So sieht die neue Partnerkommune von Hemmingen aus: Szenen aus Almenno San Bartolomeo, das zwischen Mailand und dem Schweizer Engadin liegt. Multinationale Verständigung zwischen Landrat Rainer Haas, den Bürgermeistern Gianbattista Brioschi aus Almenno San Bartolomeo und Thomas Schäfer (Hemmingen) sowie dem weiteren Wegbereiter der Freundschaft, Alberto Barzano (von links). Foto: Gemeinde Hemmingen

Die Beziehungen von Hemmingen nach Italien zur Gemeinde Almenno San Bartolomeo werden enger. Der örtliche Musikzug plant den ersten Austausch für Ende Mai – und den Gegenbesuch im Sommer.

Hemmingen - Eine 6300-Einwohner-Gemeinde in der Nähe von Mailand und eine Gemeinde mit 8200 Menschen bei Stuttgart – das sind Hemmingen und Almenno San Bartolomeo. Ihre bisher formlose Verbindung wurde jetzt in einen Freundschaftsvertrag gefasst. Und es bleibt nicht beim Papier: Der Hemminger Musikzug macht den Anfang der offiziellen Besuche. Zu Himmelfahrt im Mai soll das Jugendorchester in die Provinz Bergamo reisen und in der neuen Partnergemeinde spielen. Musiker aus Almenno San Bartolomeo werden beim Sommerkonzert des Musikzugs in Hemmingen mitwirken. Damit wird fortgesetzt, was 1999 begonnen hatte und 2012 in offizielle Kontakte mündete.

Der Landrat als Geburtshelfer

Geburtshelfer der Freundschaft auf Gemeindeebene waren Ludwigsburgs Landrat Rainer Haas und der Jurist Alberto Barzano, der in Mailand lehrt und eine Zeitlang an der Verwaltungshochschule in Ludwigsburg tätig war. Den Grundstein für die internationale Bande legten Ahnen des Professors: Im 19. Jahrhundert gründeteBaron Theodor Varnbüler, ein Vorfahr der Hemminger Schloss- und Grundbesitzer, in der Mailänder Gegend die italienische Linie der Familie Varnbüler. Ein anderer Verwandter, Karl Gottlob Varnbüler, war Außenminister von Württemberg und unterzeichnete 1867 den Friedensvertrag Württembergs mit dem Königreich Italien.

Nun also soll die Partnerschaft von Hemmingen im Kreis Ludwigsburg in die Lombardei vertieft werden. Er habe Alberto Barzano 2012 kennengelernt, erzählt der Bürgermeister Thomas Schäfer (CDU). Die Gemeinden hätten viel gemeinsam – nicht nur alte Kirchen und Firmen in ihrem Gebiet. Der Musikverein habe schon konkrete Pläne, „die Landfrauen und die Feuerwehr haben noch kein Pendant“. Aber im Sport und im Umweltbereich gebe es in beiden Kommunen Vereine, ergänzt Schäfers Kollege Gianbattista Brioschi. Und Weinbau werde betrieben: Im vergangenen September hat man zusammen Trauben gekeltert – und nun die ersten beiden daraus erzeugten Flaschen Cabernet erhalten.

Und noch etwas hat Thomas Schäfer vorangetrieben: Hemmingen bildet unter anderem mit den Kreisgemeinden Besigheim, Oberstenfeld, Sersheim, Schwieberdingen und Asperg einen Verein; dieser soll dem Europäischen Verband für territoriale Zusammenarbeitbeitreten. All dies wollten die Beteiligten noch vor dem 26. Mai offiziell machen: Am Tag der Europawahl wird auch Brioschis Nachfolger gewählt. Der Bürgermeister, Mitglied der Bürgerliste, darf nach zehn Jahren im Amt nicht mehr kandidieren. Es heißt, die rechtslastige Partei Lega Nord, die auch für die Abspaltung Norditaliens eintritt und im örtlichen Gemeinderat vertreten ist, werde auch einen Kandidaten stellen.

Das betrachten die Europafreunde in Hemmingen und Almenno San Bartolomeo mit Sorge. Europa schreiben sie alle groß und keiner will davon weg – das wurde in allen Reden am Sonntag betont. Auch aus diesem Grund wurde der Vertrag jetzt offiziell unterschrieben, erklärte Schäfer – er habe die Gelegenheit genutzt, da Barzano eh vom Landrat zum Neujahrsempfang im Kreishaus eingeladen wurde.

Neue Fluglinie fördert Beziehungen

Hat die italienische Innenpolitik Einfluss auf solche Beziehungen? Die Politik in Italien sei kompliziert, sagen Brioschi und Barzano. „Was sie in Rom sagen, ist nicht das, was sie dann tun“, ergänzt Barzano – und auch nicht das, was in den Gemeinden praktiziert werde. Deshalb seien die menschlichen Kontakte wichtig. Die würden durch bessere Verkehrsverbindungen gefördert: Eine Billigairline bietet bald Flüge vom Flughafen Stuttgart zum Aeroporto di Bergamo an – der ist nur zehn Kilometer von Almenno San Bartolomeo entfernt. Fliegen gehe dann schneller als die 560-Kilometer-Autotour durch die Schweiz.