relativ kostengünstig erwerben. Er sei als Krisengewinnler beschimpft worden und habe daraufhin seine Aktivität erst mal zurückgefahren. „Es war die reflexartige Enthemmung einiger weniger im Internet – Hass und Neid gibt es nicht nur beim Thema Flüchtlinge, solche Leute haben nicht im Blick, dass der andere helfen will.“

Gleichwohl erntete der Geschäftsmann Kämpf im Laufe der Zeit durchaus auch Anerkennung. Er habe aus seinem Großbestand an Desinfektionsmitteln Arztpraxen, Altenheimen und der Feuerwehr per Spende ausgeholfen – und Abnehmern von Masken im eigenen Ort Beilstein einen Rabatt von 20 Prozent gewährt, im erweiterten lokalen Umfeld biete er zehn Prozent Ermäßigung. „Es funktioniert jetzt ganz gut“, sagt Oliver Kämpf und fühlt sich durch den Kauf seiner Masken durch den Lions Club Bottwartal bestätigt, der für vier ambulante Pflegedienste 400 Atemschutzmasken des Typs FFP-2 bei ihm bestellte. Diese vom Robert-Koch-Institut zertifizierten Masken schützten die Mitarbeiter vor einer Ansteckung. Sie könnten vier bis fünf Stunden lang getragen werden. Die Kosten liegen bei etwa 5,50 Euro berichtet Kämpf. Demgegenüber stehen die einfacheren Schutzmasken – Kämpf nennt sie „OP-Masken“ – die eher einen reduzierten Schutz gewährten, indem sie in erster Linie andere davor bewahrten, mit eigenen Niesflüssigkeiten in Berührung zu kommen. Solche Masken vertreibe seine Firma für etwa einen Euro.

Kommunen als Träger von Schulen und Kindergärten ermutigt Oliver Kämpf, die Mitarbeiter mit Masken bestmöglich zu schützen, sollten die Einrichtungen wieder geöffnet werden. „Man kann doch nicht erwarten, dass Lehrer mit ihren selbst umfunktionierten Windeln im Gesicht unterrichten.“

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